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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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schrie sie und trat ihr in den Bauch und auf den Kopf. Polizisten zogen Mutter weg, die wild um sich schlagend immer wieder »Hure« geschrien hatte.
    Alena rieb sich vergeblich mit dem Unterarm den Geruch von der Nase. Sie sprang auf, lief ins Bad und erbrach sich über der Kloschüssel. Als sie zurückkehrte, zerknüllte sie das Schreiben und warf es weit von sich, dieses vergiftete Stück Papier. Sie löschte das Licht, rollte sich unter der Decke zusammen und versuchte, sich von einer Seite auf die andere in den Schlaf zu wälzen.
    Sie fühlte sich leicht wie auf einer Wolke und stand auf einer Wiese. Die Sonne war über ihr, die Luft flirrte.
    »Alena!«
    »Papa?« Sie suchte mit den Augen den Wald ab, der sich in der Ferne erhob. Sonnenstrahlen brachen durch die Kronen und überfluteten den Waldboden, der üppig mit Moos bewachsen war. Schmetterlinge flatter-ten um die Baumstämme. Papa kam hinter einem Busch hervorgeschli-chen. Er hatte ihren Stoffmond unter den Arm geklemmt und strich sich Tannennadeln aus den Haaren.
    »Alena!«, rief er, winkte und lachte ihr zu.
    »Papa!«, juchzte sie. »Papa!« Sie lief los, kam aber nicht voran.
    »Papa!«, ächzte sie und fühlte tiefe Beklommenheit.
    Er winkte fortwährend. »Alena!«, rief er mit gleichbleibender Heiter¬keit.
    Eine Wolke verdunkelte das Firmament. Düstere Schatten fielen auf den Wald. Die Bäume ließen Blätter und Nadeln fallen und die Äste hängen. Schimmel befiel die Baumrinden, das Moos wurde glitschig, braun.
    Alena sammelte alle Kraft, wollte zu ihm in seine Arme und stürzte über einen Maulwurfshügel. Als sie aufsah, war er fort.
    »Papa?« Mit ungeheuerer Anstrengung mühte sie sich auf die Beine und sah sich um. »Papa?«
    Die Mutter erschien aus dem faulenden Wald, ein in Leinen gewickel¬tes Bündel hinter sich herziehend. Sie schlug den Stoff beiseite und legte Milans weißen Körper frei. Mit der Faust drohte sie, die hasserfüllten Augen fest auf Alena gerichtet.
    Die Wolke schwärzte den Himmel. Der Schatten griff auf die Wiese über und fraß das Gras bis hin zur Mutter.
    »Pass auf!« Alena ruderte mit den Armen, die Mutter schimpfte weiter. Das Narbengewebe am Hals wucherte über ihr Gesicht.
    Plötzlich war es stockduster und Alena stand knöcheltief im Schlamm.
    »Papa? – Mama?« Sie flüsterte in das Schwarz hinein. »Ist hier jemand?«
    Die Wolkendecke riss auf, und der Mond erschien als schmale Sichel. Er leuchtete auf einen kahlen Busch. Dahinter kauerte ein nackter Mann. Bleich war er. Plötzlich bekam sein Gesicht Risse und eine haa¬rige Schnauze trat hervor, die Haut platzte und ein Werwolf schälte sich aus dem Körper, schüttelte Hautfetzen von sich. Die Bestie kam ge¬duckt aus dem Versteck geschlichen. Alena wollte fliehen, doch Schling¬pflanzen verwurzelten sie in der Erde. Die Augen des Werwolfs suchten umher und leuchteten auf, als sie Alena erspähten. Ein dumpfes Grollen drang aus seiner Kehle, während er sich heranpirschte und eine damp¬fende Spur nach sich zog. Alena versuchte zu schreien, als eine raue Zunge ihre Beine aufwärts leckte. Doch sie brachte keinen Laut hervor.
    Wild um sich schlagend wachte Alena auf.
    »Geh weg von mir! Verschwinde!« Sie knipste die Nachttischlampe an, fasste nach der Schere und sah sich um. Sie war bereit, auf alles einzu-stechen, was sich ihr näherte.
    Es war nur ein Traum, nur ein Traum … Langsam legte sie die Schere zurück und lehnte sich mit dem Stoffmond im Schoß gegen die Wand.
    Schweiß rann von ihrer Stirn und salzte die Augen. Alena drückte den Stoffmond gegen das Gesicht, der Tröster linderte den brennenden Schmerz. Sie wiegte sich vor und zurück.
    »Ich will doch nur Ruhe! Ruhe und Frieden, mehr will ich nicht«, murmelte sie, während sie den Stoffmond wieder in den Schoß legte.
    Alena befühlte die Narbe über der Augenbraue und entdeckte im Lichtkegel der Nachttischlampe Martins Briefknäuel am Fuße des Bücherregals. Sie holte sich das Schreiben und fetzte es in Stücke.
     
    ***
     
    Martin schreckte hoch und wäre fast vom Sofa gefallen, seiner Schlafstätte. Er brauchte einige Momente, um sich zu sammeln, sich von dem schlechten Traum zu lösen. Dann blies er die Backen auf und schnaufte sich die Anspannung aus dem Körper.
    »Der Brief wird ihr gefallen«, murmelte er, während er nach seiner Armbanduhr tastete, die neben dem Sofa auf dem Teppichboden lag. Es war fast Mittag.
    »So spät?« Mit einem Ruck setzte er sich auf und sah zu

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