Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
gleichgültig war und sie nur ihren Spaß wollte, dass ihm schlecht wurde. Sein Magen knurrte, als wäre dieser mit wütend auf sie. Die Nachos lagen schwer im Bauch. Sollte er sie anquatschen? Und so tun, als wäre er ein Fremder?
»Hallo! Nettes Bild. Und dein Profil ist auch sehr ansprechend.« Er spürte seinen Herzschlag bis zum Hals, als er auf Absenden klickte. Eine Meldung erschien, in der stand, dass sie keine Dialoge akzep¬tierte.
Er schaute ihr Profil näher an. Dort wurden virtuelle Geschenke angegeben. Er klickte darauf und sah, dass ein gewisser Talisman83 ihr etliche Geschenke gemacht hatte. Leider wurde das, was er dazu¬geschrieben hatte, nur dem Empfänger angezeigt. Sebastian klickte auf seinen Nicknamen. Dass er auch online war, versetzte Sebastian einen Stich im Herzen. Garantiert chatteten die beiden in diesem Augenblick zusammen. Das tat ihm nicht gut. Also loggte er sich aus und fuhr den Computer herunter.
Auf dem Weg in sein Schlafzimmer zog er sich die Klamotten aus und schleuderte sie zu Boden. Wutabbau. Eine neue Vision wäre schön. Eine, die mich glücklich machen und sich bald erfüllen würde, dachte er und warf sich auf das Bett. Oder es war anders, als es schien? Morgen würde er sie im Geschäft aufsuchen und sich von ihr bezüglich seines achternden Fahrrads beratschlagen lassen. Dann würde er ja sehen, ob sie sich freute, ihn zu sehen.
***
Linda sah angespannt auf den Laptop. Sie war im Chat eingeloggt und chattete bereits seit einigen Stunden mit Talisman83. Er hatte sie wie einige Male zuvor durch sexuelle Phantasien zu Orgasmen getrieben. Doch nun wollte er mehr. Er war bereit für ein reales Treffen. Anonym. Hemmungslos. Der pure Sex. Im Freien. Sein letzter Satz lautete:
‚glaub mir, das wird ein erlebnis, an das du dich noch im sterbebett erinnern wirst.‘
Doch Linda ging das eine Spur zu weit. Sie tippte 'nein' und wollte gerade die Returntaste drücken, da wurde angezeigt, dass Talisman83 etwas schrieb. Kurz darauf erschien:
‚man lebt nur einmal. trau dich ...‘
Sie zögerte, überlegte, und schloss dann ihre Beine, weil es in der Beckengegend kribbelte. Sie lächelte, während sie einige Male auf den Löschen-Button drückte, bis jeder Buchstabe vom 'nein' verschwunden war. Sie war überzeugt worden. Kurz darauf erschien bei ihrem Nicknamen:
‚ok, lass es uns machen!‘
***
Sebastian kam mit seinem achternden Fahrrad in das Geschäft, in dem Linda arbeitete. Er wusste nicht, ob er sie nach dem Grund fragen sollte, warum sie sich nicht gemeldet, oder auf seine Anrufe und SMS reagiert hatte, schließlich wollte er sie nicht bedrängen. Andererseits wollte er doch wissen, woran er bei ihr war. Ihr Verhalten verunsicherte ihn extrem. Aber vielleicht würde sie ja von selbst sagen, warum sie sich so rar gemacht hatte. Linda stand bei einem Kunden und beriet ihn, als sie auf Sebastian aufmerksam wurde. Sie entschuldigte sich bei dem Kunden und kam lächelnd zu Sebastian. Ein gutes Zeichen. Erst da bemerkte sie das lädierte Fahrrad. »Ohje. Das schöne Rad ...«
»Ich hab nen LKW gerammt.« Erleichtert darüber, dass sie so positiv auf sein Erscheinen reagierte, fiel es ihm leichter, locker zu bleiben.
»Und? Ist der LKW zu Schaden gekommen?« Sie mussten schmunzeln. Dann betrachtete sie es näher. »Da wird sich die Reparatur nicht lohnen.«
»Für ein neues fehlt mir das Geld.«
»Hm ...«
»Konnte dich gestern leider nicht erreichen ...« Ihm kam die Frage nun doch über die Lippen. Linda war anzusehen, dass sie solche Annäherungen nicht besonders mochte. Sie blickte sich nach dem Kunden um. Er ärgerte sich, dass er sie überhaupt darauf angesprochen hatte.
»Du, ich muss wieder zurück«, sagte sie und es klang nach Flucht.
Er ging in die Offensive, zumal er nicht wusste, wann er sie dann erreichen konnte. Und darauf warten, dass sie sich melden würde, darauf hatte er keine Lust. »Ich wollte auch nur fragen, ob wir uns heute Abend sehen können? Wenn du magst, kannst du auch gerne wieder über Nacht bleiben.«
»Heute gehts nicht ...«
»Weil?«
»Ich bin anderweitig verabredet.«
»Aha ...« Diese Info irritierte und verunsicherte ihn zugleich. Er klammerte sich am Fahrrad, als wäre es sein Halt.
»Also ich muss ...«
Auch wenn er es eigentlich vermeiden wollte, ihr zuviele Fragen zu stellen, so wollte er garantiert nicht noch mehr verunsichert werden. »Was ist denn das für ein Date? Hast dich verliebt?«
Linda
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