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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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sehnsüchtigen Gesichtsausdruck, den sie fast alle aufsetzten, wenn Naki in der Nähe war.
    Sie wandte sich wieder zu Naki um. »Nicht viel«, erwiderte sie aufrichtig und zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, wie lahm ihre Antwort klang. »Ich habe bloß gegessen.«
    »Worüber habt ihr geredet?«, hakte Naki nach und sah die anderen an.
    »Ob wir die richtige Disziplin gewählt haben«, antwortete einer der anderen. Lilia zuckte die Achseln und nickte.
    »Ah«, sagte Naki. »Ich war in Versuchung, das Kriegsfach zu wählen, aber obwohl es Spaß macht, kann ich mir nicht vorstellen, mein Leben damit zu verbringen. Ich werde meine Fähigkeiten natürlich pflegen, für den Fall, dass es jemals wieder zu einer Invasion kommen sollte, aber ich bin zu dem Schluss gelangt, dass Alchemie nützlicher wäre.«
    »Das ist es, was ich von der Heilkunst dachte«, meinte Lilia. »Nützlicher.«
    »Stimmt, aber ich habe als Heilerin nie viel getaugt.« Naki lächelte schief.
    Während Naki weiter plapperte, zerstreute sich Lilias Überraschung langsam. Dadurch, dass sie jemanden auf der anderen Seite des Raums angelächelt hatte, oder vielleicht weil die Sprecherin am anderen Tisch langweilig gewesen war, plauderte jetzt eine schöne, vielbewunderte Novizin mit ihr, als seien sie neuerdings Freundinnen.
    Aus welchem Grund das auch geschehen war, sie beschloss, den Augenblick zu genießen. Denn sie glaubte gewiss nicht, dass so etwas noch einmal geschehen würde.

 

    3 Anklagen und Vorschläge
    D ie drei Tage, seit Lorkin und Evar den Befehl erhalten hatten, im Männerraum zu bleiben, bis alle Sprecherinnen Zeit gefunden hatten, sich zu treffen und das Verhalten der beiden Männer zu erörtern, waren überraschend vergnüglich gewesen.
    »Weil wir was getan haben?«, hatte Evar mit großem Entzücken jeden gefragt, der andeutete, dass sie mit Anklagen oder Strafen zu rechnen haben würden. Niemand konnte genau sagen, wessen man ihn oder Lorkin anklagen würde. Was Lorkin einige Zuversicht gab. Alle wissen, dass es keine Regel und kein Gesetz und nicht einmal einen Befehl gibt, gegen den Evar und ich verstoßen haben. Wenn es so etwas gäbe, hätten sie mich bestimmt allein in irgendeinem Zimmer eingesperrt.
    Die Bewohner des Männerraums fanden das Ganze sehr komisch. Da sie grundsätzlich nicht an der Führung des Sanktuariums beteiligt wurden, ergötzten sie sich an allen Fehlern, die ihre Anführerinnen machten – natürlich nur so lange, wie diese Fehler für niemanden üble Konsequenzen hatten. Sie waren so erfreut darüber, dass Lorkin und Evar die Sprecherinnen wie Närrinnen hatten dastehen lassen, dass sie ihnen kleine Dinge geschenkt und Zeit mit ihnen verbracht hatten, um sicherzustellen, dass sich ihre neuen Helden niemals langweilten.
    Drei von ihnen brachten Lorkin ein Spiel bei, das auf einem bemalten Brett und mit Edelsteinen gespielt wurde, denen sich keinerlei magische Eigenschaften hatten einpflanzen lassen und die für die Verräterinnen daher wertlos waren. Die Männer hatten bewusst dieses »Steine« genannte Spiel ausgewählt, weil es die Edelsteine waren, die Evar und Lorkin in Schwierigkeiten gebracht hatten.
    Um sie herum hatte sich ein größeres Publikum gebildet, und die Männer diskutierten lebhaft den Spielverlauf. Plötzlich jedoch erstarb das muntere Geplänkel, nach und nach wandten sich alle Blicke dem Eingang zu. Die Männer, die Lorkin die Sicht dorthin versperrten, schlurften beiseite. Als Lorkin die Gestalt im Eingang erkannte, hörte sein Herz auf zu schlagen, und sein Magen begann zu flattern.
    »Tyvara«, sagte er.
    Ein Lächeln umspielte flüchtig ihre Lippen, dann war sie wieder ernst. Sie ignorierte alle anderen Männer und trat direkt auf ihn zu. Ein Schauder der Wonne überlief Lorkin, als er den Blick ihrer schönen, exotischen Augen auf sich gerichtet sah. Oh, ich bin definitiv noch nicht über sie hinweg, dachte er. Wenn überhaupt, hat die Zeit ihrer Abwesenheit das Wiedersehen mit ihr noch aufregender gemacht.
    »Ich will unter vier Augen mit dir sprechen«, sagte sie, blieb einige Schritte von ihm entfernt stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Liebend gern«, erwiderte er. »Aber ich darf den Raum nicht verlassen. Kalias Anweisung.«
    Sie runzelte die Stirn, dann zuckte sie die Achseln und sah sich im Raum um. »Dann werdet ihr anderen gehen.«
    Sie beobachtete, wie die Männer sich unter gutmütigem Murren in den Flur begaben, und bemerkte, dass Evar sich

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