Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Polizistin forderte Verstärkung an. Vlado sah auf Petrs Steinarmband und erinnerte sich, wie er Magdalenas Geschenk abgewertet und sich über Petrs Freundin lustig gemacht hatte. Er holte den Ring hervor und hielt ihn Petr vor die Nase.
»Ich hab keinen Hunger.«
»Schenk ihn Magdalena.«
»Ach? Soll die ihn ›fressen‹, damit sie was auf die Knochen bekommt?« Petr schaute wieder zum Fenster hinaus, während der Polizist seine Kollegen am Funk anwies.
»Hey, es war wirklich nicht so gemeint.« Als Petr nicht reagierte, stupste Vlado ihn in die Seite. »Jetzt nimm schon. Du musst ihr ja nicht auf die Nase binden, dass er von mir ist.«
»Nein«, murmelte Petr, »behalt dein Zeug.«
Vlado kurbelte das Fenster einen Spalt weit herunter. »Dann werfe ich ihn hinaus.«
Petr sah herüber und zuckte mit den Schultern. »Mir egal.«
»Hey, Petr, ich weiß, dass ich Mist gebaut hab. Es tut mir ehrlich leid. Ich werde mich bessern, versprochen. Nimm den Ring, um unserer Freundschaft willen, sozusagen als kleine Entschuldigung.«
Petr zögerte einen Moment, Vlado drückte ihm den Ring in die Hand. »Er wird nicht passen.«
»Ich hab da einen Kumpel, der kann ihn verkleinern.«
Petr überlegte, dann steckte er den Ring ein. »Danke«, murmelte er.
Vlado ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sich wünschte, Alena möge diese Entführung nicht überleben, und ihm wurde erneut bewusst, welch langen Weg er noch vor sich hatte zu einem besseren Menschen. »Und Ondrej ist nicht so schlimm verletzt, sagst du?«
»Oberflächliche Kopfverletzung.« Petr gab noch immer nur knappe Antworten, sah weiter zum Fenster hinaus und Vlado merkte, wie viel ihm diese Freundschaft bedeutete. Mehr als ihm bisher bewusst gewesen war.
»Aber wenn ihr nicht dazugekommen wärt?«
»Dann hätte es schlimm enden können.«
Vlado überlegte einen Moment, dann hielt er ihm die Hand entgegen. Petr blickte etwas irritiert.
»Wenn ich einmal in Lebensgefahr sein sollte«, sagte Vlado, »dann hoffe ich darauf, dass du in der Nähe bist.«
Petr lächelte und schüttelte zögerlich Vlados Hand. Petrs Gesichts-ausdruck erinnerte Vlado an den Vortag. Daran, wie Petr im Auto gesessen hatte, am Bahnhofsvorplatz. Er hatte ein gutes Herz, und Vlado tat es leid, dass er ihn nur ausgenutzt hatte, und Petr ihn zudem nach Viska hatte chauffieren müssen.
Plötzlich fiel Vlado ein, was er Alena hätte ausrichten sollen: Dass sie ihre gerechte Strafe bekommen wird.
Natürlich! Die Mutter hatte ihre Finger im Spiel!
»Ich hab da einen Verdacht.« Und so erzählte Vlado von dem Gespräch mit Alenas Mutter.
***
Alena hielt die Augen geschlossen, alles drehte sich. Schmerzen überall. War die Nase gebrochen? Etwas drückte gegen den Bauch und sie hing mit dem Kopf nach unten, der mit jeder Bewegung gegen etwas Weiches wippte. Das Blut rauschte in den Ohren. Sie spürte die Beine nicht. Waren sie taub, eingeschlafen? Sie blinzelte und kniff die Augen zusammen, woraufhin es in den Schläfen stach. Wo bin ich? Wieder blinzelte sie und erkannte eine Gesäßtasche, dann ein kariertes Hemd, das auf ihrer Nasenhöhe mit Blut befleckt war. Jemand trug sie auf der Schulter, und sie spürte seinen Arm um ihre Kniekehlen. Das feuchte Pflaster rauschte unter ihr davon. Ondrej? Nein, sein Bein war verdreht, er konnte ja kaum gehen.
Da, an der Seite, ein Messer! Flaumfedern klebten daran. Und Blut?
Was war passiert? Sie hatte Ondrej gestützt. Bei der Treppe zum Wohnheim hörte sie schnelle Schritte hinter sich. Sie drehte sich um, und bevor sie den Angreifer erkennen konnte, hatte er sie bewusstlos geschlagen.
»Ondrej«, murmelte sie. Was war mit ihm?
Der Entführer blieb stehen. »Ondrej?«, schnaufte er.
Woher kannte sie nur diese Stimme? »Lass mich runter!« Sie ballte die Hände zu Fäusten, so gut es ging, und klopfte kraftlos gegen seinen Rücken.
»Du blöde Schlampe!« Diese Stimme … woher? Und wenn sie das Messer zu fassen bekäme?
»Du verarschst mich nicht noch einmal.« Er lief weiter.
»Lass mich!« Ihre Arme baumelten umher, als wären die Sehnen durchschnitten worden. Sie spannte den Nacken an und zog den Kopf hoch, um nicht immerzu mit der Nase gegen seinen Rücken zu schla¬gen. Du elendes Schwein, dachte sie und zappelte leicht mit den Beinen, das Gefühl kehrte zurück, und etwas Kraft, auch in die Hände. Sie fasste nach dem Messer. Doch bevor sie es in den Griff bekam, ließ er sie von der Schulter rutschen. Sie setzte am
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