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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Schoß eines bulligen Typen saß. Alena! Seine Alena! Die hohe Stirn des Kerls verfinsterte sich zu einer drohenden Gebärde, als Martin sie anstarrte. Fest drückte dieser Alena an sich, seine Blicke knurrten. Martin schien es, als würde Alena durch ihn hindurchsehen. Er wollte auf sie zugehen, sie rütteln, auf sich aufmerksam machen, doch er wagte nicht, einen Fuß in ihre Richtung zu setzen.
    »Was starrst du so blöd? Hau ab!«, rief der Kerl.
     
    Martin lehnte sich gegen eine moosbewachsene Gassenmauer und ließ sich auf das Pflaster sinken. Dass jemand auf die Stelle neben ihm uriniert hatte und überall Zigarettenstumpen lagen, war ihm egal. Gegenüber lag die Gastwirtschaft, in der er mit Alena hätte frühstücken wollen. Durch ein gekipptes Küchenfenster quoll Fritteusenrauch und es roch nach fettigen Pommes und Currypulver. Martin legte den Teddy in den Schmutz, kratzte die Wunde am Unterarm auf und hob den Ellenbogen auf Augenhöhe. Reglos betrachtete er das Blutrinnsal, das von seinem Arm auf die Hose tropfte.
    »Mami!«, hörte er eine Kinderstimme und sah auf.
    »Was macht der Mann da?« Die Frau mit der gelben Handtasche und den hochgesteckten Haaren gab keine Antwort und zog das Mädchen zur Eingangstreppe der Gastwirtschaft. Martin nahm den Teddy und wischte sich mit dem Bärenbauch das Blut vom Arm.
    »Ich hätte dich vor ihr in Stücke reißen sollen. Diese Schlampe!« Mit einem Kieselstein ritzte er Kreuze in die Knopfaugen des Teddys.
    Martin lehnte sich zurück, den Hinterkopf fest gegen die raue Mauer gedrückt. Die Leute, die an ihm vorübergingen, nahm er nicht wahr. Er saß dort, bis es dunkel wurde, den Teddy im Schoß, und überlegte, warum es nicht geklappt hatte. Vielleicht war alles nur ein Missverständ-nis? Aber dann wäre sie ihm nachgegangen, hätte irgendwas gesagt.
    Im Eingangsbereich der Gastwirtschaft ging das Licht an, ein Kellner verkettete auf der Terrasse Tische und Stühle und verriegelte die Tür zum Lokal. Im Hinterhof flatterten Cordhosen und Unterhemden auf der Wäscheleine. Martin sah zu den Wolken, die sich über Smutkov auf-getürmt hatten, war in Gedanken bei Alena und dem Kerl auf der Park-bank. Er hätte sie prügeln sollen!
    Der Wind frischte auf, Martin fröstelte und als er das Hemd fester um sich zog, hörte er ein dumpfes Geräusch. Im Hof der Gaststätte lag eine umgekippte Mülltonne, der Deckel rollte davon, und eine rote Plastik¬tüte wirbelte um zerdrückte Milchpackungen. Seine Stimmung kippte, er brauchte Trost. Und so machte er sich auf den Weg zur Apolena.
    Vor seiner Brücke blieb er stehen. Der Fluss strömte knapp unter dem Brückenboden dahin. Stieg er weiter an, würde er die Brücke fluten. Sollte er doch! Zwei unsichere Schritte, dann fasste Martin Mut, stampfte weiter und entdeckte zwischen zwei Geländerpfosten eine Kreuzspinne, die sich nur mühsam im Netz halten konnte. Er fegte das Tier auf den Boden und zertrat es, packte den Teddy und spuckte ihn an. Speichel rann dem Stofftier über die zerkratzten Knopfaugen, wäh¬rend Martin den Schnürsenkel aus der Hosentasche zog. Er knüpfte einen Knoten um den Bärenhals und erhängte den Teddy am Holz¬geländer.
    Da stand er nun, umkrallte den Handlauf und starrte auf die Apolena, an deren Oberfläche sich Laternenlicht brach.
    »Du siehst, dass meine Pläne durchkreuzt wurden«, brachte er hervor, dann schluchzte er, fühlte sich als Versager und drückte die Hände gegen das Gesicht.
    »Schon gut, schon gut. Ist nicht so schlimm, geht schon wieder.« Er atmete kräftig durch und sah sich um.
    Laub wirbelte um die Weiden, die sich an den Uferseiten zur Erde bogen, und der Himmel war dunkel von rumorenden Wolken.
    Er dachte an Alena und daran, wie sie ihn zu sich in die Wohnung geführt hatte, wie sie seine Wunde verband. Er konnte ihren Veilchen¬duft riechen. Daumen und Zeigefinger drückte er in seine Augen und presste die Tränen zurück, während er Mühe hatte, sich mit der anderen Hand festzuhalten und dem Wind zu trotzen.
    Er stellte sich vor, wie Alena diesen Kerl in ihr Zimmer führte, ihn küsste. Wie er über ihren Bauch streichelte, sie zum Stöhnen brachte. Wie sie sich mit den Händen an ihrem Schreibtisch abstützte, hinter sich den Kerl hatte. Wie er ihren Rock hochschob, seine Hose fallen ließ, und in sie eindrang.
    »Diese verdammte Schlampe!« Martin boxte gegen das Geländer und riss sich die Hand blutig. Alles kam ihm so sinnlos vor, sein ganzes Dasein. Es musste

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