Sonea - Die Heilerin: Roman
Stillen.
»Das muss wunderbar aussehen«, sagte Merria.
Der Mann grinste und nickte ihr zu. »Wir tanzen. Wenn wir tanzen gut, Frauen wählen uns aus.«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau einen Mann des Schmuckes wegen heiratet«, bemerkte Merria und sah Dannyl an. »Was tragen Frauen?«, fragte sie den Mann.
Der Stammesmann schüttelte den Kopf. »Nur Gürtel. Sehr schlicht. Über Stoff …« Er machte eine weit ausholende Bewegung vom Hals bis zum Knie.
Merria wirkte enttäuscht. »Kein Schmuck? Keine Edelsteine?«
»Edelsteine auf Gürtel.«
»Ich würde liebend gern eine dieser Zeremonien sehen.« Merria seufzte sehnsüchtig. »Ist das teuer?« Sie deutete mit dem Kopf auf die Beinbänder.
»Dieser hier nicht für Verkauf. Aber nächstes Mal wir bringen einen mit, den kaufen können? Vielleicht auch Gürtel.«
»Das würde mich freuen.« Sie schaute wieder zu dem Tisch mit den Edelsteinen hinüber. »Also … wie viel kosten sie?«
Sie kehrten zu dem Tisch zurück, und es folgte ein kurzes Feilschen. Dannyl argwöhnte, dass der Duna sich von ihr weiter herunterhandeln ließ, als er das normalerweise tun würde. Als das Geschäft abgeschlossen war, kam Dannyl zu dem Schluss, dass er nicht gehen könne, ohne nach dem Fährtensucher zu fragen.
»Kennt Ihr Unh?«, erkundigte er sich. »Er arbeitet als Fährtensucher.«
Das Grinsen des Mannes verschwand, und als es zurückkehrte, wirkte es angespannt und wenig überzeugend.
»Nein.« Er sah zu dem anderen Duna hinüber, der jetzt finster die Stirn runzelte. Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein.«
Dannyl nickte achselzuckend, dann dankte er ihnen, dass sie Merria die Bänder gezeigt hatten. Die beiden antworteten mit starrem Lächeln. Dannyl führte Merria weiter.
»Wer ist Unh?«, fragte sie, als sie außer Hörweite waren.
»Der Fährtensucher, der uns bei der Suche nach Lorkin geholfen hat.«
»Ah.« Sie blickte zurück. »Bin ich die Einzige, die den Eindruck hatte, dass sie ihn sehr wohl kennen, ihn aber nicht besonders mögen?«
»Ihr seid nicht die Einzige.«
»Wie interessant«, murmelte sie. »Ich hoffe, das bedeutet nicht, dass sie mir nicht einige dieser Bänder mitbringen werden.«
Sie bogen um eine Ecke und gingen die nächste Reihe hinunter. Dannyl schaute auf und blieb stehen, als er sah, was vor ihnen lag.
Verkaufsstände voller Bücher, Schriftrollen und Schreibgerät säumten beide Seiten des Gangs. Er blickte hin und her, und einige vielversprechende alte Bände erregten seine Aufmerksamkeit. Plötzlich wusste er, warum in Tayends Tonfall eine Spur Selbstgefälligkeit gelegen hatte, als er einen Besuch auf dem Markt vorgeschlagen hatte.
Es war nicht nur so, dass er etwas vorgeschlagen hat, woran ich nicht gedacht hatte. Er wusste, dass ich dies vorfinden würde. Wahrscheinlich war er bereits hier, weil er törichte und exotische Kinkerlitzchen so sehr liebt, und vermutlich hat er erraten, dass ich dem Markt noch keinen Besuch abgestattet hatte. Ein Stich der Zuneigung zu seinem ehemaligen Geliebten durchzuckte ihn, aber dieser Regung folgte eine Mischung aus Schuldgefühlen und Ärger, die seit Tayends Erscheinen in Arvice zunehmend vertraut wurde. Ich werde mich bei ihm bedanken müssen. Ich wünschte, die Aussicht darauf würde mich nicht mit Zweifel und Furcht erfüllen.
»Ich werde hier vielleicht ein wenig Zeit brauchen«, sagte er entschuldigend zu Merria.
Sie lächelte. »Das dachte ich mir. Es ist in Ordnung. Gibt es irgendetwas, wonach ich für Euch Ausschau halten soll?«
6 Eine Warnung
A ls Lorkin in seiner Arbeit innehielt, bemerkte er, dass mehr als die Hälfte der Betten der Krankenstation belegt war. Allerdings würden die meisten Patienten wahrscheinlich wieder gehen, sobald Kalia sie untersucht hatte. Fast alle hatten die gleiche oder eine ähnliche Krankheit. Selbst in dem abgelegenen, isolierten Sanktuarium zogen die Menschen sich jeden Winter Schnupfen und Hustenkrankheiten zu. Sie nannten es »Kältefieber«.
Die Behandlung war so bewährt und vertraut, dass nur wenige Fragen gestellt wurden. Kalias Untersuchung der Personen, die behaupteten, an Kältefieber zu leiden, war oberflächlich, und sie brauchte nur selten die Heilmittel zu erklären, die sie verteilte.
Dies war Kalias Fachgebiet. Lorkin bekam die Aufgabe, sich um alle zu kümmern, die mit anderen Verletzungen oder Krankheiten hereinkamen. Kein Patient mit Kältefieber trat je an ihn heran. Wenn Kalia beschäftigt war,
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