Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
Vom Netzwerk:
kräftig über sein Fell. Dann gab er einen quietschenden Laut von sich. Ein Schweißtropfen war in seinem Auge gelandet. Die Graue Haarige nahm das nicht wahr.
    »Wo bleibt er nur?« Sie starrte wie hypnotisiert auf das Kuvert. Der Maulwurf hatte unter ihrer Neugierde zu leiden. Sein Schnurren war längst einem gequälten Maunzen gewichen. Tarabas konnte nicht nachvollziehen, wie man auf so ein Schreiben neugierig sein konnte. Vielleicht wurden die Abgaben erhöht oder das Volk der Fettleiber forderte mal wieder ein paar Haarige an.  
    »Es wird bald Krieg geben«, murmelte sie, das Kuvert fixierend.
    »Was? Krieg?« Tarabas horchte auf.
    »Die Sache mit Fumès Untoten hat die Oberen nun endgültig in Aufruhr gebracht.« Nun sah sie ihn doch an. »Sie werden ein riesiges Heer zusammenstellen, um den Abandoniern …« Sie fuhr mit der Handkante quer über Sinibaldos Hals. »... den  Garaus zu machen!«
    Der Maulwurf riss seine Äuglein auf, eines war durch den Schweißtropfen rot unterlaufen. »Maunz?«
    »Wieso das denn?«, wollte Tarabas genauer wissen.
    »Die Oberen hatten schon länger Angst. Sie wissen nicht, wie viele man bereits verstoßen hat, und befürchten, dass die Abandonier in Samata einfallen und sich rächen könnten. Stell dir vor, Tausende wurden verstoßen. Lauter aus der Art geratene. Womöglich haben sie sich gekreuzt und scheußliche Kreaturen geboren. Widerlich!« Sie starrte wie hypnotisiert das Kuvert an. »Vielleicht hat das Schreiben damit zu tun.«
    Jetzt war auch Tarabas so neugierig, dass er schlucken musste. Bekam Vincent die Chance, auf die er, Tarabas, so lange gewartet hatte? Es würde ihn zerreißen. »Vielleicht sollten wir tatsächlich nicht länger warten«, meinte er etwas zurückhaltend.
    Die Graue Haarige schnappte sich das Kuvert, noch bevor er es ausgesprochen hatte. Sie wollte gerade das Siegel entfernen, als Vincent auftauchte. »Gib ihn her.« Es war ihm nicht anzusehen, aber seiner Stimme war es anzuhören, dass er enttäuscht darüber war, dass sie das Schreiben öffnen wollten.
    »Hallo Vincent«, murmelte Tarabas.
    »Ja, hallo.« Er entriss seiner Großmutter das Schreiben, legte sich in das Grasbett und kehrte ihnen den Rücken zu.
    Tarabas fühlte, dass es besser wäre, zu gehen. Die Neugierde war vom Gewissen zerbissen worden. Ihm hätte es ebenso wenig gepasst, wenn jemand in seinen Botschaften geschnüffelt hätte.  
     
    Auf dem Weg zu Fumès Haus hoffte Tarabas, dass Vincent nicht allzu böse auf ihn war und er fragte sich, ob das mit dem Gerücht stimmte? Er kam an einem Trog vorbei, der mit Wasser gefüllt war, und wollte seine Gedanken darin spiegeln. »Litzge! Burccki!«
    Ein Zwerg spähte zum Horizont, als hielte er Ausschau nach einem Feind. Die Axt drückte er an seine Brust. Vor ihm ein Holzhaufen, durch den sich wachsende Flämmchen züngelten. Er blickte sich zu einem Elb um, der vor einem Weiher kniete und mit einem Ruck ein Netz aus dem Wasser zerrte. Zwei Fanderellen zappelten darin.
    Sie grillten die Fische über dem Feuer. Da gluckerte es im See. Der Zwerg schreckte hoch, er keuchte, mit Blick auf die auf der Wasseroberfläche zerplatzenden Luftblasen. Der Elb legte den Spieß beiseite und rappelte sich hoch. »Nur die Ruhe.«
    Da tauchte eine heruntergekommene Meerjungfrau auf. Erst waren ihre strohigen Haare zu sehen, mit vielen kahlen Stellen, dann ein gegerbtes Gesicht mit einer Warze am Kinn. Sie stützte sich am Ufer ab, ihr Runzelbusen baumelte zwischen den Armen.
    Der Elb packte das Schwert und baute sich vor ihr auf.
    »Und vor so etwas hatte ich Angst. Lächerlich!«, sagte der Zwerg und stellte sich neben den Elb. Sie blickten verächtlich auf die aus der Art geratene hinab. Die Augen der Meerjungfrau waren so blau, als hätten sich zwei Ozeane darin gesammelt.
    »Komm! Beenden wir das Elend.« Der Elb hob sein Schwert, mit angewidertem Blick, der Zwerg holte mit der Axt aus. Beide waren bereit, die Meerjungfrau zu töten. Da sahen sie in ihren Augen immer größer werdende schwarze Punkte. Sie beugten sich zur Meerjungfrau vor, und im nächsten Moment sprangen zwei winzige Haie aus den Augen. Die Raubfische wuchsen im Flug auf die Größe der gegrillten Fische und bissen sich in die Hälse von Elb und Zwerg. Sie fielen und versuchten, die Haie von sich zu reißen. Ein Kampf, viel Blut. Die Meerjungfrau zog sich aus dem Wasser, packte die Axt und schlug die beiden tot. Während die Haie zappelnd verendeten, vibrierte der Boden.

Weitere Kostenlose Bücher