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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Fischer
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Glas.
    Die Tür zum Wohnzimmer zog er einen Spalt weit auf. Papa lag auf der Couch und mampfte Chips. Die Mutter strickte an Socken.
    »Hat sie sich hier versteckt? Oder bei euch im Schlafzimmer?«
    »Hier ist sie nicht durchgekommen«, sagte der Vater.
    Die Mutter schnaufte einmal kräftig durch, ließ die Hände mit den Stricksachen in den Schoß sinken und deutete in die Küche. »Sie gehört schon längst ins Bett.«
    Milan pirschte ins Esszimmer, verrückte Stühle, klopfte gegen die Schrankwände. »Gleich hab ich dich, dann fress ich dich.«
    Vor der Speisekammer blieb er stehen. »Alena, ich finde dich, ich finde dich!«, schnaubte er und kratzte am Holzrahmen. »Gleich hab ich dich, dann fresse ich dich.«
    Er riss die Tür auf. Alena drückte beide Arme gegen die Brust, wich zurück, ein Aufschrei.
    »Ruhe jetzt!«, rief die Mutter, und Alena versuchte, mit der Hand das Kichern zu dämpfen. Milan drückte sie, dann hüpfte Alena ins Wohnzimmer und ritt auf Papas Schultern ins Kinderzimmer, während Milan unbeobachtet an der Tür lauschte.
    Papa überraschte sie mit einem Stoffmond, den er unter ihrem Bett versteckt hatte. Sie drückte ihn an sich und lauschte seiner Geschichte von der Sonnenprinzessin, bis sie die Augen nicht mehr offen halten konnte. Er löschte das Licht und zog die Tür leise hinter sich zu.
    Alena schreckte aus dem Schlaf. Die Klinke wurde niedergedrückt. Milan schlich herein und schlüpfte zu ihr unter die Decke.
    »Bitte nicht.«
    »Jetzt hab dich nicht so.« Er hielt sie an den Handgelenken fest, presste stoßweise Luft aus seinem Mund, dann ließ er von ihr ab, und sie blieb allein zurück.
    Sie löste sich aus dem Bett und schlich ins Bad, verrieb die Seife am Körper. Dann kleidete sich Alena an, setzte sich in die Küche und stierte vor sich hin. Immer wieder, Endlosschleife.
    Auf dem Tisch lag die Tageszeitung, brannte eine Kerze. »Hörst du schlecht? Alena? Such mir den Artikel heraus.« Die Mutter ließ die Tasse in das Spülwasser fallen, rieb sich die Hände an ihrem Rollkragenpullover ab. »Na gut, dann suche ich ihn mir selbst.« Sie beugte sich über die Kerze zur Zeitung. Der Pullover fing Feuer. Geschrei.
    Papa schlug mit einem Lappen auf die Flammen ein. Der Arzt nahm die Mutter mit, Papa begleitete sie. Am Küchenboden blieb der halb verbrannte Pullover zurück, während Milan Alena ins Kinderzimmer zerrte. »Jetzt sind wir ungestört.«
    Sie robbte aus dem Bett, drückte den Rücken fest gegen die Heizkörperrippen und den Stoffmond an die Brust. Sie biss auf die Unterlippe. Blut sammelte sich an ihrem Kinn zu einem großen Tropfen, der auf den Dielenboden platschte, als sie aufstand und ins Bad schlich.
    Sie rieb eine Seife an der Haut klein und setzte sich im Nachthemd vor das Fenster. Die Sonne ging auf, ging unter, auf, unter. Jemand klopfte an die Tür. Mutter. »Magst du Milan nicht zum Geburtstag gratulieren?« Wenig später zog sie die Tür auf: »Komm endlich! Die Smutkover Oma ist auch da.«
    Alena ließ sich von der Babischka drücken.
    »Hier, für dich.« Ein gläsernes Reh lag auf der verfurchten Hand. Alena verabschiedete sich von ihrer Oma und ließ sich auf die Wohn-zimmercouch sinken. Vor sich ein Stück Nusssahne.
    »Iss endlich auf«, schalt die Mutter im Vorbeigehen. »Und dann spül das Geschirr in der Küche ab. Mach dich endlich nützlich.«
    Papa setzte sich neben Alena. »Wir essen jetzt die Torte gemeinsam, okay?« Und im Flüsterton fügte er an: »So schlecht schmeckt die nicht, hab selbst fünf Stück davon gegessen.«
    Ein Stückchen fiel ihm von der Gabel und hinterließ einen Fettfleck auf seiner Pantolette.
    Alena räumte das Geschirr ab, der Vater legte sich auf die Couch und jammerte über sein Bauchweh. Die Mutter legte eine Frauenzeitschrift auf den Tisch. »Bring sie später raus«, bat sie ihn. Sie sahen sich die Spätnachrichten an, dann ging die Mutter ins Bett. Der Vater schlen¬derte in den dunklen Gang, wollte sich zu dem eisernen Zeitungsständer bücken und legte die Zeitschrift neben dem Telefon ab, als er auf eine fiebrige Stimme aus dem Kinderzimmer aufmerksam wurde.
    Alena wälzte sich im Bett. »Nicht … nicht …«
    Er schloss die Kinderzimmertür hinter sich, schlich zu ihr ans Bett und weckte sie. »Du hast nur schlecht geträumt.«
    »Bitte bleib.«
    »Aber Kind, ich bin hundemüde und muss unbedingt aufs Klo.«
    »Bitte bleib. Nur solange, bis ich wieder eingeschlafen bin.«
    »Na gut«, seufzte er und

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