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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Bierdeckel kreiseln. Ein Ziehen an den Füßen erinnerte sie an die Blasen. »Das beweist gar nichts«, erwiderte sie und stellte das Glas ab. »Die Wissenschaft geht davon aus, dass es sich dabei um Halluzina¬tionen handelt.«
    »Du glaubst also wirklich nicht an Gott?«
    »Ich studiere Medizin«, antwortete Alena und dachte daran, dass es keinen Gott geben konnte. Er hätte ihre zahlreichen Gebete erhört, damals, als sie sich an einer Jesusfigur die Stirn wund gerieben hatte.
    »Interessante Antwort.« Ondrej zupfte an seinem Ohrläppchen, sein Blick ging ins Weite.
    Konnte Alena ihr bisheriges Leben noch einmal ansehen? Immer und immer wieder? Ein pelziger Geschmack bildete sich auf der Zunge. Ihre Hände fingen zu zittern an, als Erinnerungsfetzen in ihr Gedächtnis flatterten. Nicht jetzt, dachte sie, nicht vor Ondrej. Ein Blick und er würde sehen, dass etwas nicht stimmte, und womöglich nachbohren. Sollte sie aufstehen, ihm sagen, ihr sei mit einem Mal schlecht geworden und dann gehen?
    Die Bedienung servierte am Nebentisch eine Wurstplatte und einen Korb mit Brötchen.
    Oder sollte sie doch ein Frühstück bestellen? Das würde sie vielleicht ablenken. Zudem würde das bisschen Orangensaft nicht reichen, um den ekligen Geschmack auf ihrer Zunge fortzuspülen.
    Der Hund jaulte auf, anscheinend war die Bedienung auf seine Pfote getreten. Ondrej wachte aus seinen Gedanken auf und warf einen kurzen Blick auf den Rauhaardackel. Die Bedienung entschuldigte sich, der Kerl wischte es mit einem »Er wird es überleben« weg.
    Als Ondrej sich wieder seinem Kaffee zuwandte, sah Alena, dass er lächelte. »Was ist?«
    »Ach, ich hab mir die Nahtoderfahrung eines Dackels vorgestellt.«
    »Erzähl.«
    »Seine Hundeseele schaut zu, wie er in frühen Jahren ein am Boden aufgetürmtes Badetuch begattet.«
    »Und wie er sich vor einer kleinen Spinne fürchtet«, rätselte Alena mit.
    Ondrej kratzte sich an der Schläfe, räusperte sich. »Da geht’s mir ähnlich. Ich hab mich einmal drei Meter vor eine Spinne postiert, die so klein war, dass man sie aus der Entfernung gar nicht mehr sehen konnte und sprühte mit Backofenspray in die Richtung dieser Kreatur«, sagte er und fügte schnell hinzu: »Aber mit einem Badetuch hatte ich noch kein Verhältnis.«
    Alena musste schmunzeln und wunderte sich, dass sie dazu in der Lage war. Sie hatte mit keinen Schweißausbrüchen zu kämpfen und das Zittern war nicht zu spüren. Ein Frühstück war nun nicht mehr nötig. Sie horchte in sich hinein und fühlte sich unbekümmert, gar ein bisschen übermütig. »Es gibt keinen Gott«, sagte sie herausfordernd. »Dein Bekannter hat einfach all das, was er in seinem Leben gesehen hat, zu einem bunten Bilderrausch vermixt.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    »Hatte ich eigentlich erwähnt, dass Jakob ein Blinder ist? Und schon als Baby sein Augenlicht verloren hat?«
    »Aber Blinde haben Träume«, erwiderte Alena.
    »Kann sein. Aber wieso konnte er sagen, wie der OP-Raum ausgestattet war? Und ist es wirklich nur Zufall, dass die Assistenzärztin tatsächlich ein Mädchen hat, das neu in der Kinderschule angemeldet wurde? Er muss es gesehen und gehört haben.«
    »Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass beim Sterben das Leben an einem vorüberzieht und man auch die Gedanken anderer hören kann?«
    »So ungefähr«, meinte er.
    »Dann denk ja nichts Falsches.« Sie schenkte ihm im Spaß einen drohenden Blick und nahm den letzten Schluck Orangensaft.
    »Das Geheimnis kann ich dir schon verraten.« Er machte eine kleine Pause und sagte dann: »Ich denke mir, dass ich dich gut leiden kann.«
    Alena verschluckte sich und der Kerl am Nebentisch rief der Bedienung nach, dass die Butter fehlt.
     
    ***
     
    Alena goss die Margerite auf dem Sims in ihrem Zimmer und war in Gedanken noch immer im Frühstückscafé und bei Ondrej. Ihr Magen knurrte um Aufmerksamkeit. Sie stellte das Gießkännchen auf das Bücherregal und wollte sich eine Kleinigkeit zu essen holen. Es klopfte an der Tür.

»Komm rein.«
    Magdalena warf sich auf das Bett.
    »Hey«, protestierte Alena, »das habe ich frisch gemacht.«
    »Ja?« Sie zerwühlte das Kopfkissen und sah Alena herausfordernd an. »Ups!«
    »Miststück.«
    Magdalena lachte und stützte den Kopf auf die Hände. »Erzähl. Wie war es mit Ondrej?«
    »Ich hole mir schnell etwas zu essen.« Alena eilte in die Küche, kehrte mit einem Schokopudding zurück und lehnte sich gegen den Schreib¬tisch. Sie erzählte, während sie

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