Sonea - Die Hueterin
derart dummen und gefährlichen Unternehmung aufzubrechen.
»Osen wird dem niemals zustimmen«, stieß sie hervor.
»Warum sollte er nicht? Er kann Lorkins Ersuchen nicht lediglich aufgrund seiner Herkunft ablehnen.«
»Ich werde mich an die Höheren Magier wenden. Sie müssen wissen, dass ihm größere Gefahr drohen wird als jedem anderen Magier - und das bedeutet, dass er eine Belastung ist. Dannyl kann nicht all seine Zeit damit verbringen, Lorkin zu beschützen. Und die Sachakaner könnten sich weigern, mit Dannyl zu reden, wenn sie erst wissen, wer der Vater seines Gehilfen war.«
Rothen nickte. »Alles gute Argumente. Aber es könnte sein, dass Lorkin, wenn du gar nichts sagst, Zeit haben wird, über all die Dinge nachzudenken, die schiefgehen könnten, und dann vielleicht seine Meinung ändert. Je mehr du dich bemühst, Lorkin aufzuhalten, desto größer wird vermutlich seine Entschlossenheit werden, Dannyl zu begleiten.«
»Ich kann das Risiko nicht eingehen, dass er nicht zu Verstand kommen wird.« Sie sah ihn an. »Wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn Ihr ihn ziehen ließet und ihm etwas zustieße?«
Rothen hielt kurz inne, dann verzog er das Gesicht. »Also schön. Ich schätze, dann haben wir einiges zu tun.«
Eine Welle der Zuneigung stieg in ihr auf, und sie lächelte. »Danke, Rothen.«
Dannyl sah sich im Speisezimmer um und seufzte anerkennend. Ein Vorteil des Verzichts auf sein Zimmer in der Gilde und des Umzugs in ein Haus im Inneren Ring war der plötzliche Reichtum an
Raum
gewesen. Obwohl er jetzt einen großen Teil seines Einkommens für die Miete brauchte, war der Luxus von eigenen Räumen es wert. Er hatte nicht nur seine eigene großzügige Amtsstube und dieses geschmackvoll eingerichtete Speisezimmer, sondern auch seine persönliche Bibliothek und Räume für Gäste. Nicht dass er häufig Gäste im Haus hatte - nur gelegentlich einmal einen Gelehrten, der sich für Dannyls Geschichte interessierte, oder Tayends elynische Freunde.
Wie sehen eigentlich sachakanische Häuser aus?,
fragte er sich.
Ich sollte es in Erfahrung bringen, bevor ich aufbreche.
Falls
ich aufbreche.
Administrator Osen hatte gesagt, er könne keinen Grund sehen, warum man Dannyl die Position nicht geben sollte, da er gute Voraussetzungen mitbrachte und niemand sonst sich für das Amt beworben hatte.
Aber ich werde dieses Haus vermissen. Es wird gewiss Zeiten geben, da ich mir wünschen werde, ich könnte mir ein Buch aus meiner Bibliothek holen oder bei dem braven alten Yerak mein Lieblingsessen bestellen oder...
Er blickte auf, als draußen vor dem Raum Schritte laut wurden. Es folgte eine Pause, dann spähte Tayend um den Bogengang. Seine Augen wurden schmal.
»Wer seid Ihr, und wo ist der echte Lord Dannyl?«
Dannyl runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Was redest du da?«
»Ich habe deinen Schreibtisch gesehen.« Der Gelehrte trat ein und sah Dannyl mit gespieltem Argwohn an. »Er ist aufgeräumt.«
»Ah.« Dannyl lachte leise. »Ich werde es dir gleich erklären. Setz dich. Yerak wartet, und ich bin im Augenblick zu hungrig für Erklärungen.«
Als Tayend Platz nahm, sandte Dannyl ein wenig Magie in Richtung des Essensgongs, so dass der Klöppel sachte gegen die Scheibe tippte.
»Du warst heute in der Gilde?«, fragte Tayend.
»Ja.«
»Neue Bücher?«
»Nein, ich hatte eine Besprechung mit Administrator Osen.«
»Wirklich? Worum ging es?«
Die Tür zur Küche öffnete sich und ersparte Dannyl eine Antwort. Diener kamen mit dampfenden Platten und Schalen voller Essen herein. Dannyl und Tayend füllten sich ihre Teller und begannen zu essen.
»Was hast du heute getan?«, fragte Dannyl zwischen zwei Bissen.
Der Gelehrte zuckte die Achseln, dann erzählte er eine Geschichte, die er von einem anderen im Ausland lebenden Elyner gehört hatte. Er hatte den Mann am Morgen besucht, und dieser hatte von einigen Feuelschmugglern aus Vin berichtet, die von ihren Waren gekostet hatten und nackt und mit Wahnvorstellungen an einem Flussufer gefunden worden waren.
»Also, was hatte Administrator Osen zu sagen?«, erkundigte sich Tayend, als die Teller abgeräumt waren.
Dannyl zögerte kurz, dann holte er tief Luft.
Ich kann es nicht länger hinausschieben.
Er sah Tayend an und setzte eine ernste Miene auf.
»Er sagte, es gäbe keine anderen Bewerber für die Position des Gildebotschafters in Sachaka, daher sei es sehr wahrscheinlich, dass ich die Position bekommen würde.«
Tayend blinzelte,
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