Sonea 3 -
fragen. Dannyl stand auf, tastete in den Taschen seiner Roben, fand Osens Ring und streifte ihn über.
– Osen. Tut mir leid. Ich habe geschlafen.
– Dann entschuldige ich mich dafür, dass ich Euch geweckt habe. Ihr hattet Euch nicht zur vereinbarten Zeit bei mir gemeldet.
Dannyl hielt inne. Er war sich nicht ganz sicher, wie spät es war. Ohne Sklaven, die ihn weckten, und ohne Fenster in den Gemächern konnte es Mitternacht oder Mittag sein.
– Wie spät ist es?
– Eine Stunde bevor hier die ersten Kurse beginnen.
Da die Sonne in Sachaka immer ein wenig früher aufging, war es mitten am Vormittag. War die Schlacht bereits geschlagen? Oder hatte sie noch nicht begonnen? Dannyl war erstaunt, dass er überhaupt hatte schlafen können. Aber andererseits waren er, Tayend und Merria lange aufgeblieben und hatten einiges von dem Weinvorrat des Gildehauses getrunken, um ihre Angst zu lindern, weil sie in einer Stadt im Krieg festsaßen und die Möglichkeit bestand, dass man sie aus Rache tötete oder um ihrer magischen Stärke willen.
– Ich habe gestern Nacht mit Sonea gesprochen, fuhr Osen fort. Sie und Regin halten sich in einem Haus am Rand der Stadt auf. Die Verräterinnen haben ihnen befohlen, dort zu bleiben, bis man sie ruft – was höchstwahrscheinlich passieren wird, wenn die Schlacht vorüber ist.
Das Wissen, dass Sonea nah war, war beruhigend, obwohl Dannyl sich nicht sicher war, warum. Vielleicht konnte sie zu seiner Rettung eilen, sollte das Gildehaus angegriffen werden.
– Bedauerlicherweise bedeutet das, dass sie nicht sehen wird, wie es Lorkin ergeht, oder wissen wird, wer als Sieger aus der Schlacht hervorgeht. Ich habe über die Warnung nachgedacht, die Achati und Euer ehemaliger Sklave Euch zukommen ließen, dass das Gildehaus zur Zielscheibe werden könnte. Könnt Ihr irgendwo anders hingehen?
– Irgendwohin, wo wir die Kämpfe beobachten könnten?
– Wenn sich das arrangieren lässt, ohne Eure Sicherheit und die von Merria und Tayend zu gefährden.
Dannyl dachte nach. Das Schiff, das Achati für sie aufgetrieben hatte, würde ein sicherer Ort sein, aber einer der Gründe dafür war der, dass der Hafen vom voraussichtlichen Schlachtfeld weit entfernt war – also kein guter Aussichtspunkt. Wo würde die Schlacht aller Voraussicht nach stattfinden? Am und im Palast, zu guter Letzt. Und von Achatis Haus hat man einen Blick auf die Parade, die Prachtstraße, die geradewegs zum Palast führt. Wenn wir aufs Dach stiegen, könnten wir vielleicht …
– Könnt Ihr sicher dort hinkommen?, fragte Osen.
Ein Frösteln überlief Dannyl bei der Erinnerung daran, dass seine Gedanken wegen des Blutrings für den Administrator offenlagen.
– Entschuldigung. Es fällt mir schwer, meine Ungeduld zu bezähmen. Merin will Neuigkeiten, und ich hatte gehofft, dass Ihr oder Sonea inzwischen kontaktiert worden wärt, sandte Osen.
Dannyl lächelte mitfühlend. Wenn der kyralische König direkten Druck auf den Administrator ausübte, bedeutete das, dass ihm die sachakanische Situation solche Angst machte, dass er sich nicht mit den Berichten des Hohen Lords Balkan begnügen wollte.
– Ich vermute, dass der Weg zu Achatis Haus der gefährliche Teil sein wird, aber wir werden feststellen, ob es sich machen lässt, sandte Dannyl zurück.
– Geht keine unnötigen Risiken ein. Oh, und Sonea wird einen meiner Blutringe tragen. Wir hoffen, dass sie ebenfalls in der Lage sein wird zu sehen, was Ihr seht.
– Und dass sie herkommt, um mich zu retten, falls etwas schiefgeht?
– Das würde ein weniger übles politisches Chaos anrichten als die andere Möglichkeit, nämlich dass sie Lorkin retten muss. Hmm. Es könnte eine Möglichkeit sein, die Verräterinnen dazu zu bewegen, ihr zu erlauben, die Stadt zu betreten. Es wird für sie schwerer zu rechtfertigen sein, Sonea davon abzuhalten, dem Gildebotschafter zu Hilfe zu eilen als ihrem Sohn.
Dannyls Herz setzte einen Schlag aus.
– Ihr wollt, dass ich mich in Schwierigkeiten bringe, damit sie einen Vorwand hat, um die Stadt zu betreten?
– Nein. Aber vielleicht könnten wir so tun, als hättet Ihr Schwierigkeiten … Nein. Nur wenn es unbedingt sein muss. Geht mit den anderen zuerst in Achatis Haus, dann werden wir weitere Ideen erwägen.
– In Ordnung.
– Viel Glück, Dannyl.
– Danke, Osen.
Dannyl streifte den Ring ab und zog schnell frische Roben an. Er hielt inne, um noch einmal den Raum zu betrachten. War da noch irgendetwas, das er
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