Sonea - Die Hueterin
sie?
»Hochgewachsen, klein, männlich, weiblich - gewiss würde keine dieser Eigenschaften sie von anderen Sklaven unterscheiden. Was hat dich darauf gebracht, dass sie anders waren?«
Der zu Boden gerichtete Blick der Frau flackerte. »Die Art, wie sie sich bewegt und gesprochen haben. Als seien sie es nicht gewohnt, Befehle zu befolgen.«
Also nicht die helle Haut. Dannyl hielt inne, dann schrieb er ihre Antwort auf, während er über seine nächste Frage nachdachte. Vielleicht war es Zeit, direkter zu sein.
»Ein Sklave, mit dem ich vor einigen Tagen gesprochen habe, dachte, die Frau sei eine Verräterin und dass sie vorhätte, den Mann zu töten, den sie entführt hat. Hältst du es für wahrscheinlich, dass sie ihn töten wird?«
Die Frau hielt sich sehr reglos, als sie antwortete: »Nein.«
»Weißt du von den Verräterinnen?«
»Ja. Das tut jeder Sklave.«
»Warum hältst du es für unwahrscheinlich, dass die Verräterinnen den Mann töten wollen?«
»Einfach deshalb: Wenn sie ihn tot sehen wollten, hätten sie ihn getötet und ihn nicht entführt.«
»Was haben sie deiner Meinung nach dann mit ihm vor?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nur eine Sklavin. Ich weiß es nicht.«
»Was denken denn die anderen Sklaven, was die Verräterinnen mit ihm vorhaben?«
Sie zögerte kurz und hob leicht den Kopf, bevor sie ihn wieder senkte, als widerstehe sie dem Drang, ihn anzusehen.
»Ich habe jemanden etwas sagen hören«, antwortete sie langsam. »Dass die Frau eine Mörderin sein soll. Dass die Verräterinnen wollen, dass Ihr sie findet.«
Ein Schauder überlief Dannyl. Tyvara hatte eine Sklavin getötet. Was war, wenn diese Sklavin die Verräterin gewesen war und nicht Tyvara?
»Wer hat das gesagt?«, fragte er.
»Ich... ich erinnere mich nicht.«
»Gibt es irgendwelche Sklaven, die so etwas eher sagen würden als andere?«
Sie hielt inne, dann schüttelte sie den Kopf. »Alle Sklaven tratschen.«
Nach einigen weiteren Fragen wusste er, dass er von ihr nicht mehr erfahren würde. Sie hatte alles gesagt, was sie sagen wollte, und wenn sie Informationen zurückhielt, würde sie sie nicht freiwillig preisgeben. Er schickte sie weg.
Ich möchte wetten, dass sie mehr weiß. Und dann ist da die Beschreibung von Lorkins heller Haut. Sie wollte, dass ich mir sicher bin, dass Lorkin hier war. Was Sinn ergibt, wenn dieses Gerücht, nach dem die Verräterinnen wollen, dass ich Tyvara und Lorkin finde, wahr ist.
Aber es konnte auch eine List sein. Trotzdem, die Sklavin, der er in Tikakos Haus geholfen hatte, hatte die Wahrheit gesagt. Tyvara und Lorkin waren tatsächlich auf seinem Landgut gewesen.
Was war, wenn die Verräterinnen von ihm wollten, dass er die beiden fand?
Dann werden sie dafür sorgen, dass wir das auch tun. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass Tyvara sich kampflos von uns einfangen lassen wird. Und wir müssen auf jede erdenkliche Reaktion von Lorkin gefasst sein. Es ist möglich, dass sie ihn dazu überredet hat, sie zu begleiten - vielleicht hat sie ihn sogar verführt -, und er könnte sich gegen eine Rettung wehren.
Er wollte glauben, dass Lorkin dazu zu vernünftig war, aber er hatte in der Gilde die Gerüchte gehört, nach denen der junge Mann eine Schwäche für hübsche, kluge Frauen hatte. Als Sohn von Schwarzmagierin Sonea und dem verstorbenen Hohen Lord Akkarin hatte der junge Mann auch nicht zwangsläufig die Weisheit seiner Eltern geerbt. Diese Eigenschaften kamen nur mit der Erfahrung. Indem man Fehler machte und Entscheidungen traf und aus den Konsequenzen lernte.
Ich hoffe nur, dass dies kein Fehler ist und dass die Konsequenzen von der Art sind, aus der er lernen kann, nicht solche, die dazu führen werden, dass ich den Rest meines Lebens in Sachaka verbringen werde, aus Furcht vor dem, was Sonea mit mir machen könnte, sollte ich jemals in die Gilde zurückkehren.
Lorkin hätte gedacht, dass zwei Sklaven, die mitten in der Nacht über eine ländliche Straße gingen, Verdacht erregen würden, aber die wenigen Sklaven, an denen sie vorbeigekommen waren, hatten sie kaum angesehen. Einmal hatte eine Kutsche sie überholt, und Tyvara hatte ihm zugezischt, dass darin wahrscheinlich ein Magier saß oder ein Ashaki-Lord, aber sie hatte ihm lediglich befohlen, die Straße freizumachen und den Blick gesenkt zu halten.
»Sollte irgendjemand fragen: Man hat uns ausgeschickt, damit wir auf dem Gut von Ashaki Catika arbeiten«, hatte sie ihm zu Beginn der Nacht
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