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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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wartete, dass sie ranging, spielte er nervös mit dem Schlüsselbund. Es ging ihre Mailbox ran. Enttäuscht legte er auf und erschrak, als ein Bilderrahmen auf dem Boden im Wohnbereich landete, als wäre er dorthin geworfen worden.
     
    Ein Fenster stand offen und der Vorhang flatterte im Wind. Sebastian schloss das Fenster und vergewisserte sich, dass niemand im Raum war. Dann hob er den Bilderrahmen auf.
    Er setzte sich auf das Sofa und schaute auf das eingerahmte Foto seiner Mutter und seines Onkels, auf dem beide lächeln. Ein schwarzes Band an dem Bilderrahmen zeigte, dass beide tot waren. Sebastian wischte den Staub ab und versank in Gedanken, während er es betrachtete.
     
    ***
     
    Es war nach Mitternacht, als Sebastian mit dem Mofa nach Hause tuckerte. Die Kälte fühlte sich durch den Wind noch eisiger an. Das schweißnasse T-Shirt klebte an seiner Haut, der Anorak wärmte nur bedingt. Wenigstens fürchtete er sich nicht, in der Finsternis den Wald zu durchqueren, der sein Dorf von der Kleinstadt trennte. Während der Fahrt machte ihm das schlechte Gewissen zu schaffen. Hätte er seine Mutter wirklich allein lassen dürfen? Gehört es sich überhaupt, mit den Jungs in der Disko abzuhängen, wenn erst vor zwei Monaten sein lieber Onkel ums Leben gekommen war? Aber er musste raus! Raus aus der deprimierenden Stimmung, die zu Hause herrschte, raus aus dem Kaff, das aus ein paar Häusern, zwei Bauernhöfen und drei Misthaufen bestand. Einfach raus, sich mal wieder mit den Kumpels treffen, feiern, sich ablenken. Mutter hatte es so gewollt. Das wird dir guttun, hatte sie gesagt. Das tat es auch, bis er wieder allein auf seinem Mofa und auf dem Weg nach Hause war. Er hätte sie nicht allein lassen dürfen, das sagte ihm ein Gefühl.
    Als er in die Hofeinfahrt bog, brannte kein Licht im Schlafzimmer seiner Mutter. Hoffentlich schlief sie tief und fest, dachte er und lenkte sein Mofa in die Garage. Nachdem er den Motor abgestellt hatte, blieb er noch ein paar Momente sitzen und horchte in die Dunkelheit. Auch sein Onkel hätte gewollt, dass er sich nicht zu lange mit der Trauer aufhalten würde, das redete sich Sebastian ein, das schmälerte seine Gewissens¬bisse. Er stieg von seinem Mofa ab und verschloss die Garage. Auf dem Weg zum Haus kam ihm der Gedanke, dass seine Mutter ihn bewusst weg und in die Disko geschickt hatte.
    Er stellte sich vor, dass sie tot im Bad lag, das Wasser blutrot, die Pulsadern aufgeschnitten, weil Kummer und Vorwürfe sie dazu getrieben hatten. So ein Blödsinn, dachte er, zumal sie ihm das nicht antun könnte. Er ärgerte sich über seine blühende Phantasie und dass ihm der Gedanke den Magen verknotete.
     
    Der Mofaschlüssel landete in der Schale auf der Kommode im Flur. Sebastian legte den Helm ab und hängte den Anorak auf. Dann horchte er nach oben. Es blieb still. Hatte sie ihn nicht gehört? Er musste rauf und nachsehen, ob alles in Ordnung war. Weil er sie nicht ihres Schlafes berauben wollte, schlich er die Treppen hoch. Er drückte die Klinke hinunter und schob die Tür einen Spalt weit auf. Sie gab einen quietschenden Laut von sich. Er lugte hinein. Das Bett war gemacht, die Mutter nicht da. »Mama?«
    Keine Antwort. Ihm schnürte es die Kehle zu. »Mama?«, rief er und lief den Gang weiter zum Bad. Er riss die Tür auf und machte sich auf einen grausigen Anblick gefasst. Doch auch hier war sie nicht. »Mama!«, rief er nun lauter. Er spürte den Pulsschlag auf seiner Zunge und schaute in seinem Zimmer nach. Er rief die Treppen hinunter und auch im Wohnzimmer war sie nicht zu finden.
    »Ich bin hier«, hörte er sie aus der Küche rufen.
     
    Dort war es dunkel, nur zwei Kerzen beschienen die Tarot-Karten auf dem Tisch. Er machte Licht. Sie saß auf der Eckbank und starrte vor sich hin. Ein Kissen hielt sie gegen den Bauch gedrückt.
    »Mensch Mama! Du hast mir ’nen totalen Schrecken eingejagt.« Er eilte zu ihr und nahm sie in den Arm.
    »Ich hab auf dich gewartet.« Sie lächelte gequält.
    »Schau mal.« Er zeigte ihr seine zitternde Hand. »Ich dachte, du hättest dir was angetan.«
    »Wie kommst du denn auf so was?«
    »Naja, wegen Peter, eurem Streit und so.«
    Sie senkte den Kopf. »Damit werde ich wohl leben müssen.«
    »Und was machst du hier?«, fragte Sebastian und nickte zu den Tarot-Karten auf den Tisch.
    »Ach, nur ’ne Spielerei. Reichst du mir mal das Wasser?«
    Er holte von der Küchenzeile das Glas Wasser und reichte es ihr.
    »Wie war es denn in der

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