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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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stand sie da und hielt das Messer hoch erhoben.
    Martin hielt sich die Wunde zu, Blut quoll zwischen den Fingern hervor und er starrte auf einen Fleck am Boden hinter Alena. Darauf würde sie nicht hereinfallen.
    Sie behielt ihn im Auge. Die Polizei war gleich da. Noch ein paar Sekunden.
    Er sah sie an, sie konnte förmlich spüren, wie es in ihm rumorte.
    »Bleib ja, wo du bist!« Sie trat zurück, da brüllte er sie an, stampfte einen schnellen Schritt nach vorn. Erschrocken setzte sie nach hinten, rutschte auf dem Erbrochenen aus und kam auf dem Rücken zum Liegen. Das Messer fiel ihr aus der Hand und blieb mit der Klinge in einer Spalte stecken.
    Reifen knirschten, Autotüren wurden zugeschlagen.
    »Hände hoch!«, rief ein Mann und Alena sah auf Martin. Er rannte an ihr vorbei zu dem Messer. Sie fasste nach seinem Fuß, wollte ihn zu Fall bringen.
    Vergeblich.
    »Bleiben Sie stehen!«, rief der Polizist.
    Alena versuchte, aufzustehen. Es ging nicht. Sie sah Martin, wie er zum Messer stürzte.
    »Ich will Ihre Hände sehen!« Schritte näherten sich. Es ist vorbei, dachte sie, es ist vorbei. Da drehte sich Martin zu ihr um, mit dem Messer in der Hand. Sie nahm verschwommen wahr, dass er sich zu ihr rollte. Ein Schuss ertönte, das Stahlgeländer klirrte. Martin war über ihr, Licht reflektierte an der Klinge, die über ihrer Brust schwebte. Ein zweiter Schuss, er stöhnte auf, während Blut in ihr Gesicht spritzte. Martins Oberkörper wankte, dann ließ er sich auf Alena fallen und drückte mit seinem Gewicht das Messer in ihre Brust.
     
    ***
     
    Alena fühlte sich wolkenleicht und sah sich einem schreienden Baby gegenüber in einem dunklen Zimmer. Sie wusste im nächsten Moment, dass sie das Baby war, keine fünf Wochen alt und dass das Leben an ihr nun vorüberzog.
    Die Tür ging auf. Ihr Papa kam herein und nahm das Baby aus der Wiege. »Alena, mein kleiner Engel, hab keine Angst«, flüsterte er, und es hörte auf zu schreien. Er drehte sich mit dem Baby, dann stand er auf einer Wiese.
    »Einen Schritt nach links!«, rief die Mutter und knipste mit dem Fotoapparat das Bild, das eingerahmt auf Alenas Nachttisch stand. Sie lehnte eine Zeichnung dagegen, die sie mit ihren acht Jahren zeigte, Hand in Hand mit ihrem Bruder.
    Fließendes Wasser war zu hören. »Komm schon, sonst ist der Schaum alle«, rief Milan.
    Sie schlüpfte aus seinem schwarz-gelben Lieblingsshirt und ließ es im Flur zurück. Er stand vor dem Spiegel und knackte einen Pickel. Sie plumpste ins Wasser.
    »Hey«, sagte er, »nicht so stürmisch.« Er ging vor der Wanne in die Knie, formte aus dem Schaum eine Kugel und legte sie auf Alenas Kopf. »Für meine Prinzessin!«
    Sie juchzte und sah ihn mit großen Augen an. »Spielen wir noch Verstecken?«
    »Ist doch schon so spät.«
    »Bitte, bitte!«
    »Na gut.«
    »Juhu!«
    Er schrubbte sie ab, dann stieg sie aus der Wanne und ließ sich von ihm mit einem Handtuch trocken rubbeln.
    Sie hob den Badteppich mit der Zehenspitze. »Hier drunter verstecke ich mich.«
    »Zieh dir erst etwas über«, sagte Milan lächelnd und beugte sich zur ihr hinunter.
    Sie küsste seine Wange und hastete aus dem Bad.
    »Ich bin so weit«, rief sie, fischte das Nachthemd unter der Bettdecke hervor und zog es sich an. Die Zeichnung rutschte von dem eingerahmten Foto und blieb auf dem Teppich neben einem der Bettpfosten liegen. Milan ließ sich von ihr mit dem Gesicht zur Wand in die hinterste Ecke postieren.
    Die Tür fiel ins Schloss, er begann zu zählen: »… neunzehn, zwanzig. Ich komme!«
    Mit gespielt tiefer Stimme und Furcht einflößendem Schnauben näherte er sich ihren Lieblingsverstecken. »Alena, ich finde dich, ich finde dich!«
    Er stampfte in sein Zimmer, schnüffelte in die Luft und ahmte das Grollen eines ausgehungerten Wolfes nach. »Gleich hab ich dich, dann fress ich dich.«
    In seinem Kleiderschrank war sie nicht zu finden, nicht unter seinem Bett und auch nicht im Bad. Aus dem Wäschekorb hingen Klamotten, der Schaum in der Wanne knisterte. Milan blieb vor dem beschlagenen Spiegel stehen. Er wischte sein Spiegelbild frei.
    »Alena!«, brummte er und schnitt sich selbst Grimassen. »Gleich hab ich dich, dann fress ich dich«, grollte er. »Alena, Alena.« Seine Stimme wurde weicher, sein Blick nachdenklicher. »Alena«, flüsterte er, drückte die Nase an den Spiegel und starrte in seine Augen.
    »Alena«, hauchte er. Sein Atem beschlug die Scheibe. Er befeuchtete die Lippen und küsste das

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