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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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dort oben?«, fragte er, an Achati gewandt.
    Der Mann folgte Dannyls ausgestreckter Hand und nickte.
    »Wahrscheinlich. Davon gibt es einige in diesem Gebiet.«
    »Wie alt sind sie?«
    Achati zuckte die Achseln. »Alt.«
    »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich sie mir ansehe?«
    »Natürlich nicht.« Achati lächelte. »Ich werde Euch ein Zeichen geben, wenn die anderen eintreffen.«
    Dannyl aß die letzte Pastete, dann überquerte er die Straße und begann hügelaufwärts zu gehen. Der Hügel war steiler, als es von der Straße aus den Anschein gehabt hatte, und als Dannyl den ersten Haufen Felsbrocken erreichte, war er außer Atem. Bei deren Untersuchung kam er zu dem Schluss, dass es sich um einen Teil einer Mauer handelte. Eine Weile ging er auf dem Hang umher, fand weitere Mauerabschnitte und ruhte sich aus, um wieder zu Atem zu kommen. Als er sich erholt hatte, beschloss er festzustellen, was diese Befestigungsanlage umgab, und machte sich erneut auf den Weg hügelaufwärts.
    Je näher er dem Gipfel kam, desto dichter und höher wurde die Vegetation. Nachdem sein Ärmel sich an einem Dornenstrauch verfangen hatte und es ihm gelungen war, den Stoff zu zerreißen, machte er um solche Pflanzen einen großen Bogen. Es war nicht weiter schwierig, Stoff mit Magie zu trocknen und sogar einige Flecken zu entfernen, aber das Flicken von Rissen überstieg sein Vermögen. Es mochte irgendwie möglich sein, die feinen Fäden wieder zusammenzufügen, aber das würde Zeit und Konzentration erfordern.
    Enttäuscht stellte er fest, dass er zwar vor sich die Überreste weiterer Mauern sehen konnte, dass sie jedoch inmitten eines anscheinend undurchdringlichen Gürtels miteinander verwachsener Dornensträucher emporragten. Er schuf einen magischen Schild, damit er sich zwischen ihnen hindurchzwängen konnte. Oben befand sich ein flacher Bereich innerhalb der niedrigen Mauern, der alles war, was von einem Gebäude übrig geblieben war, aber darüber hinaus gab es nichts zu sehen als verwitterte Steine.
    Hier werde ich nichts Neues erfahren,
überlegte er.
Nicht ohne all das auszugraben.
Er verließ das Gebäude und machte sich auf den Rückweg zur Straße.
    Ein kleines Stück weiter den Hang hinunter teilte sich die Vegetation, und er hatte einen unverstellten Blick auf die Kutsche und die Straße unter ihm. Achati saß in der schmalen Tür des Wagens. Der gutaussehende Sklave namens Varn kniete vor dem Magier und hielt die Hände hoch, die Innenflächen nach außen gekehrt. Etwas in Achatis Hand fing das Licht auf.
    Ein Messer.
    Dannyls Magen krampfte sich zusammen, und er blieb stehen. Achati hob die kunstvoll geschmückte Klinge, die normalerweise in ihrer Scheide an seiner Seite ruhte, und berührte damit leicht die Handgelenke des Sklaven. Er steckte das Messer weg und legte beide Hände um das Gelenk des Mannes. Während Dannyl das Schauspiel beobachtete, raste sein Herz. Nach kurzer Zeit ließ Achati den Sklaven los.
    Ich schätze, das bedeutet, dass Varn Achatis Quellsklave ist,
dachte Dannyl. Dann wurde ihm klar, dass sein Herz nicht vor Furcht raste.
Eher vor Aufregung. Ich habe soeben ein uraltes schwarzmagisches Ritual beobachtet.
Magie war vom Sklaven an seinen Herrn weitergereicht worden. Und dazu war es nicht vonnöten gewesen, jemanden zu ermorden. Das Ganze war bemerkenswert ruhig und würdevoll abgelaufen.
    Der junge Mann stand nicht auf, sondern rückte näher an seinen Herrn heran. Statt den Blick wie üblich gesenkt zu halten, sah er zu Achati auf. Dannyl starrte den Mann an, fasziniert von seinem Gesichtsausdruck.
Falls ich aus dieser Entfernung keinem Trugschluss erliege, würde ich sagen, dass es ein Ausdruck der Bewunderung ist.
Er lächelte.
Ich schätze, es wäre einfach, einen Herrn zu lieben, der einen gut behandelt.
    Dann lächelte der Sklave und trat
sehr
nah an Achati heran. Der Magier legte dem jungen Mann eine Hand auf die Wange und schüttelte den Kopf. Dann beugte er sich vor und küsste Varn auf die Lippen. Der Sklave bewegte sich wieder von ihm weg, immer noch lächelnd.
    Dannyl wurden mehrere Dinge gleichzeitig klar. Erstens, dass die beiden Männer sich als Nächstes umschauen würden, um festzustellen, ob jemand sie gesehen hatte. Er wandte den Blick ab und ging weiter den Hang hinunter, damit sie ihn nicht dabei ertappten, dass er sie beobachtet hatte. Zweitens, dass der Sklave seinen Herrn nicht nur mochte - er
liebte
seinen Herrn. Und drittens, dass die Art, wie Achati den jungen Mann

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