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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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schaute auf die Eiskatze, die ihre Beine umschmeichelte. Er zitterte vor Nervosität und musste niesen. Rußpartikel rieselten hinab. Als sie aufblickte und in seine Richtung schaute, wurde er so nervös, dass er gleich zweimal niesen musste. Erkannte sie ihn? Ein freudig überraschter Blick überzog das Gesicht der Eisprinzessin und sie machte einen unsicheren Schritt vor, trat auf den Schwanz der Katze, die ihr Gesicht verzog, dann noch einen Schritt, als könnte sie nicht fassen, was sie sah. Dann war sie flink an der Eiswand und stupste mit ihrer Nase daran, wie von innen gegen eine Fensterscheibe.
    Goncko ließ sich auf dem Felsvorsprung nieder, der wie ein steinerner Ring und mit einem Meter Abstand um den Gletscher ging. Er war erleichtert, dass seiner Eisprinzessin die Wiedersehensfreude auch anzumerken war. Eisige Tränen kullerten ihre Wangen hinunter und zerklirrten auf dem Boden. Ihn rührte und freute das so sehr, dass auch er weinen musste. Er senkte den Kopf, damit die warme Luft, die aus seinen Nüstern strömte, sie nicht zurückweichen ließ, und sah, wie seine flammenden Tränen auf dem Felsen ausbrannten. In diesem Moment spürte er, was er alles an Gefühlen unterdrücken musste, um die Liebe zu ihr aufrechterhalten zu können: Er würde nie ihre Eissprache sprechen, sie nie berühren oder sich gar an sie kuscheln können.
    Alles, was er mit ihr haben könnte, war Nähe auf Distanz. Es ernüchterte ihn so sehr, dass augenblicklich Schmerz und Erschöpfung zurückkehrten und er zur Seite sackte, um die verletzte Schwinge aufzulegen.
    Die Eisprinzessin nahm die Hand vor den Mund, im Blick die Sorge um ihn. Er wollte den Kopf schütteln, um ihr zu bedeuten, dass es halb so schlimm war, doch er zuckte erneut schmerzgerührt zusammen. Seine Feuerbällchen schnaubte er in die Spalte. Sie ging die Eiswand entlang und winkte ihn mit sich. Er schob sich an der Felsplatte mit und war gespannt, was sie vorhatte. Sie deutete auf zwei eng aneinanderliegende Eiszapfen auf seiner Seite der Eiswand und er verstand.  
    Er musste sich auf die Hinterbeine stellen, um sie zu erreichen, und zudem aufpassen, nicht in die Spalte zu fallen. Die Schwinge tat entsetzlich weh, als er sie hob. Doch als er sie zwischen die Eiszapfen steckte, schmolz kaltes Wasser über die aufgeriebenen Stellen. Es linderte die Schmerzen auf ein erträgliches Maß.
    Er sah die Eisprinzessin aus dem Augenwinkel und merkte erst jetzt, dass er ihr noch nie so nah gekommen war. Die Oberfläche des vereisten Wasserfalls taute an, trotzdem blieb die Eisprinzessin. Mehr noch: Sie legte ihre Hand auf die Eiswand. Einer Begierde folgend streichelte er mit seiner unverletzten Schwinge darüber. Er wollte sie nur ein einziges Mal berühren. Sie zog die Hand zurück, und an ihrem schmerzverzerrten Gesicht erkannte er, dass er sie verletzt hatte. An der Eiswand war eine ausgeschmolzene Kerbe zurückgeblieben. Er hob ab und schwang sich trotz des neu aufbrandenden Schmerzes mit kräftigen Flügelschlägen auf die Rückseite des Gletschers und spie wütend Feuersbrünste gegen die Felswand. Er hasste sich dafür, dass er so unvorsichtig gewesen war und ihr wehgetan hatte. Er schnaubte Feuerbällchen, während er auf das brennende Moos starrte und den Stein, den er mit Ruß geschwärzt hatte, dann flog er zurück und landete auf dem Felsvorsprung. Sie stand mit dem Rücken zu ihm an die Säule gelehnt und hielt sich die Hand. Wie gern würde er ihr zurufen, dass es ihm leidtat.
    Die Eiskatze guckte zu ihr auf, die Prinzessin ging in die Knie und streichelte das Tier, dann sah sie zu Goncko und lächelte. Alles war gut, dachte er und war erleichtert.
    Sie kam bis ganz nach vorn und legte wieder die Hand an die Eiswasserfalloberfläche. Er unterdrückte den Drang, seine Pranke gegen ihre Eishand zu legen und sich mit ihr verbunden zu fühlen. Die von ihm ausgehende Wärme würde sie wieder verletzen, immer verletzen, vielleicht ihren Tod bedeuten. Sie setzte sich im Schneidersitz, zupfte sich eine Eisblume und roch daran. Er war froh, dass das kleine Missgeschick anscheinend vergessen war, und fragte sich, wie wohl Eisblumen duften, und welchen Geruch sie jetzt in der Nase trug. Eisschmetterlinge klirrten in Schwärmen über sie hinweg, die Katze schnappte nach ihnen. Die Eisprinzessin deutete den Schmetterlingen nach, rieb dann den Bauch und signalisierte ihm, dass gerade so etwas in ihr flatterte.
    Er legte in den Blick all seine Freude, damit sie an

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