Sonea - Die Heilerin: Roman
Kopfschmerz, den sie je zuvor erlitten hatte.
Oh. Das war unangenehm. Sie wiegte sich hin und her, konzentrierte sich auf ihre Atmung und wartete ab, während der Schmerz langsam verebbte. Dann schloss sie erneut die Augen und betrachtete die Blockade. Ein mächtiges Widerstreben überkam sie, ihre Sinne noch einmal auch nur in die Nähe dieser Mauer auszustrecken.
Ich liebe Naki. Ich muss ihr helfen. Ich muss einen Weg finden.
Sie sondierte die Blockade. Wie stark ist sie? Sie vermittelte kein Gefühl von Stärke. Sie war einfach da.
Sie dachte über Lorandras Worte nach, dass schwarze Magie eine andere Art von Magie sei. Und sie erinnerte sich an die Anweisungen in dem Buch.
»Im frühen Stadium der Ausbildung lehrt man einen Novizen, sich seine Magie als ein Gefäß vorzustellen – vielleicht eine Schachtel oder eine Flasche. Während er mehr lernt, begreift er, was seine Sinne ihm sagen: Dass sein Körper das Gefäß ist und dass die natürliche Barriere der Magie an der Haut seine Macht im Inneren festhält.«
Mein Körper ist das Gefäß, sagte sie sich und suchte dann nach diesem sich ausdehnenden Bewusstsein, das sie schon früher kennengelernt hatte. Es kam sofort, und eine Woge der Erregung schlug über ihr zusammen. Sie suchte nach der Blockade. Sie war immer noch da.
Aber jetzt war sie bedeutungslos. Die Blockade beschützte den Ort, an dem man sie nach Magie zu suchen gelehrt hatte, aber ihr ganzer Körper war voller Magie. Sie konnte sie von überall anzapfen …
Lilia öffnete die Augen. Sie griff nach Magie und spürte, wie die Magie reagierte. Sie kanalisierte sie nach außen und benutzte sie, um Welors Bücher vom Tisch zu heben. Ein Gefühl des Triumphs durchfuhr sie.
Ich habe es geschafft!
Sie sprang vom Stuhl und eilte zur Tür.
»Ich habe es geschafft!«, rief sie aus. »Ihr hattet recht!«
»Gut gemacht. Jetzt geht von der Tür weg und seid leise«, flüsterte Lorandra. »Ich kann jemanden kommen hören.«
Lilias Herz setzte einen Schlag aus. Sie wich von der Tür zurück und lauschte. Und tatsächlich, das schwache Geräusch der Schritte einer einzelnen Person war zu vernehmen.
»Abendessen«, sagte sie. »Ich werde später mit Euch reden.«
»Braves Mädchen.«
Lilia wandte sich von der Tür ab, ging zu dem kleinen Tisch, an dem sie aß, und wartete darauf, dass Welor eintrat, im einen Augenblick voller Jubel über ihre Leistung, während sie im nächsten die Schuldgefühle wegen der Dinge, die sie zu tun beabsichtigte, von sich schob.
Ich tue es für Naki, sagte sie sich. Es spielt keine Rolle, was anschließend mit mir geschieht, Hauptsache, sie ist in Sicherheit.
Lorkin hatte das Gefühl, dass er schon tagelang darauf wartete, dass jemand ihn tötete – immer in der Ungewissheit, ob er noch Minuten oder Stunden zu leben hatte. Obwohl er die Panik, die ihn ständig zu überwältigen drohte, erfolgreich niederkämpfte, verebbte die Übelkeit keinen Moment lang. Wann immer das Brennen eines Schnitts auf seiner Haut ankündigte, dass jemand seine wiedererwachenden Kräfte anzapfen würde, fragte er sich, ob er diesmal nicht nur erschöpft, sondern bewusstlos zurückbleiben würde. Jedes Mal, wenn die Prozedur endete, verspürte er eine bittere Erleichterung.
Ich bezweifle, dass die Wachen diejenigen sein werden, die mir den Rest geben, überlegte er. Das wird Kalia selbst übernehmen wollen.
Oder vielleicht nicht? Es war wahrscheinlich sicherer, wenn eine geringere Magierin ihn erledigte. Dann konnte sie argumentieren, dass nicht sie diejenige gewesen sei, die ihn ermordet hatte, falls man seinen Tod verdächtig fand. Wenn man jedoch ihre Gedanken las, konnte er sich nicht vorstellen, wie sie die Tatsache verbergen wollte, dass sie den Befehl zu seiner Ermordung gegeben hatte.
Dann hörte er, wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, und sein Herz begann zu rasen. Einen Moment später erklang die Stimme, die ihm einen Schauer des Entsetzens über den Rücken jagte: Kalias Stimme.
»Ist es so weit?«, fragte eine seiner Wächterinnen.
»Noch nicht. Ich will sicher sein, dass ich alles habe, was ich brauche.«
Lorkin wurde flau im Magen. Er hörte Schritte näher kommen und war nicht überrascht, als eine Macht ihn auf den Boden presste. Dann bescherte es ihm ein schwaches Gefühl der Befriedigung, das Ächzen der Anstrengung wahrzunehmen, als Kalia sich hinhockte. Kalte Finger berührten seine Stirn, und er schauderte, als ihre widerwärtige Präsenz
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