Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
Vom Netzwerk:
setzten die Menschen sich auf ein Bett, beobachteten sie geduldig und sahen ihn nur gelegentlich neugierig an.
    Die wesentlichen Heilmittel waren eine Salbe für die Brust und ein bitter schmeckender Tee. Kinder bekamen dessen Ingredienzien in Süßigkeiten zu lutschen, wenn sie den Tee nicht trinken wollten. Die Süßigkeiten schmeckten ziemlich stark und unangenehm, so dass nur diejenigen, die wirklich an der Krankheit litten – und deren Geschmackssinn beeinträchtigt war –, sie ertragen konnten. Die Patienten bekamen jeweils genug Tee und Süßigkeiten für einige Tage. Wenn sie mehr brauchten, mussten sie zurückkommen, um sich noch einmal untersuchen zu lassen.
    Es war das erste Mal, dass er erlebte, dass die Verräterinnen ihre Vorräte so streng rationierten. Er wusste, dass Lebensmittelvorräte überwacht werden mussten, damit die Produkte des Tals für den Winter reichten, aber bisher hatte er keine Einschränkungen erlebt. Es wurde jedoch darüber gesprochen, und jeder, der dabei gesehen wurde, dass er mehr aß als die für vernünftig erachtete Menge, erntete neckende Missbilligung, der aber eine ernste Mahnung zugrunde lag.
    Es waren bisher keine Magier wegen Kältefiebers auf die Krankenstation gekommen, da sie eine natürliche Widerstandskraft gegen Krankheiten besaßen. Deshalb überraschte es Lorkin, als eine Magierin den Raum betrat; die Nase und die Augenlider der Frau wiesen eine verräterische Rotschattierung auf. Er machte sich wieder daran, den Verband eines alten Mannes zu wechseln, der ein Geschwür am Bein hatte. Der Mann kicherte.
    »Du dachtest, sie sei eine Magierin, nicht wahr?«, krächzte er.
    Lorkin lächelte. »Ja«, gab er zu.
    »Nein. Ihre Mutter ist eine. Die Schwester ist eine. Die Großmutter war eine. Sie ist keine, aber sie tut gern so, als sei sie eine.«
    »In den Verbündeten Ländern müssen alle Magier besondere Kleidung tragen, damit jeder weiß, was sie sind. Es ist illegal, sich wie ein Magier zu kleiden, wenn man keiner ist.«
    Der alte Mann lächelte dünn. »Oh, das würde ihnen hier nicht gefallen.«
    »Weil es offensichtlich machen würde, dass hier nicht alle gleich sind?«
    Der Mann schnaubte. »Nein, weil sie sich nicht gern sagen lassen, was sie tun sollen.«
    Lorkin lachte leise. Er befestigte den Verband und steckte dem alten Mann eine zusätzliche Dosis von einem Schmerzmittel zu. Was werde ich tun, wenn uns dieses Mittel und andere ausgehen?
    Er könnte beginnen, Patienten mit Magie zu heilen, aber der Zeitpunkt wäre nicht gut. Falls ich gezwungen bin, meine heilenden Kräfte zu benutzen, dann sollte das aus einem besseren Grund geschehen als dem, dass ich zugelassen habe, dass uns die Heilmittel ausgehen.
    »Warst du schon mal in den alten Aussichtsräumen hoch über der Stadt?«, fragte der alte Mann.
    »Meinst du die, die bereits da waren, als die Verräterinnen dieses Tal entdeckten?«
    »Ja. Eine Freundin von dir hat mir gesagt, sie gehe dorthin. Damit ich es dir weitersage.«
    Lorkin starrte den alten Mann an, lächelte und wandte den Blick ab. »Das hat sie wirklich gesagt?«
    »Und ich brauche jemanden, der mich zurück in mein Quartier bringt.«
    Kalia wirkte zwar nicht misstrauisch, als Lorkin ihr erklärte, dass der Mann sich von ihm heimhelfen lassen wolle, aber sie wies ihn an, so rasch wie möglich zurückzukehren. Nachdem sie zusammen ein paar hundert Schritte gegangen waren, meinte der Mann, er käme jetzt sehr gut allein zurecht, aber Lorkin bestand darauf, ihn bis zu seinem Zimmer zu begleiten. Anschließend eilte er sofort zu den Aussichtsräumen. Er hatte auf dem Weg einige Treppen zu erklimmen, und als er die Tür zum ersten dieser Räume erreichte, atmete er heftig.
    Sobald er durch die schwere Tür getreten war, verwandelte sich sein Atem in eine kleine Dampfwolke vor seinem Gesicht. Die Luft war sehr kalt, und er schuf unverzüglich eine magische Barriere um sich herum und erwärmte die Luft darin. Der Raum war lang und schmal, und seine Einrichtung bestand lediglich aus einigen rauen Holzbänken entlang der Rückwand. Ihnen gegenüber befand sich eine Reihe glasloser Fensterlöcher.
    Am Rand eines der Fenster lehnte eine Frau, und diesmal schlug sein Herz bei ihrem Anblick einen Purzelbaum. Tyvara lächelte schwach. Es gelang ihm, den Drang zu bezähmen, seinerseits breit zu grinsen.
    »Warum setzt ihr kein Glas in die Fenster ein?«, fragte Lorkin und deutete auf die Öffnungen im Mauerwerk. »Dann wäre es viel einfacher,

Weitere Kostenlose Bücher