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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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und Novizen höherer Klassen genauer beobachtet und eingeschränkt werden. Wir bitten nur um die Aufhebung der existierenden Regel, damit jene von uns, die in niedere Klassen geboren wurden, ihre Familien und Freunde ungestraft besuchen können.« Er verneigte sich. »Danke, dass Ihr unseren Antrag angehört habt.«
    Osen nickte, dann wandte er sich der anderen kleinen Gruppe von Magiern zu, die vorne im Raum an der Seite standen.
    »Ich rufe Lord Regin auf, den Sprecher der Antragsgegner. Er möge vortreten und antworten.«
    Als ein Mann aus der Gruppe der Gegner seinen Platz einnahm, regte sich in Sonea eine alte Abneigung. Mit ihr kamen Erinnerungen daran, verspottet und überlistet worden zu sein, Erinnerungen an Sabotage ihrer Arbeiten, Erinnerungen daran, als Diebin betrachtet zu werden, nachdem sich ein gestohlener Stift unter ihren Besitztümern gefunden hatte. Auch war sie einst Gegenstand von Spekulationen gewesen, als bösartige Gerüchte ausgestreut worden waren, nach denen ihre Beziehung zu Rothen mehr sei als nur die einer Novizin zu ihrem Lehrer.
    Diese Erinnerungen brachten Ärger mit sich, aber es gab noch andere, bei denen sie noch immer schauderte. Erinnerungen daran, durch die Flure der Universität gejagt zu werden, von einer Bande von Novizen in die Enge getrieben, gefoltert, gedemütigt und magisch wie körperlich erschöpft zurückgelassen zu werden.
    Der Anführer dieser Bande und Drahtzieher all ihrer Leiden in jenen frühen Jahren an der Universität war Regin gewesen. Obwohl sie ihn zu einem fairen Kampf in der Arena herausgefordert und dort besiegt hatte, hatte er während der Ichani-Invasion mutig sein Leben riskiert, und obwohl er sich sogar für all das entschuldigt hatte, was er ihr angetan hatte, konnte sie ihn nicht ansehen, ohne ein Echo der Demütigung und der Furcht zu verspüren, die sie einst erlitten hatte. Und diese Gefühle brachten Wut und Abneigung mit sich.
    Ich sollte darüber hinwegkommen,
dachte sie.
Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es kann. Geradeso, wie ich nicht denke, dass ich jemals aufhören werde, einen Hauch Selbstgefälligkeit zu verspüren, wann immer einer der Magier aus den Häusern vorgestellt wird, ohne dass Name und Titel seiner Familie verkündet werden.
    Neben der Entscheidung, auch Personen von außerhalb der Häuser in die Gilde aufzunehmen, hatte man beschlossen, dass die Namen von Familie und Haus bei Zeremonien der Gilde nicht länger benutzt werden sollten. Von allen, die Magier wurden, erwartete man, dass sie ihr Leben für die Verteidigung der Verbündeten Länder aufs Spiel setzten, daher sollte allen das gleiche Maß an Respekt gezollt werden. Da außerhalb der Häuser geborene Imardianer keine Familien- oder Hausnamen hatten, wurde die Gewohnheit, diese Namen für jene auszurufen, die sie besaßen, vollkommen fallengelassen.
    Falls Regin sich durch die Weglassung seines Familien- und Hausnamens herabgesetzt fühlte, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Auch die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, verstörte ihn nicht im Mindesten. Er wirkte beinahe gelangweilt. Er hatte keine Notizen mitgebracht, aus denen er vorlesen konnte, sondern ließ lediglich den Blick einmal durch den Raum wandern und begann dann zu sprechen.
    »Bevor wir darüber nachdenken, ob diese Regel verändert oder außer Kraft gesetzt werden sollte, bitten wir darum, dass alle sich daran erinnern mögen, warum sie geschaffen wurde. Nicht um gute Leute daran zu hindern, ihre Familie zu besuchen, und nicht einmal um das harmlose Vergnügen eines Abends zu verderben, sondern um Magier jedweder Herkunft oder Stellung daran zu hindern, sich in verbrecherische Machenschaften oder Geschäfte hineinziehen zu lassen. Die Regel ist ebenso sehr Abschreckungsmittel wie Leitlinie für das Verhalten. Wenn wir sie außer Kraft setzten, würden wir damit eine wertvolle Motivation für Magier verlieren, jenen zu widerstehen, die danach trachten, sie für ihre Zwecke anzuwerben oder zu bestechen.«
    Während Regin fortfuhr, musterte Sonea ihn nachdenklich. Sie erinnerte sich an den jungen Novizen, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um während der Invasion einen Ichani zu ködern. Seit jenem Tag hatte er ihr gegenüber nichts anderes als Respekt gezeigt, und gelegentlich hatte er sich sogar für eines ihrer Anliegen ausgesprochen.
    Rothen denkt also, Regins Charakter habe sich verbessert,
überlegte sie.
Aber ich würde Regin immer noch nicht trauen, weil ich weiß, wie er

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