Sonea - Die Hueterin
hatten, mit großen zwei- und dreigeschossigen Gebäuden, von denen viele unterschwellige Anzeichen von Reparaturen zeigten oder gänzlich neu gefertigte Fassaden, Arbeiten, die bald nach der Ichani-Invasion vollendet worden waren.
Sonea richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Menschen auf der Straße. Einige Männer und Frauen schlenderten vorbei, und ihre Kleidung verriet ihren hohen Rang. Auch einen Magier entdeckte sie. Die Übrigen waren Dienstboten. Aber dann bemerkte sie eine Gruppe von vier Männern, die ein Gebäude am Ende der Straße verließen und in eine Kutsche stiegen. Obwohl sie den Prunkstaat reicher Menschen trugen, hatten ihre Haltung und ihre Bewegungen etwas an sich, das Sonea an die selbstbewusste Brutalität von Straßenbanden erinnerte.
Möglich, dass ich es mir nur einbilde,
sagte sie sich.
Ich könnte die Verbindung herstellen, nur weil ich Regin in letzter Zeit so oft über kriminelle Verbindungen in den Häusern habe sprechen hören.
Sie wandte sich ab, ging auf die Tür von Regins Haus zu und klopfte an. Einen Moment später wurde die Tür geöffnet, und ein schlanker, säuerlich dreinblickender Diener begrüßte sie mit einer tiefen Verbeugung.
»Schwarzmagierin Sonea«, sagte er mit unerwartet tiefer Stimme. »Lord Regin erwartet Euch. Ich werde Euch zu ihm geleiten.«
»Danke«, erwiderte sie.
Er führte sie durch eine große Halle und eine gewundene Treppe hinauf. Nachdem sie eine weitere Halle durchquert hatten, gelangten sie in einen großen Raum voller dick gepolsterter Sessel. Durch hohe Fenster an einer Seite fiel Sonnenlicht. Der Stoff, der die Sessel bedeckte, sowie die Wände und die Papierschirme waren in leuchtenden Farben gehalten.
Zwei Personen erhoben sich von ihren Plätzen - Regin und eine Frau, die Sonea für seine Ehefrau hielt. Die Frau trat mit ausgestreckten Armen auf Sonea zu, als wolle sie ihre Besucherin an sich ziehen, aber im letzten Moment verschränkte sie die Hände.
»Schwarzmagierin Sonea!«, rief sie aus. »Es ist eine solche Ehre, Euch in unserem Haus zu haben.«
»Das ist Wynina, meine Gemahlin«, erklärte Regin.
»Es ist mir eine Freude, Euch kennenzulernen«, sagte Sonea zu Wynina.
Die Frau strahlte. »Ich habe so viel von Euch gehört. Es kommt nicht oft vor, dass wir eine historische Gestalt in unserem Heim begrüßen dürfen.«
Sonea versuchte, sich auf eine Antwort zu besinnen, brachte aber keine zustande. Die Frau errötete und schlug die Hand vor den Mund. »Nun«, sagte sie und blickte zwischen Regin und Sonea hin und her. »Ihr zwei habt ernste Dinge zu besprechen. Ich werde Euch allein lassen.«
Sie ging auf die Tür zu, drehte sich noch einmal um, um Sonea zuzulächeln, und verschwand dann im Flur dahinter.
Regin lachte leise. »Sie ist ziemlich eingeschüchtert von Euch«, sagte er mit leiser Stimme und deutete einladend auf die Sessel.
»Wirklich?«, erwiderte Sonea, während sie zu einem der Sessel hinüberging und Platz nahm. »Diesen Eindruck machte sie gar nicht auf mich.«
»Oh, sie ist normalerweise viel redseliger.« Er lächelte dünn. »Aber ich nehme an, Ihr seid wegen wichtigerer Dinge hergekommen?«
»Ja.« Sonea hielt inne, um Luft zu holen. »Ich habe in den Hospitälern Heiler und Helfer befragt, und das Ergebnis dieser Gespräche führt mich dazu, Euch recht zu geben: Es wäre schädlich, die Regel gegen eine Verbindung mit Kriminellen außer Kraft zu setzen.«
Sie hatte beschlossen, nichts von ihrem Verdacht zu erwähnen, dass Feuel möglicherweise im Körper eines Magiers dauerhafte Spuren hinterlassen könnte. Als sie ihren Verdacht Lady Vinara gegenüber erwähnt hatte, hatte die Frau höfliche Ungläubigkeit zum Ausdruck gebracht. Es würde erheblich mehr dazugehören als die Behauptungen eines einzelnen Steinmetzen, um Magier davon zu überzeugen, dass sie die Wirkung der Droge nicht einfach »heilen« konnten. Bis sie Zeit gefunden hatte, ihre Theorie zu überprüfen, würde sie die Idee für sich behalten. Und selbst wenn sie es beweisen konnte, gab es manch einen in der Gilde, der die Schuld an dem Problem bei den unteren Klassen suchen würde, und das würde die Situation nur verschlimmern, in die die Regel die »ProIiis« gebracht hatte.
Er richtete sich auf und zog die Augenbrauen leicht hoch. »Ich verstehe.«
»Aber ich glaube immer noch, dass die Regel ungerecht gegenüber Novizen und Magiern aus den unteren Klassen ist und dass wir etwas tun müssen, um dieses Problem zu lösen, oder wir
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