Sonea - Die Heilerin: Roman
es war nicht allzu seltsam, dass ein Jäger allein im Freien unterwegs war. Nicht dass jemand ihn heute sehen würde.
Er wandte den Bergen den Rücken zu und setzte sich in Bewegung. Der Nebel war so dicht, dass er auf dem Boden ständig Ausschau nach Hindernissen halten musste. Nachdem er in Senken gestolpert war und über den Rand des Flusses, der unter dem Schnee verborgen lag, brach er einen Ast von einem der dürren Bäume ab und benutzte ihn, um die Verwehungen vor ihm abzutasten. Das verlangsamte sein Vorankommen, daher rechnete er nicht damit, die Straße in nächster Zeit zu finden. Als leichtes Vorwärtskommen auf einem ebenen Teilstück ihn zu einer Stelle brachte, an der sein nächster Schritt ins Nichts geführt hätte, blieb er stehen und sah sich um. Als er sich nach links und rechts bewegte, stellte er fest, dass der flache Bereich sich beiderseits fortsetzte. Das musste die Straße sein.
Tyvara hat gesagt, ich soll mich links halten. Wenn ich mich irre und dies nicht die Straße ist, wird das flache Gelände bald enden, und ich werde auf den Seitenhang des Tals stoßen.
Also ging er über den flachen Streifen Land in die ihm gewiesene Richtung. Nach mehreren hundert Schritten entspannte er sich ein wenig. Die Oberfläche blieb gerade und, abgesehen von einer gelegentlichen Furche oder Pfütze, eben. Da er hier nicht mehr nach Hindernissen Ausschau halten musste, konnte er sich umsehen und in dem Nebel nach irgendwelchen Spuren von den Verräterinnen suchen, die auf ihn warteten.
Nach einer Weile begann er sich zu sorgen, dass er unbemerkt an ihnen vorbeiwandern würde. Obwohl der Nebel Geräusche erstickte, erschienen ihm seine Schritte, die durch den Schnee knirschten und gelegentlich auf eine Pfütze trafen, sehr laut, und er musste der Versuchung widerstehen, sich leiser zu bewegen.
Zumindest sollte ich eine Kutsche früh genug hören, um von der Straße verschwinden und mich verstecken zu können. Es wird auch keine Rolle spielen, dass es nichts gibt, wohinter ich mich verstecken könnte. Ich brauche lediglich in die Hocke zu gehen und reglos sitzen zu bleiben, und falls irgendjemand mich sieht, wird er mich wahrscheinlich für einen Steinbrocken halten.
Hinter ihm wurde eine Stimme laut, und Lorkin erstarrte. Er konnte nicht ausmachen, was die Stimme sagte, aber es war definitiv eine Person gewesen, die nach einer anderen gerufen hatte.
Nach mir?
Er überdachte, was Tyvara über die Wahrscheinlichkeit gesagt hatte, Ashaki zu begegnen. »Du solltest auf keinen Ashaki treffen. Sie reisen zu dieser Zeit des Jahres gewöhnlich kaum.« Er bezweifelte, dass irgendjemand sich bei diesem Nebel freiwillig hinauswagen würde, und er hatte weder das Knarren und Rumpeln einer Kutsche noch Hufschläge gehört. Die einzigen Menschen, die bei diesem Wetter draußen sein würden, waren wahrscheinlich die Personen, die nach ihm suchten. Vielleicht hatten sie seine Spuren gesehen und begriffen, dass er an ihnen vorbeigegangen war.
Die Stimme erklang abermals, weiter entfernt diesmal. Lorkin ging voran. Binnen weniger Schritte sah er etwas, das sich bewegte. Er machte eine Gestalt aus, die auf ihn zukam. Ein zuversichtlich ausschreitender Mann. Bekleidet mit Hose und einer kurz geschnittenen Jacke.
Ashaki.
Er blieb stehen, aber es war zu spät. Der Mann hatte ihn gesehen. Lorkins Herz begann zu rasen. Sollte er sich zu Boden werfen und hoffen, dass der Mann ihn für einen Sklaven hielt? Aber ein Jäger würde das nicht tun.
»Ihr seid nicht Chatiko«, sagte der Mann und hielt inne. Dann kam er näher und beugte sich vor, während er Lorkin anstarrte. »Ich kenne Euch. Ich habe Euch schon einmal gesehen.« Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. »Ihr seid dieser kyralische Magier! Der, der verschwunden ist!«
Es hatte keinen Sinn, es abzustreiten. Tyvaras Worte stiegen aus seiner Erinnerung empor.
»Solltest du doch einem Ashaki begegnen, sag ihm, wer du bist, und bitte darum, dass man dich zum Gildehaus zurückbringt. Sie werden aus politischen Gründen verpflichtet sein, dir zu helfen.«
»Ich bin Lord Lorkin von der Magiergilde Kyralias«, sagte er. »Ich ersuche Euch förmlich darum, mich zum Gildehaus in Arvice zurückzubringen.«
Der Mann lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Nun, heute ist Euer Glückstag. Wir sind selbst in diese Richtung unterwegs. Wir wollten eigentlich abwarten, bis das Wetter sich bessert, aber Meister Vokiro hat darauf bestanden, dass wir beim ersten
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