Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
seinen Augen sehen konnte, wie glücklich ihn das machte. In ihm sah es nicht anders aus.
Goncko blieb, bis der Mond am Himmel prangte und er den Mann im Mond erspähte. Dieser schob seinen Hut ins Gesicht und legte sich schlafen, tat es der Eisprinzessin nach, die bereits neben der gepflückten Eisblume schlummerte. Der Drache betrachtete noch einmal das Bild, dachte sich, dass er diese Nacht von Eisblumenblättern träumen würde, die sich im Atem der Prinzessin bewegten, dann schlich er auf den Spitzen seiner Pranken von dem Felsvorsprung. Er ließ sich in die Tiefe fallen und schlug erst mit den Schwingen, nachdem er sicher war, dass die Eisprinzessin davon nicht wach werden würde.
***
Uldin schluckte das letzte Stück Zwergfleisch. Morgens war er immer besonders gefräßig. Beim Blick in die leere Truhe knurrte ihm der Magen, obwohl er erst wieder am Abend hungrig sein würde. Er ließ den Deckel auf die Truhe fallen und blickte auf das Strohbett, wo Bonosus gelegen hatte. Wo bleibt er nur?
In dem Augenblick hörte er ihn auch schon »Gebieter« rufen. Als Bonosus seinen einäugigen Kopf hereinsteckte und sein Blick frohe Kunde versprach, ahnte Uldin, dass nun seine letzten Stunden geschlagen hatten.
»Ich habe den Auftrag bereits ausgeführt.« Bonosus hielt Uldin ein paar Eisenkugeln unter die Komplexaugen. Metallene Henkel waren daran befestigt. »Man füllt die Kugeln mit dem Schwarzpulver, zieht an den Henkeln, und in wenigen Sekunden ist man Geschichte!«
Uldin schnappte sich die Eisenkugeln. Er roch und leckte daran und überlegte, wo er sich am besten in die Luft sprengen könnte. Bei den Drachen? Ja. An denen würde er sich gern rächen. Oder vielleicht bei den Zwergen?
»Ich würde gern bei Ihnen bleiben.« Bonosus senkte den Kopf und blickte mit dem Auge zu Boden. Das Zwergfleisch war aufgefressen und der Einäugige würde ihm nicht schwerer im Magen liegen, dachte Uldin und diktierte ihn in die Ecke, um in Ruhe seinen Abgang zu überdenken. Seinen Gürtel würde er sich wohl nur überwerfen. Er war zu fett geworden, als dass er ihn umlegen könnte, doch zum Abnehmen der Pfunde fehlte die Lust. Er legte sich auf dem Boden bequem und sah zu Bonosus. Er fragte sich, wer dieser Einäugige eigentlich war, was in ihm vorging und was ihn bewegte. »Erzähl doch mal ein bisschen von dir.«
Und so erzählte Bonosus, dass er sich gern ins Reich der Elfen geschlichen hatte, um die süßen Dinger zu beobachten. Eine Elfe hatte es ihm besonders angetan, weil sie immer an ihren Zehen rieb, sobald sie sich unbeobachtet fühlte, und ihren Fußpilz mit Flüchen bedachte, die sie aber nicht richtig aussprechen konnte. »Irgendwann einmal war sie aber weg.«
Dann erzählte er, dass seine Mutter den besten Schneckensalat von ganz Samata zubereiten konnte und dass sie ihn jede Nacht gestreichelt hatte, nachdem sie dachte, er würde tief und fest schlafen.
Nach einer Weile hörte Uldin nicht mehr zu. Als er von den Erzählungen nur mehr genervt war, krabbelte er zu Bonosus und lähmte ihn mit seinem Gift.
Die Zeit der Vorbereitungen begann. Als er bereits die dritte Eisenkugel mit dem Schwarzpulver gefüllt hatte, hörte er Geräusche von draußen. Ein weiterer Einäugiger erschien am Eingang. Beide Ohren waren mit Brandmalen versehen, das Zeichen der Oberen. »Ich grüße Sie, General.« Er blickte auf Bonosus, an dessen Bauch Blutrinnsale aus dem Einstich rannen und aus dessen Mund Bläschen blubberten, dann sah er wieder zu Uldin und hielt ihm ein Pergamentschreiben entgegen.
»Was soll das sein?«
»Die Oberen bieten Ihnen mit einem neuen Auftrag die Chance auf Rehabilitierung.«
***
Tarabas wollte nach Tagen mal wieder seinen besten Freund aufsuchen, doch er fand nur seine Großmutter vor.
»Der kommt bald wieder. Hoffentlich!« Sie lag seitlich in ihrem Hühnerfedernbett, den Maulwurf vor sich, und starrte auf ein Kuvert, das mit dem Zeichen der Oberen versiegelt war.
Neugierde war eine Qual, dachte Tarabas, während er beim Warten die Graue Haarige beobachtete. Sie knibbelte an ihrer Lippe, ein Schweißtropfen rann ihre Schläfe hinab. »Was die wohl von Vincent wollen?« Fast apathisch waren ihre Worte. Sinibaldo schnurrte, weil sie ihn mit Streicheln verwöhnte. »Was meinst du? Hätte Vincent etwas dagegen, wenn wir ihn öffnen?«
»Wir können es doch abwarten.«
»Natürlich«, murrte sie. Sinibaldo schnurrte etwas angestrengter. Statt zu streicheln, strich sie nun
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