Sonea - Die Hueterin
Ich werde dich zur Straße zurückbegleiten.«
Als der Mann sich umdrehte, um auf sein Pferd zu steigen, schaute Tyvara zu Lorkin hinüber und lächelte. Der Triumph in ihren Zügen zerstreute seine frühere Besorgnis. Er beobachtete, wie sie dem Mann unterwürfig in den Wald folgte. Als die beiden nicht mehr zu sehen waren, drehte Lorkin sich um und setzte sich auf eine der dickeren unteren Wurzeln des Baums.
Bleib in deinem Versteck. Bleib hier, hat sie gesagt. Ich schätze, sie meint, dass sie zurückkommen wird, sobald der Magier sie zur Straße geführt hat und wieder seiner Wege gegangen ist.
Er betrachtete die Position des Sonnenlichts, das durch die Bäume fiel, und kam zu dem Schluss, dass er, wenn sie nicht innerhalb einer Zeitspanne von ungefähr einer Stunde zurückkehrte, sich auf die Suche nach ihr machen würde.
Es war eine lange Stunde. Die Zeit schleppte sich dahin. Die Sonnenstrahlen krochen mit qualvoller Langsamkeit über das Unterholz. Während der Schlamm trocknete, kratzte er sich und wischte ihn sich von der Haut und den Kleidern. Er versuchte, sich nicht vorzustellen, was ihr zustoßen könnte, sollte der Magier entdecken, wer und was sie war, doch es gelang ihm nicht. Er versuchte, sich keine Sorgen darüber zu machen, dass der Magier von seinem Versteck erfuhr und zurückkam und ...
»Gut zu sehen, dass du Befehle befolgen kannst«, erklang eine Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum und sah sie oben auf dem Stumpf stehen und zu ihm herablächeln. Mit hämmerndem Herzen beobachtete er, wie sie in die Luft trat und herunterschwebte.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte er.
Sie runzelte die Stirn und betrachtete die schimmernde Scheibe aus Magie, die unter ihren Füßen gerade noch sichtbar war. »Genauso, wie du es gemacht hast.«
»Ich spreche nicht vom Schweben. Ich möchte wissen, wie du ihn daran gehindert hast, deine Gedanken zu lesen.«
»Ah, das.« Sie verdrehte die Augen. »Erinnerst du dich nicht, dass ich dir erzählt habe, dass wir eine Möglichkeit kennen, Magier das sehen zu lassen, was wir sie sehen lassen wollen?«
Er dachte an ihr erstes Versteck zurück und an die andere Sklavin. »Ah. Ja. Ich verstehe. Irgendeine Art von Blutstein, richtig?«
Sie lächelte. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Blutstein.
Lorkins Herz schlug schneller.
Ich hätte Mutters Ring benutzen können, während sie fort war, aber ich habe ihn vollkommen vergessen!
Er hatte sich zu große Sorgen um Tyvara gemacht.
»Was ist los?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Was ist, wenn er mich entdeckt hätte? Wenn er meine Gedanken gelesen hätte?«
»Ich hätte ihn daran gehindert.« Sie zuckte die Achseln. »Obwohl es grundsätzlich das Beste ist, eine Konfrontation zu vermeiden, lässt sich das nicht immer bewerkstelligen.«
»Du würdest gegen ihn kämpfen? Würde das nicht Aufmerksamkeit auf uns lenken?«
»Vielleicht.« Sie deutete auf ihre Umgebung. »Aber wir sind gut versteckt. Ich würde versuchen, ihn schnell zu erledigen.«
»Du würdest ihn töten?«
»Natürlich. Wenn ich es nicht täte, würde er uns verfolgen.«
»Und wenn sein Leichnam entdeckt würde, würde jemand anders uns verfolgen. Wäre es nicht alles in allem besser, wenn ich meine Gedanken verbergen könnte?«
Sie kicherte. »Selbst wenn ich bereit wäre, den Verräterinnen noch einen Grund zu liefern, auf mich wütend zu sein, selbst wenn ich dächte, wir könnten das Sanktuarium nicht erreichen, ohne dass ich dir dieses Geheimnis offenbare, könnte ich es nicht tun. Ich habe einfach nicht die Materialien oder die Zeit dazu.«
Ihm stockte der Atem. »Es ist wie ein Blutstein, nicht wahr?«
Wieder verdrehte sie die Augen. »Leg dich hin und schlaf, Lorkin.«
Er blickte auf den Schlamm hinab, dann sah er sie ungläubig an. »Es war nur ein Scherz, als ich sagte, er würde ein weiches Bett abgeben.«
Sie seufzte und machte eine knappe Handbewegung. »Tritt zurück.«
Er gehorchte und setzte sich auf seinen früheren Platz, und da er erriet, was sie vorhatte, hob er die Füße und die durchweichten Schuhe aus dem Schlamm. Schon bald begann die Luft über dem Matsch zu dampfen. Für eine Weile wurden sie von heißem Dampf eingehüllt, dann klärte sich die Luft, und er sah, dass nur rissige, getrocknete Erde zurückgeblieben war. Tyvara stieg von der magischen Scheibe unter ihren Füßen auf den gehärteten Boden. Dann klopfte sie mit dem Fuß darauf.
»Du solltest schlafen, solange du kannst«, bemerkte
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