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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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eine Pralinenschachtel auf den Nachttisch. »Ein kleines Geschenk. Für meinen Möchtegern-Vegetarier.«
    »Lieb von dir. Aber woher weißt du davon?«
    »Ich war bei deinem Vater. Er hat mich zu einem Tässchen Tee eingeladen und mir erzählt, dass du einen Brückenpfeiler verschieben wolltest, was dir aber nicht gelungen ist.«
    Petr mochte sich nicht ausmalen, wie das ausgesehen haben musste. Magdalena im Small Talk mit seinem Vater. »Setz dich doch.« Er tippte auf die Bettkante. »Hat er geschimpft?«
    »Geschimpft? Und wie. Er wird dich enterben.«
    Petr senkte den Kopf.
    »Hey, dein Papa liebt dich. Du hast ihm einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Er hat mich sogar hierher gebracht, wollte mich dann aber mit dir allein lassen.«
    Petr holte tief Luft und verbot sich die Tränen. Hoffentlich war das die Wahrheit.
    »Aber erzähl. Wie geht’s dir? Um dein Leben ringst du ja nicht«, fuhr sie fort.
    »Der Arzt meinte, ich hätte eine leichte Gehirnerschütterung und wäre ein paar Tage sein Gast.«
    »Gehirnerschütterung? Liegt da wirklich kein Irrtum vor?«
    Sie legte eine Hand auf seine, sodass es ihm ganz warm in der Magengegend wurde, und lächelte ihn an.
    »Jaja, mach dich nur lustig. Dabei durchleide ich Todesqualen. Ich bin nämlich schwer verletzt. Die Rippen sind gebrochen, die Beine auch. Und das Herz gequetscht.«
    »Soso! Schon klar.«
    Er zog mit dem Finger eine Linie quer über dem Hals nach. »Und hier wurde meine Kehle durchschnitten. Der Kopf hing aufgeklappt nach hinten. Ich konnte quasi die Blutflecken auf meinem Sitz betrachten. Und weil ich mir im Nacken keinen Muskelkater holen wollte, habe ich mich an den Haaren gepackt, den Kopf wieder nach vorn gezogen, und als der Krankenwagen kam, war er längst wieder angewachsen.«
    »Oh«, machte sie und blickte gespielt verwundert.
    So schön, dass du da bist, Magda, dachte er. »Mmmh, dem Petr geht es nun aber richtig gut.«
    Sie legte die Stirn in Falten. »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Ich übertreibe niemals, und ich bin sehr realistisch.« Er lächelte.
    »Das meine ich nicht.«
    »Was dann?«
    »Ich frage mich, warum du von dir immer in der dritten Person sprichst?«
    Mit der Frage hatte er nicht gerechnet. Vlado hatte ihn deswegen schon blöd angemacht. Petr spielte wieder mit dem Deckenzipfel.
    »Warum machst du so ein Gesicht? Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Ist das ein Problem, wenn ich so spreche?«, wollte er wissen.
    »Aber nein. Ganz im Gegenteil. Ich finde es süß. Mich würde nur interessieren, ob es dafür einen Grund gibt.«
    »Ich bin kein Schizo, falls du das denkst. Ich mache das, weil …«
    »Ja?«
    »Na ja, dann fühle ich mich nicht so einsam.«
    Magdalena streichelte seinen Arm, sah ihn an, dann senkte sie den Kopf und flüsterte: »Jetzt hast du doch mich.«
    Die Wärme in seiner Magengegend griff auf sein Herz über.
    Die Besuchszeit war bald zu Ende. Magdalena wollte die Tür hinter sich zuziehen, da rief Petr noch einmal nach ihr. »Ja?«
    »Das hier ist wie Urlaub.« Er machte eine kleine Pause. »Kommst du mich wieder besuchen?«
    »Mal sehen.« Die Tür schnappte hinter dem vielsagenden Lächeln zu.
    Er legte sich bequem, hörte seinen Zimmergenossen schnarchen, ließ sich davon aber nicht stören. Petr wollte die Pralinenschachtel in die Schublade stecken und bemerkte, dass irgendetwas darin klapperte. Er setzte sich auf, mit der Pralinenschachtel im Schoß, und sah nach. Eine Steinkette und ein Kärtchen waren darin verpackt.
     
    Liebe Magdalena,
    ich würde dich gern näher kennenlernen. Vielleicht hast du ja Lust, mit mir auszugehen, ohne Vlado und Alena. Würde mich freuen.
    Petr
     
    Es war das Kärtchen, das er für sie in die Rosen gesteckt hatte. Er erinnerte sich, wie widerwillig er die Zeilen verfasst hatte, weil er sich sicher war, dass sie ihn dafür lächerlich machen würde. Damals hätte er nicht gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden, so angenehm. Aber was wollte sie ihm damit sagen? Er sank zurück, Licht fiel auf das Kärtchen und eine Schrift auf der Rückseite schimmerte hindurch. Er drehte es und las:
     
    Lieber Petr,
    ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Du bist mir wichtig, weißt du. Seltsam, eigentlich kenne ich dich gar nicht richtig. Aber ich möchte es. Ich möchte mehr von dir erfahren, mir Geschichten aus deinem Leben anhören, daran teilhaben und wissen, was dir auf dem Herzen liegt. Im Grunde will ich wohl dahinterkommen, wer du bist …
    Deine

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