Sonea - Die Hueterin
bestellte etwas zu essen für sie und den Fuhrmann. Der Besitzer führte sie in einen großen Speisesaal. Nur eine weitere Gruppe von Gästen befand sich im Raum. Händler, wie es aussah. Sie unterhielten sich leise und warfen Lorkin und Dannyl bloß einige wenige neugierige Blicke zu.
Es dauerte nicht lange, bis das Mahl gebracht wurde: Eine junge Frau erschien mit einem Tablett mit mehreren Sorten Fleisch, wohlschmeckenden Brötchen, gedämpftem Gemüse und kleinen, wahrscheinlich einheimischen Früchten. Ihr höfliches Lächeln galt beiden Magiern, aber für Lorkin war es um einiges strahlender. Als sie später mit Bol auf Kosten des Hauses zurückkehrte, hielt sie kurz inne, um ihm einen koketten Blick zuzuwerfen, bevor sie ihm seinen Becher reichte. Dann ging sie wieder, mit einladend wiegenden Hüften, und warf noch einen kurzen Blick zurück. Lorkin hatte ihr nachgeschaut, und ihr Mienenspiel machte deutlich, dass sie ihm noch weitere Gunst erweisen würde.
»Ich frage mich, ob Sonea von mir erwartet, dass ich Eure Tugend schütze, während Ihr nicht in der Gilde seid«, bemerkte Dannyl.
Lorkin kicherte und wandte sich wieder dem anderen Magier zu. Dannyl füllte seinen Teller von dem Tablett und blickte nicht auf.
»Tugend?«
»Ja, hm, ich schätze, auf Eure Tugend müsst Ihr selbst achtgeben. Aber als älterer und weiserer Gefährte verspüre ich in diesem Moment einen seltsamen Drang, Euch um Eurer Gesundheit und Eurer Brieftasche willen von der Versuchung abzulenken.«
»Eure Sorge ist vermerkt«, erwiderte Lorkin lächelnd. »Soll ich Euch meinerseits den gleichen Dienst anbieten?«
Dannyl blickte zu Lorkin auf, und seine Miene war für einen Moment wachsam und ernst. Dann lächelte er. »Natürlich. Wir werden aufeinander aufpassen.« Er stieß ein kurzes, leises Lachen aus. »Obwohl ich vermute, dass Eure Aufgabe die leichtere sein wird.«
Der Boden vibrierte auf eine Weise, die in Cery alte Erinnerungen wachrief. Früher hatten die Diebe die Abwasserkanäle benutzt, die auch diesen Abschnitt der äußeren Stadtmauer unterquerten, um von den Hüttenvierteln in die Stadt und zurück zu gelangen. Es war eine unangenehme und manchmal gefährliche Route gewesen. Die Stadtwache hatte irgendwann entdeckt, dass die Kanalisation als Weg in die Stadt benutzt wurde, und begonnen, sie in regelmäßigen Abständen zu fluten. Die Diebe waren übereingekommen, Wächter aufzustellen, die ein Signal gaben, wenn eine Flutung begann, und so war diese Gefahr gebannt worden. Es war ein größtenteils verlässliches System gewesen, und er hatte es vor vielen Jahren benutzt, um Sonea in die Gilde zu bringen, bevor sie Magierin geworden war.
Aber jetzt war die Kanalisation unter den Dieben aufgeteilt, durch deren Territorium sie verlief, und viele von ihnen waren Rivalen. Der Wegezoll, den sie für die Benutzung der Kanäle erhoben, kostete ein Vermögen, und die Wächter waren nicht länger verlässlich. Es hieß, der Dieb, der ertrunken war, sei umgekommen, weil der Jäger einen stromaufwärts postierten Wächter getötet hatte. Mit dem Dieb waren alle Wächter weiter stromabwärts ertrunken.
Jetzt, da die Säuberung geendet hat, gibt es nicht mehr viele Gründe für die Benutzung der Kanalisation,
dachte Cery.
Sie ist nur dann von Nutzen, wenn man triftige Gründe hat, sich ungesehen fortzubewegen.
Da er auch die Straße der Diebe nicht mehr benutzte, um lange Strecken zu überwinden, ging Cery tagsüber wie die meisten Bürger durch die Straßen von Imardin. Das war immer noch das Sicherste - trotz der Gefahr, die durch Räuber oder Banden drohte. Erstere schreckte der massige Gol ab, während Cerys Ansehen ihn noch immer vor Letzteren schützte.
Ich sollte mich wahrscheinlich nicht zu sehr darauf verlassen. Oder darauf, dass der arme Gol mögliche Angreifer einschüchtert. Eines Tages wird das eine oder andere nicht mehr reichen, um Angreifer abzuschrecken, und wir werden in Schwierigkeiten geraten. Aber wenn ich nicht auf Schritt und Tritt von einer Truppe von Wachsoldaten umringt sein will, ist das ein Risiko, das ich eingehen muss.
Nachdem er einen der neuen, in die alte Mauer eingelassenen Bögen passiert hatte, machte Cery sich auf den Weg in seinen eigenen Teil der ehemaligen Hüttenviertel. Gol ging neben ihm her.
»Was hältst du von Thims Geschichte, Gol?«
Der große Mann runzelte die Stirn. »Wir haben nichts Neues erfahren. Niemand hat irgendwelche Informationen, aber dafür gibt es jede
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