Sonea - Die Hueterin
Teil der Gilde sein.« Sie hielt inne, dann zuckte sie die Achseln. »Natürlich hätte sie einen falschen Akzent annehmen können.«
Cery nickte und lächelte anerkennend. »Es war richtig von dir, von dort wegzugehen. Hast du ein anderes Versteck?«
Sie zog die Brauen zusammen. »Nein. Ich hatte einige, aber sie sind alle auf die eine oder andere Weise unbrauchbar gemacht worden.« Sie blickte zu ihm auf. »So wie es aussieht, geht es dir gut.«
»Ich bin mir nicht sicher, wie viel davon auf mein Tun zurückgeht oder auf bloßes Glück«, gab er zu.
»Trotzdem, mit deinem Geld und deinen Verbindungen musst du eine bessere Chance haben als ich.«
Cery nickte. »Diese Dinge helfen.«
»Ja, nicht wahr? Nun, wie wäre es dann, wenn ich bei dir bliebe? Denn mit Verstecken verdiene ich kein Geld, und ich habe all meine Ersparnisse aufgebraucht, ebenso wie meine Beziehungen.«
Als Cery den Mund öffnete, um zu protestieren, sprang sie auf.
»Erzähl mir nicht, ich wäre sicherer, wenn ich mich nicht in deiner Nähe aufhielte. Niemand außer dir und Gol weiß, dass wir verwandt sind, und ich habe nicht die Absicht, es zu öffentlichem Klatsch zu machen. Ich werde nicht ständig bei dir sein, weil ich deine Tochter bin.« Sie straffte sich und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich werde als deine Leibwächterin da sein.«
Gol gab einen erstickten Laut von sich.
»Anyi...«, begann Cery.
»Sieh den Tatsachen ins Auge, du brauchst einen Leibwächter. Gol wird alt und langsam. Du brauchst jemand Junges, dem du genauso vertrauen kannst wie ihm.«
Aus dem erstickten Laut, den Gol von sich gegeben hatte, wurde ein Prusten.
»Jugend und Vertrauenswürdigkeit sind nicht alles, was ein Leibwächter haben muss«, bemerkte Cery.
Sie lächelte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du glaubst nicht, dass ich kämpfen kann? Ich kann kämpfen. Ich hatte sogar eine gewisse Ausbildung. Ich werde es beweisen.«
Cery verkniff sich die skeptische Bemerkung, die er normalerweise gemacht hätte.
Sie ist meine Tochter. Wir haben seit Jahren nicht mehr so viele Worte gewechselt. Ich werde nichts gewinnen, indem ich sie wegschicke. Und... vielleicht hat sie tatsächlich ein wenig von dem Talent ihres Vaters.
»Nun denn«, sagte er. »Wie wär's, wenn du das tätest? Zeig mir, wie alt und langsam Gol ist.«
Bei dem Ausdruck auf dem Gesicht seines Leibwächters hätte er beinahe laut aufgelacht. Gols gekränkter, entsetzter Blick machte Wachsamkeit Platz, als Anyi sich ihm zuwandte und in die Hocke ging. In einer Hand blitzte Metall auf. Cery hatte sie nicht nach dem Messer greifen sehen. Er bemerkte, wie sie das Messer hielt, und nickte anerkennend.
Das könnte interessant werden.
»Aber töte ihn nicht«, erklärte er ihr.
Gol hatte sich inzwischen von seiner Überraschung erholt und näherte sich Anyi mit den vorsichtigen, gut ausbalancierten Schritten, die Cery so vertraut waren, und langsam zog er ein Messer. Der große Mann mochte nicht schnell sein, aber er war so massig wie eine Mauer und wusste, wie er den Schwung und das Gewicht eines Gegners gegen ihn einsetzen konnte.
Anyi bewegte sich ebenfalls auf Gol zu, aber Cery stellte zu seiner Freude fest, dass sie nichts überstürzte. Doch sie umkreiste Gol, und das war nicht gut. Ein Leibwächter sollte sich zwischen einem Angreifer und seinem Schutzbefohlenen halten.
Das werde ich ihr noch beibringen müssen.
Dann fasste Cery sich wieder und runzelte die Stirn.
Werde ich das tun? Sollte ich sie überhaupt in meiner Nähe halten, geschweige denn sie in eine Position bringen, in der die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs auf sie noch größer wird? Ich sollte ihr Geld geben und sie wegschicken.
Irgendwie wusste er, dass sie damit nicht zufrieden sein würde. Ob er sie wegschickte oder sie bei sich behielt, sie würde irgendetwas
tun
wollen.
Und sie hat kein Versteck. Wie kann ich sie wegschicken?
Aber sie war zäh. Wenn er sie aus der Stadt schickte - vor allem wenn er ihr Geld gab -, würde sie neue Orte finden und sich dort verstecken.
Oder sie wird zu dem Schluss kommen, dass sie es nicht länger ertragen kann, eingesperrt zu sein, und alle Vorsicht in den Wind schlagen.
Ein Wirbel von Bewegungen lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Kampf. Anyi hatte Gol angegriffen, wie er bemerkte. Wiederum nicht der beste Schritt für einen Leibwächter. Gol war ihrem Messer geschickt ausgewichen, hatte ihren Arm gepackt und ihren Sprung genutzt, um sie hinter sich auf den
Weitere Kostenlose Bücher