Sonea - Die Hueterin
die wilde Magierin.
Seit ihrem gescheiterten Versuch, die Frau zu fangen, waren nur wenige Tage vergangen, aber es kam ihr erheblich länger vor. Sie grübelte über den Tunneleingang nach, den sie gefunden hatten. Wenn die Frau Zugang zur Straße der Diebe hatte, bedeutete das, dass sie Verbindungen zu einem Dieb hatte? Früher einmal hätte es genau das bedeutet, aber die alten Regeln und Einschränkungen hatten in Imardins Unterwelt keine Gültigkeit mehr.
Eine andere Möglichkeit beunruhigte sie. Wenn die Frau Zugang zur Straße der Diebe hatte, wusste sie von den Tunneln unter der Gilde?
Ein Klopfen an der Haupttür unterbrach Soneas Gedanken. Sie erhob sich und eilte darauf zu. Vielleicht war es Rothen. Möglicherweise hatte er Neuigkeiten von Lorkin. Selbst wenn es jemand anderer war, würde er sie zumindest ein wenig von ihren Gedanken ablenken. Mit einem kleinen Stoß Magie entriegelte sie die Tür, und sie schwang nach innen auf.
Regin stand draußen. Er neigte höflich den Kopf.
»Schwarzmagierin Sonea«, sagte er.
»Lord Regin.« Sie hoffte, dass er ihr ihre Enttäuschung nicht ansehen würde.
»Habt Ihr irgendetwas gehört?«, fragte er mit gesenkter Stimme.
»Nein.«
Er nickte und wandte den Blick ab. In dem Moment kam ihr der Gedanke, dass es unerwartet rücksichtsvoll von ihm war, vorbeizukommen und sich nach Lorkin zu erkundigen, und sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Feindseligkeit, die sie ihm gegenüber empfand. Sie öffnete den Mund, um ihm zu danken, aber er redete weiter, ohne zu bemerken, dass sie im Begriff gewesen war, etwas zu sagen.
»Ich habe einige Erkundigungen eingeholt, und sie haben zu ein paar kleinen Ideen geführt«, begann er, dann zuckte er die Achseln und sah sie an. »Wahrscheinlich nicht der Mühe wert, und sie könnten sich mit den Plänen Eures Freundes überschneiden, aber ich dachte, ich sollte mit Euch darüber reden.«
Mit den Plänen meines Freundes?
Plötzlich verstand Sonea. Er sprach nicht von Lorkin, sondern von Cery und der Jagd nach der wilden Magierin. Sie schüttelte den Kopf.
Natürlich, er weiß nicht einmal von Lorkin. Ich bin eine solche Närrin ...
»Nein?« Regin trat einen Schritt zurück, zweifellos weil sie den Kopf geschüttelt hatte. »Ich kann ein andermal zurückkommen, wenn es Euch besser passt.«
»Nein - kommt herein. Ich würde Eure Ideen gern hören«, sagte sie und trat beiseite, um ihn eintreten zu lassen. Er sah sie fragend an, dann lächelte er schwach und folgte ihr in den Hauptraum. Sie deutete auf die Sessel und lud ihn ein, Platz zu nehmen, dann schloss sie mit Magie die Tür.
»Sumi?«, fragte sie.
Er nickte. »Danke.« Er beobachtete sie, während sie zu einem Schränkchen ging, in dem sie ein Tablett mit den Utensilien aufbewahrte, mit denen man Sumi machte. »Ich dachte, Ihr würdet keinen Sumi mögen.«
»Ich mag ihn auch nicht, aber ich lerne ihn langsam zu schätzen. Von Raka werde ich neuerdings ein wenig reizbar. Erzählt mir von Euren Ideen.«
Während er zu sprechen begann, brachte sie das Tablett zu den Sesseln hinüber und begann, das heiße Getränk zuzubereiten. Sie zwang sich, ihm zuzuhören. Er hatte sich mit einigen Magiern getroffen, von denen er vermutete, dass sie Verbindungen zu Unterwelthändlern hatten; vor ein paar Monaten hatte er sich mit diesen Magiern angefreundet, um Informationen für die Anhörung zu sammeln.
Regin verzog das Gesicht. »Sie waren ziemlich erfreut über das Ergebnis der Anhörung. Dadurch, dass es jetzt nur noch verboten ist, für Verbrecher zu arbeiten, statt mit ihnen Umgang zu pflegen, können sie ihren zwielichtigen Freunden ohne Weiteres helfen - solange sie nicht auf irgendeine offenkundige Art dafür bezahlt werden.« Er seufzte. »Sie sind ziemlich zufrieden mit uns, was zumindest den Vorteil hat, dass sie immer noch gern mit mir reden. Und sich über eine gewisse ausländische Magierin beklagen, die Geld als Gegenleistung für die Benutzung von Magie erhält.«
»Eine Ausländerin, hm?« Sonea reichte ihm eine Tasse. »Cery sagte, die wilde Magierin sei Ausländerin.«
»Ja.« Regins Miene wurde nachdenklich, und er legte den Kopf leicht schräg, während er sie musterte. »Das Gesetz, das jedem außerhalb der Gilde verbietet, Magie zu erlernen und auszuüben, ist nicht immer zweckdienlich. Es hat nur deshalb funktioniert, weil die Verbündeten Länder allesamt damit einverstanden waren. Aber was ist mit Magiern aus anderen Ländern? Wenn sie einen
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