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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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rutschte ihr von der Schulter. »Pass doch auf!«, rief sie dem Blondschopf nach, doch der winkte ab und jagte weiter auf dem Gehweg dahin. Die Katze flüchtete vor dem Radfahrer hinter die parkenden Autos. Alena sah einen Mazda aus der Gegenrichtung kom¬men. Sie hörte ein Hupen, blockierende Reifen, dann einen dumpfen Schlag.
    Der Mazda hielt nicht an. Alena ahnte, dass es die Katze erwischt hatte und eilte zu der Stelle, an der die Zigarettenpackung lag. Da lag sie auf der Straße, die Katze, halb tot. Die Gedärme quollen aus dem Bauch, die Pfoten zuckten. Glasige Augen.
    Dem Leiden des Tieres musste ein Ende gesetzt werden! Alena presste die Tasche gegen ihre Seite und ging zögerlichen Schrittes bis zur Bordsteinkante, wandte sich dann aber ab. Dazu war sie nicht in der Lage. Sie rannte die Treppe hinauf und hätte am liebsten losgeheult. Weil sie zu schwach war, hatte die Katze daran zu leiden. Ein schlaksiger Student kam ihr entgegen. Er schob seine Brille die Nase hoch und warf Alena durch die dicken Gläser bewundernde Blicke zu. »Hallo, schöne Frau!«
    »Kannst du mir helfen? Bitte!«
    »Aber gern doch, schöne Frau.«
    Alena deutete auf die Straße.
    »Die Katze dort?«, fragte er.
    »Du musst sie töten. Bitte!«
    »Da hole ich mir nur eine Krankheit.«
    »Bitte, mach schnell!«
    »Hm, aber nur, wenn du mit mir ausgehst, so als kleines Danke¬schön.«
    Ja, und dann die Beine breitmachen, dachte Alena und drehte ihm den Rücken zu. Ihr Scheißkerle widert mich so dermaßen an!
    Sie warf die Haustür hinter sich ins Schloss.
    In ihrem Postfach steckte zwischen zwei Werbeprospekten ein leicht zerknitterter Brief. Er war nicht frankiert, also persönlich abgeliefert. Sie bekam häufig Liebesbriefe, die sie nur überflog und dann in den Papier-korb warf. Die Typen wollten sie fürs Bett, meistens noch mehr: eine Beziehung. Dafür fehlte ihr jegliches Interesse.
    Der Brief stammte von Martin. Vielleicht bedankte er sich für das Verarzten. Oder er entschuldigte sich. Aber wofür eigentlich? Er konnte nichts dafür, dass sie so empfindlich war, wenn es um ihren Stoffmond ging. Sie vermutete keinen Liebesbrief, dafür war Martin zu schüchtern. Oder vielleicht doch? Er hatte etwas an sich, das Alena nachdenklich stimmte, und das sie nicht greifen konnte. Sie gab dem Brief eine Chance und steckte ihn in die Tasche. Die Werbeprospekte warf sie in ein fremdes Postfach.
     
    ***
     
    Alena sah zum Fenster hinaus in die Nacht. Laternen leuchte¬ten die Straße aus und sie konnte einen dunklen Fleck aus¬machen, dort, wo nachmittags die sterbende Katze gelegen hatte. Sie kurbelte den Rollladen herunter. Der Brief lag neben dem Stoffmond auf dem Bett. Noch hatte sie ihn nicht geöffnet, weil sie erst von den Gefühlen Abstand gewinnen wollte, die durch die überfahrene Katze ausgelöst worden waren. Sie setzte sich aufs Bett und drehte den Brief im Licht der Nachttischlampe hin und her. Auf der Rückseite war ein Kleeblatt befestigt. Sie kratzte es an, während sie Martin vor sich sah, wie er vom Keltern erzählte, den Blickkontakt scheute und den Tauben Haselnüsse vor die Schnäbel warf.
    Langsam bekam sie eine Ahnung, was ihn von anderen Männern unterschied: Bei ihm fühlte sie sich nicht wie ein Püppchen oder ein Stück Fleisch. Vielleicht würde er den Menschen in ihr erkennen, der sie war.
    Alena angelte eine Schere aus der Schublade und öffnete den Brief.
    »… ich habe mir viele Gedanken gemacht, über dich und so …«, las sie und stockte, weil sie die fahrige Schrift kaum entziffern konnte. »… und du hast bestimmt bemerkt, dass ich schüchtern bin. Und an dem Abend, wo du mich verbunden hast, da habe ich Flicken gesagt, nicht dass du da was falsch verstanden hast. Wäre schade, weil ich dich …« Sie kniff die Augen zusammen und hielt den Brief näher, er roch eigenartig süßlich. »… unbedingt kennenlernen möchte und du für mich das schönste Wesen bist, das ich je gesehen habe und ich immerzu an dich denken muss …«, fuhr sie fort und überflog den nahezu unle¬serlichen Rest. Sie ließ die Hände sinken, der Brief glitt ihr aus den Fin¬gern. Irgendetwas stimmte nicht. Das Papier war mit einem Parfüm eingestäubt, dem Parfüm, das ihre Mutter immer benutzt hatte.
    Magensäfte stießen Alena sauer auf, als Gedankenfetzen sie an jene schreckliche Nacht erinnerten: Mutter hatte sich hingekniet, die Hände waren blutverschmiert gewesen. Sie zerrte Alena unter dem Bett hervor.
    »Hure!«,

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