Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
zunehmend stürmischer, bis sie sich schnell ihrer Klamotten entledigten und es zu einem heftigen Quickie kam.
Nach wenigen Minuten lagen sie schwer atmend nebeneinander und sahen zur Decke hoch. Sie hörten dumpf ‚Fiesta Mexicana‘ von Rex Gildo und Sebastian musste schlagartig an seinen Traum denken, in dem er Felix sah, wie er den Schlager im Auto gehört hatte, kurz bevor er seinem Onkel den Weg schnitt und der den tödlichen Unfall baute.
»Da feiert einer wohl eine Fiesta«, sagte Melissa und schmunzelte.
»Das ist Felix. Der hört Schlager rauf und runter«, murmelte er geistesabwesend.
»Alles in Ordnung?« Sie hatte seinen Blick bemerkt. Er brauchte sie jetzt, mehr denn je und zupfte an ihr. »Halt mich.«
Sie drückte ihn, das tat ungemein gut und die schlechten Gefühle lösten sich auf.
»Geht schon viel besser«, flüsterte er und sie meinte, dass der Sex mit ihm wundervoll war, auch wenn sie erwartet hätte, dass ihr erstes Mal eher mit einem langen Vorspiel beginnen würde.
»Wir werden noch viele lange Vorspiele haben«, sagte er und sie war sich dessen auch sicher. Sie schaltete das Radio ein, um die Schlager über ihnen zu übertönen und mümmelte sich an seine Brust. »Du machst jetzt die Augen zu«, sagte sie. »Und erzählst mir, wie unsere Zukunft aussehen wird.«
Er wollte ihr den Wunsch erfüllen, obwohl er nicht sicher war, überhaupt etwas zu sehen. Noch hatte er keine Kontrolle über seine Gabe. Er schloss die Augen und wartete.
Nach einigen Momenten wich die Schwärze einem Dämmern. Er sah Melissa und sich auf einem Feldweg spazieren. Händchen haltend. Sie wirkten sehr glücklich. Das nächste Bild zeigte sie in einem feinen italienischen Restaurant, wo unter den gläsernen Tischplatten Puppen und sonstige Deko zu sehen waren.
»Das ‚La Commedia‘, mein Lieblingsitaliener!«, ließ sie ihn wissen. »Was siehst du noch?«
Er beschrieb eine ältere Frau mit kurzen, brünetten Haaren. Sie hatte eine Narbe an ihrer Augenbraue und hing gerade die Wäsche an einer Leine im Garten auf, als Melissa und Sebastian bei ihr auftauchten und Melissa ihn als ihren Freund vorstellte.
»Das ist meine Mama!«, sagte Melissa erstaunt und weckte Sebastian aus seinen Gedanken. »Ein bisschen kleiner als ich und zierlich?«
»Ja.«
»Wahnsinn, was du alles sehen kannst.«
»Woher stammt die Narbe an ihrer Augenbraue?«, wollte er wissen und schob sich eine Praline in den Mund.
»Da ist sie mit dem Fahrrad verunglückt. Aber erzähl weiter. Was siehst du noch?«
Er schluckte die Schokolade runter, schloss die Augen und das Zukunftskino lief weiter. All die Bilder, die sich ihm auftaten, erfüllten sein und ihr Herz mit vielen Glücksgefühlen. Sie lachten viel, reisten um die Welt und irgendwann stand sie vor ihm, mit einem breiten Grinsen, und verkündete, dass sie schwanger war. Ihr Kind vervoll¬ständigte ihr Glück, so jedenfalls sah es für Sebastian gerade in seinem Kopf aus.
»Wie sieht es aus? Wie sieht es aus?« Melissa war vor Vorfreude sehr hibbelig. Er sah das Kind wachsen. Ein Mädchen. Braune, lange Haare, sprachbegabt, lieb, ein Engel in Menschengestalt. Große blaue Augen.
»So groß, als hätte man zwei Ozeane darin gesammelt?«, fragte sie und er entgegnete, dass die noch viel größer waren.
Ein verträumtes »Hmmmm«, entwich ihr. »Und welchen Namen haben wir ihr gegeben?«
Zeitgleich sagten sie den Namen »Vivianne.«
»Unglaublich«, sagte sie und ihm war ebenso zumute und sah im nächsten Moment eine Lotteriesendung voraus. April 2030. »Schnell!«, sagte er. »Hol dir Stift und Zettel aus der Kommode. Die Lottozahlen.«
Sie sprang auf, und während sie sich das Schreibzeug holte, setzte er sich auf und konzentrierte sich. Zwei Minuten später hatte sie die Zahlen notiert. Ihr freudiger Blick auf den Zettel wich einem traurigen. »2030 wird es ‚Edelweiß‘ nicht mehr geben. Pferde werden normalerweise keine 40.«
Er konnte nicht darauf eingehen, weil die nächste Vision seine Aufmerksamkeit forderte. Er sah eine Sondersendung zu einem Doppelmord voraus. Gesucht wird eine junge Ausreißerin mit einem Teufel-Tattoo am Hals. Sie hatte eine Mutter und ihr Kind hinterrücks erschossen. Dass es sich dabei um die Tochter von Maurice und Linda handelte, wusste nun Sebastian.
In seinen Kopf spielte sich dieses Mord¬szenario erneut ab, wie er es so oft bereits gesehen hatte. Das Gothic-Girlie mit dem Teufel-Tattoo ging auf Angriff über und zog eine Pistole.
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