Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
die Sahnehaube zerstocherte.
»Und war dieser Jakob wieder blind?«
Alena nickte.
»Wolltest du nicht etwas essen?« Magdalena schmunzelte, mit Blick auf den Pudding.
»Gleich.« Alena stellte ihn neben das Gießkännchen. »Und wie war es mit Petr?«
»Och, wir haben über Eier philosophiert.«
»Ja?«, fragte Alena und sah vor dem inneren Auge, wie Marmelade von Ondrejs Brötchen tropfte. Sie hatte diesen Vanillegeruch in der Nase und liebend gern würde sie den Schlager summen, der in dem Café gespielt worden war.
»Hörst du mir überhaupt zu?«
»So?«
»Ja, so! Und dann hab ich von Petrs Hoden ein Ei abgeschnitten und es gekocht«, erzählte Magdalena.
»Schön«, murmelte Alena und fragte sich, was Ondrej wohl gerade tat und wann sie sich wiedersehen würden.
»Ich hab es seinem Vater serviert. Er hat die Haare von dem Ei geschoben, das Ei geköpft und weißliche Flüssigkeit lief herunter, die Tischdecke saugte sich voll.«
»Hmhm«, brummte Alena und erschrak, weil sie die Vorlesung nicht verpassen wollte. »Wie spät haben wir?«
Magdalena lachte, stand auf und zupfte sich einen Fussel vom Hemd. »Du hast noch eine Stunde. Hoffentlich bist du da auch so aufmerk¬sam.« Sie verließ das Zimmer.
Alena sammelte die Unterlagen zusammen, der Magen schmerzte. Ihr fiel ein, dass sie sich einen Pudding geholt hatte und sie suchte das Zimmer danach ab. Wo hatte sie ihn nur hingestellt?
***
Petr ließ die Kupplung kommen, der Gang krächzte, Vlado und er wurden nach vorn geschubst, der Motor starb ab.
»Bist du zu blöd zum Auto fahren?«, giftete Vlado.
Ein zweiter Versuch. Es klappte. Petr fuhr mit bedächtiger Geschwin-digkeit die Straße entlang.
»Wie ein Rodeo-Reiter«, sagte Petr, um die Stimmung aufzulockern. Er bemerkte Vlados fragenden Blick und nickte auf eine Biene, die auf der Windschutzscheibe dem Fahrtwind trotzte.
»Pass auf«, stieß Vlado hervor.
Petr riss das Lenkrad nach links. »Das war knapp.« Er sah im Rückspiegel den Fahrradfahrer immer kleiner werden. »Den hab ich glatt übersehen.«
»Konzentrier dich bitte auf die Straße«, erwiderte Vlado gereizt.
»Ja, schon gut. Alena kommt also nicht mit?«
»Siehst du sie irgendwo?«
Petr sparte sich weitere Versuche, die Situation zu entspannen. Er konnte es kaum erwarten, die Fahrt hinter sich zu bringen und trat ein bisschen stärker auf das Gaspedal.
Nach einer Weile fing Vlado an zu erzählen: »Ich werde zu ihrer Mutter gehen, sobald ich zurück bin.«
Wenn Magdalena davon erfuhr, würde sie wissen, dass Petr sein Versprechen gebrochen hatte.
»Und wozu soll das gut sein?« Er sah zu Vlado hinüber.
»Du sollst dich aufs Fahren konzentrieren.«
»Ja, schon gut«, bemerkte Petr.
»Hab ein bisschen recherchiert. Gibt ja nicht so viele Pejsarovas. In Viska finde ich sie, glaube ich.«
»Und dann?«
»Ich werde ihr ein bisschen auf den Zahn fühlen. Mich interessiert brennend, warum Alena mir so eine Lügengeschichte aufgetischt hat. Könnte spannend werden.«
»Ich denke, das ist keine so gute Idee.«
»Überlass das Denken mir. Achte lieber auf die Straße.«
Petr war es langsam leid, als Sandsack herhalten zu müssen. Mecha-nisch hörte er Vlado zu und verlor sich mehr und mehr in seinen eigenen Gedanken. Liebend gern wäre er jetzt mit Magdalena zusam¬men. Vlado interessierte es einen Dreck, was in ihm vorging.
»Halt an!«
Petr stieg alarmiert auf die Bremse und stoppte am Straßenrand. »Was ist denn los?«
»Den Typen dort, den kenne ich.« Vlado deutete auf einen Maler, der vor einer Staffelei unter dem Blätterdach einer uralten Linde stand, mit Blick auf das Industriegebiet.
»Soll ich hupen?«
»Lass mal«, entgegnete er und legte den Gurt ab. »Mit dem habe ich noch eine Rechnung offen.« Er stieg aus dem Auto, ohne die Türe zu schließen und stampfte auf den Maler zu.
Petr sah ihm nach. Jetzt wird es gleich zur Sache gehen, dachte er, beugte sich hinüber auf den Beifahrersitz und lauschte.
»Was suchst du hier?«, fauchte Vlado. Der Maler wandte sich erschrocken um, drehte sich dann aber wieder seinem Bild zu, als wäre Vlado nur eine Einbildung gewesen. Der holte etwas aus der Hosen¬tasche. Was war das? Ein Messer? Er drückte es dem Maler in den Rücken. »Ich mach dich kalt, wenn du nicht die Fliege machst.«
Petr schluckte. Ist der jetzt komplett verrückt geworden? Petr wollte schon rufen, irgendwas, da hörte er den Maler sagen, dass das kitzelt und Vlado doch bitte damit
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