Sonea - Die Heilerin: Roman
schneller. Sie wollte einwenden, dass Sonea die Blockade einfach neu einrichten könnte. Falls sie herausfände, dass sie verschwunden ist. Solange ich niemals Magie benutze, wenn jemand hier ist, würde niemand davon erfahren. Aber sie ignorierte die augenfällige Konsequenz eines Erfolgs: Lorandra würde sich nicht damit zufriedengeben, im Ausguck zu bleiben. Sie will, dass ich uns hier herausbringe.
Normalerweise hätte Lilia abgelehnt. Normalerweise wäre sie geblieben, wo sie war, wohl wissend, dass Sonea und Kallen Jagd auf sie machen und sie finden würden und dass die Strafe für eine Flucht schlimmer sein würde als bloße Einkerkerung.
Sie würden mich wahrscheinlich hinrichten.
Aber wenn sie Naki fand, war es das vielleicht wert. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie die Stadt nicht gut genug kannte, um Naki zu finden, bevor die Gilde sie einfing, aber hier war eine Frau, die die Stadt sehr gut kannte. Die die Unterwelt kannte, wo Naki höchstwahrscheinlich gefangen war. Eine Frau, die Lilia helfen wollte.
Mehr als alles andere auf der Welt wollte Lilia Naki finden. Aber was wollte Lorandra?
Nun, sie will mir helfen, wenn ich sie im Gegenzug aus diesem Gefängnis befreie, dachte Lilia. Ich sollte sie dazu bringen, einigen Bedingungen zuzustimmen.
»Was denkt Ihr, wie lange es dauern wird, Naki zu finden?«
Lorandra kicherte. »Ihr seid ziemlich schnell, Lady Lilia. Ich kann Euch das nicht genau sagen. Ich werde meine Leute aufspüren müssen, und wenn sie es nicht bereits wissen, würden sie einige Zeit darauf verwenden müssen, es herauszufinden.«
»Denkt Ihr, wir könnten uns jede Nacht davonstehlen und am Morgen zurückkehren, ohne dass die Wachen es bemerken?« Das würde uns mehr Zeit verschaffen als die Alternative: wenn wir verschwänden und die Gilde anfangen würde, Jagd auf uns zu machen. Wir könnten wochenlang nach Naki suchen, wenn es nötig wäre. Und wenn sie dann entdecken, dass wir uns davongeschlichen haben, werden sie mir vielleicht verzeihen, weil wir jedes Mal zurückgekehrt sind. Wir könnten Naki sogar finden, ohne dass die Gilde davon erfährt, dass wir den Ausguck jemals verlassen haben.
»Wahrscheinlich.« Lorandras Tonfall war schwer zu deuten. »Es hängt davon ab, ob wir hier hinaus- und wieder hereinkommen können, ohne dass jemand es bemerkt. Wenn ich Zugang zu meinen Kräften hätte, könnte ich schweben.«
»Ich kann das tun«, sagte Lilia schnell. Sie wollte sich nicht dazu überreden lassen, die Blockade von Lorandras Kräften zu entfernen. Es war schlimm genug, die Frau auf freien Fuß zu setzen, aber eine ganz andere Sache war es, sie auf die Stadt loszulassen, wenn sie die volle Kontrolle über ihre Kräfte hatte. »Also … wenn ich uns hier herausbringe, versprecht Ihr mir dann, mir bei der Suche nach Naki zu helfen?«
»Ja.«
»Und wir werden versuchen, uns davonzustehlen und zurückzukehren, ohne dass irgendjemand es bemerkt?«
»Ja.«
»Dann werde ich es tun. Falls ich die Blockade entfernen kann.«
»Wenn Ihr schwarze Magie schon beim ersten Versuch erlernt habt, wird es bei der Blockade vermutlich das Gleiche sein. Entweder schafft Ihr es sofort oder gar nicht.«
»Das hoffe ich. Während ich es versuche, denkt Ihr darüber nach, wie wir hier herauskommen.«
»Das mache ich. Viel Glück.«
Lilia trat von der Tür weg. Sie schaute sich um, dann ging sie zu dem Stuhl am Fenster und setzte sich. Nachdem sie die Augen geschlossen hatte, begann sie mit einer Atemübung, um ihren Geist zu beruhigen und zu konzentrieren.
Als sie sich bereit fühlte, sandte sie ihre Aufmerksamkeit nach innen. Sofort nahm sie die Blockade wahr. Wann immer sie das bisher getan hatte, hatte sie unverzüglich den Ball aus Energie in sich entdeckt. Jetzt war etwas im Weg. Es war wie ein magischer Schild oder eine Barriere und doch wieder ganz anders.
Sie stieß sanft dagegen. Die Blockade widersetzte sich. Sie versuchte es nachdrücklicher, aber es war wie eine harte, kalte Mauer. Ich muss mir mehr Mühe geben. Es wird wehtun. Darauf muss ich gefasst sein. Sie versuchte, sich gegen den Schmerz zu wappnen, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das tun sollte. Es war nicht so, als hätte ihr Geist Muskeln, die sie anspannen konnte.
Sie nahm ihre ganze Entschlossenheit zusammen und warf ihre Willenskraft gegen die Mauer. Sofort explodierte ein scharfer Schmerz in ihrem Geist. Sie keuchte auf, öffnete die Augen und hielt sich den Kopf, der jetzt schlimmer wehtat als bei jedem
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