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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Magdalena
     
    Er dachte an das Haus von dem alten Zdenek, mit den bretter-vernagelten Fenstern und dem Unkraut im Garten. Petrs Leben fühlte sich so ähnlich an. Bei den Zeilen auf dem Kärtchen war ihm, als würde jemand an der Haustür klopfen.
    Natürlich wollte er jemanden an seinem Leben teilhaben lassen, auch wenn er niemals damit gerechnet hätte. Doch was gab es über ihn zu erfahren? Das schlechte Gewissen rief den alten Kopfschmerz und das Schläfenstechen hervor. Er hatte sein Versprechen gebrochen und Vlado von Alenas Mutter erzählt.
    Ich Idiot!
    Das musste er also verschweigen. Doch was könnte er erzählen? Dass er sie bespitzeln sollte? Dass er Schuld an der Trennung seiner Eltern trug? Dass er ein Niemand war? Ein Taugenichts? Einer, der große Sprüche klopfte, hinter denen sich aber herzlich wenig verbarg? Er hatte nicht einmal den Mut, sich für seine Belange einzusetzen und denje¬nigen die Stirn zu bieten, die sich darüber lustig machten. Vielmehr gab es doch nicht zu entdecken.
    Er grübelte hin und her, die Steinkette in der Hand, und suchte nach Antworten auf ihre Fragen, die sie nicht gleich wieder verschrecken würden. Schließlich wollte er, dass es sich jemand in seinem Leben bequem machte. War Magdalena dieser jemand?
    Also würde er die Angelegenheiten mit Vlado verschweigen. Wichtig für ihn waren erst einmal ihr Besuch und der Versuch, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
    Magdalena kam täglich und blieb, zumindest in seinen Gedanken, bis weit über die Besuchszeiten hinaus.
     
    ***
     
    Alena schob die langstielige Vase mit ihrer Palmlilie ein Stück zur Seite und setzte sich auf die Kante von Ondrejs Schreibkommode. Die Sonne wärmte ihren Rücken, sie rieb ein wenig ihre Beine aneinander, die Füße aber blieben kalt. Ondrej legte neben dem Wasserkocher eine Tages-zeitung ab. Er trat einen Schritt zurück und begutachtete den freien Platz neben der Küchenzeile.
    »Hier kommt der Tisch hin, dort der eine Stuhl und da der andere.«
    Wie unbekümmert er wirkte. Sie spürte seine Lebensleichtigkeit, um die sie ihn so beneidete. Als machten ihm niemals Gedanken zu schaf¬fen, als hätte er keine Sorgen. Seine Welt war so anders als ihre.
    »Und dann setze ich mich dort hin, schlage die Beine übereinander und schaue zur Leinwand, einen Cappuccino auf meinem Schoß.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab und drehte sich dem Fenster zu.
    Ein Bauarbeiter gestikulierte mit einer Wurstsemmel vor einem Jungen, dann verschwand er aus dem Blickfeld. Ein Rüttelstampfer war zu hören, auch das Geräusch eines Hydraulikarms, und dass etwas von einem Kipper rutschte.
    Alena roch an der Palmlilie und fragte sich, was das mit Ondrej eigentlich war. Sie konnte sich stundenlang damit beschäftigen, auf einer Wiese zu sitzen und die kleinen Wunder um sich herum zu entdecken. Den Zitronenfalter beim Tanz um den Hahnenfuß, das Plätschern eines Bachs, das Spiel des Windes mit den Grashalmen …
    Bei Ondrej fühlte es sich ähnlich an. Auch er schaffte es immer wieder, sie zu verwundern. Wie er mit ihr über einen Feldweg schlen¬derte, in die Knie ging und einen Stein aufhob, mit dem Finger die Rillen nachfuhr, dabei die Augen schloss. Sie fragte sich, was ihm in solchen Momenten durch den Kopf ging, welches Bild er davon malen würde. Denselben Weg war sie schon mit Vlado gegangen. Er war eingeknickt, als er auf eine Unebenheit trat. Wie er geflucht hatte. Vlado! Den hatte sie fast vergessen. Bald würde er zurückkehren und sie wieder beanspruchen. Was dann?
    Eine Planierraupe fuhr am Atelier vorüber, die Schreibkommode zitterte. Alena griff nach der langstieligen Vase. Und wer hält mich, fragte sie sich.
    »Alena?«
    Sie drehte sich zu Ondrej um. »Hm?«
    »Siehst du?«
    »Was?«
    »Die Palmlilie, ich pflege sie für dich.«
    »Sie braucht frisches Wasser.« Sie legte eine kühle Distanz in die Stimme. Die bräuchte sie jetzt auch räumlich zum Gedankenordnen. Alena nahm die Vase mit zur Spüle und spürte, dass es in Ondrej nagte.
    »Hast du was?«, fragte er.
    »Was soll ich haben?« Das Wasser schoss aus dem Hahn.
    »Der Druck ist wohl wieder da«, bemerkte Ondrej, und Alena wünschte, der Druck in ihrem Kopf würde nachlassen.
    »Du hast doch was.«
    »Mensch, nerv mich nicht mit deiner Fragerei.« Das war ihr einfach herausgerutscht. Alena marschierte zur Schreibkommode und stellte die Vase zurück. Sie rückte sie ein Stück nach vorn und stützte die Hände ab. Es tat ihr leid, dass

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