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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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Gossen-Ravi als Eltern genannt werden könnten, würden selbst damit einige von ihnen prahlen, als sei es ein Ehrentitel. Diejenigen aus einer Familie von Dienstboten stammenden Prollis dagegen prahlten nicht mit ihrer Herkunft – es hätte ihnen auch eine Menge Ärger eingetragen.
    Der Hass, den einige Prollis auf die Schnösis hegten, schien ihr nicht gerecht zu sein. Die Herrschaften ihrer Eltern hatten ihre Dienstboten gut behandelt. Lilia hatte mit ihren Kindern gespielt, als sie noch klein gewesen war. Sie hatten dafür gesorgt, dass die Kinder all ihrer Diener eine Ausbildung in den Grundlagen erhielten. Seit der Ichani-Invasion hatten sie alle paar Jahre einen Magier ins Haus geholt, um sämtliche Kinder auf magische Fähigkeiten prüfen zu lassen. Obwohl keins ihrer eigenen Kinder genug latente Macht besaß, um in die Gilde aufgenommen zu werden, waren sie überglücklich gewesen, als Lilia – und vor ihr andere Dienstbotenkinder – ausgewählt worden war.
    Die beiden Mädchen und die zwei Jungen, mit denen sie ihre freie Zeit verbrachte, waren Prollis, und sie waren wirklich nett. Sie, Froje und Madie waren seit ihren ersten Tagen an der Universität befreundet. Im letzten Jahr hatte Froje sich mit Damend und Madie mit Ellon zusammengetan, so dass Lilia das fünfte Rad am Wagen war. Jetzt beanspruchten die Jungen die meiste Aufmerksamkeit ihrer Freundinnen, und sie interessierten sich nur noch selten für Lilias Meinung, ihren Rat oder ihre Vorschläge. Lilia hatte sich gesagt, dass diese Entwicklung unvermeidlich war und ihr nicht allzu viel ausmache. Sie hatte ohnehin immer lieber zugehört, als an ihren Gesprächen teilzunehmen.
    Ihr Blick fiel auf eine Novizin, die sie schon seit langer Zeit beobachtete. Naki gehörte im Unterricht zum Jahrgang über Lilia. Sie hatte langes schwarzes Haar, und ihre Augen waren so dunkel, dass es schwer war, die Grenze ihrer Pupillen zu entdecken. Jede ihrer Bewegungen war anmutig. Jungen fühlten sich sowohl zu ihr hingezogen als auch von ihr eingeschüchtert. Soweit Lilia das beurteilen konnte, hatte Naki kein Interesse an irgendeinem von ihnen gezeigt – nicht einmal an einigen der Jungen, die Lilias Freundinnen unwiderstehlich fanden. Vielleicht dachte sie, sie sei zu gut für sie. Vielleicht war sie einfach wählerisch, was ihre Freunde betraf.
    Heute saß Naki neben einem anderen Mädchen. Sie schwieg, während der Mund des anderen Mädchens ständig in Bewegung war. Während Lilia die beiden beobachtete, lachte die Sprecherin und verdrehte die Augen. Naki verzog den Mund zu einem höflichen Lächeln.
    Dann, ohne die geringste Bewegung, die ihr als Vorwarnung hätte dienen können, sah Naki Lilia direkt an.
    Oh-oh, dachte Lilia und spürte, wie in ihr die Hitze von Verlegenheit und Gewissensbissen aufstieg. Erwischt. Doch gerade als sie den Blick abwenden wollte, lächelte Naki.
    Lilia erstarrte vor Überraschung. Sie fragte sich flüchtig, was sie tun sollte, dann erwiderte sie das Lächeln. Alles andere wäre unhöflich gewesen. Dann zwang sie sich, nun doch den Blick abzuwenden. Es schien ihr nichts auszumachen, dass ich sie beobachtet habe, aber … wie peinlich, dass sie mich dabei erwischt hat, wie ich sie angestarrt habe.
    Eine Bewegung in Nakis Richtung erregte Lilias Aufmerksamkeit. Sie widerstand der Versuchung, erneut hinüberzuschauen, und versuchte stattdessen, aus dem Augenwinkel zu erkennen, was vorging. Eine dunkelhaarige Person stand in der Nähe von Nakis Platz. Diese Person hatte sich jetzt in Bewegung gesetzt. Diese Person kam in ihre Richtung.
    Gewiss nicht …
    Sie konnte sich nicht daran hindern, den Kopf zu drehen und aufzublicken. Naki, sah sie, kam auf sie zu. Naki schaute sie direkt an, und sie lächelte.
    Naki stellte ihren Teller neben den von Lilia und ließ sich dann auf den freien Platz auf der Bank neben ihr gleiten.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hallo«, erwiderte Lilia unsicher. Was will sie? Will sie wissen, warum ich sie angesehen habe? Will sie plaudern? Wenn ja, worüber um alles in der Welt soll ich reden?
    »Ich habe mich gelangweilt. Ich dachte, ich komme mal rüber und schaue, was du so tust«, erklärte Naki.
    Lilia konnte es sich nicht verkneifen, zu Nakis früherer Gefährtin hinüberzublicken. Die Quasselstrippe starrte sie und Naki an, und sie wirkte verwirrt und ein wenig verärgert. Lilia sah ihre eigenen Freundinnen an. Die Mädchen waren überrascht, und die Jungen zeigten diesen ängstlichen und

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