Songkran
Nacht spielte die Rolle der unschuldigen Jungfrau perfekt. In normalen Nächten schickte Mex minderjährige Sendungen ungeöffnet an den Absender zurück. Angeblich war die Jungfrau über achtzehn Jahre alt gewesen. Gierig und ohne Kontrolle ihres Ausweises drang er in sie ein. Das Mädchen schrie vor Erregung, als er seinen Samen in ihr vergoss.
Seine Unbedachtheit der letzten Nacht fuchste Mex. Der Sex mit Minderjährigen machte ihn verwundbar, vor allem, seit er auf der Abschussliste von Mr. Wangs Schlägern stand. Die Abschiedsgeste des Hageren, der theatralisch den Finger über seine Kehle gestrichen hatte, rumorte noch in seinem Magen. Er musste unbedingt herausfinden, wann die Besprechung der SOKO stattfindet. Er griff zum Telefonhörer und wählte die interne Telefonnummer seines Chefs.
„Sir, hier Mex. Gibt’s was Neues von den Bombenlegern?“
„Anscheinend haben wir den Taxifahrer auf den Aufnahmen entdeckt. Ich gehe jetzt rüber zu den Kollegen und mache mir ein eigenes Bild. Alles weitere in der Besprechung heute Nachmittag 16 Uhr“, antwortete Gun, der an seinem Shreibtisch saß.
„Danke Sir.“
Er hatte also Zeit bis zum Nachmittag. Da würden ihm die Kollegen ihre Ermittlungsergebnisse auf einem silbernen Tablett präsentieren. Er schaute auf seine Armbanduhr. Zehn vor Zehn. Die Erstellung der Dienstpläne für den Monat November war überfällig. Die Buchhaltung hatte diese Tätigkeit, die er bis aufs Blut hasste, schon zweimal angemahnt.
Die Atmosphäre unter den Männern grenzte an Euphorie. Seit vier Tagen analysierte das zweiköpfige Team die Videoaufzeichnungen der Bombennacht. Eine Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, wobei es in diesem Fall vielleicht keine Stecknadel gab. Die Optionen für den Täter, sich vom Tatort wegzubewegen, waren mannigfaltig gewesen. Ein Wermutstropfen war der Verlust eines vollen Arbeitstages, da der Sicherheitschef des Skytrains nicht mit der Lumphinipolizei kooperieren wollte. Erst die persönliche Intervention von Polizeichef Thanee brachte Bewegung ins Spiel. Am nächsten Morgen wurden die relevanten Videoaufzeichnungen per Eilboten ins Lumphinipolizeirevier geschickt. Umgehend begann das Ermittlungsteam mit der Auswertung.
Am Sonntagabend geschah dann das, was zu diesem Zeitpunkt niemand mehr erwartet hatte. Ein ca. 25jähriger Mann, auf den die Beschreibung des Parkplatzwächters exakt passte, tummelte sich zwischen den Passagieren auf dem Bahnsteig der Station Chit Lom. Der digitale Zeitmesser datierte diese Szene auf 21 Uhr 13.
„Ihr habt den ganzen Weg des Mannes rekonstruieren können?“, fragte Gun, nachdem er auf dem freien Stuhl, der neben einem jungen Kollegen stand, Platz genommen hatte.
„Ja, Sir“, antwortete der junge Kollege voller Stolz.
„Und wo war die Endstation?“
„Hua Lamphong.“
„Also der Hauptbahnhof. Erzählen Sie mal. Wie ist der Mann gefahren?“
Auf Wunsch Guns, hatte der junge Kollege alle wichtigen Sequenzen, auf denen der Unbekannte zu sehen war, hintereinander abgespeichert. Falls Chaiyon oder Thanee die Ermittlungsergebnisse sehen wollten, konnte Gun sie verständlich vorführen.
„Sir, der Mann ist in Chit Lom in den Sky Train gestiegen. Das sehen Sie hier.“ Der Kollege berührte mit der Spitze seines Zeigefingers die Bildschirmoberfläche.
„Warum Chit Lom? Die Stationen Phloen Chit oder Nana sind doch viel näher an der Soi 4? Zu Fuß sind das bestimmt zehn Minuten. Also warum Chit Lom?“, fragte Gun nachdenklich.
„Das haben wir uns auch gefragt, vor allem weil die nächste Station Asok ist, also die entgegengesetzte Richtung.“
„Es scheint ja so zu sein, als ob der Mann einen Verfolger abhängen will. Um wieviel Uhr hat er den Nana-Parkplatz verlassen?“
„Die Zeitangabe ist sehr unsicher, Sir. Der Parkplatzwächter meinte so gegen 21 Uhr.“
„Um wie viel Uhr war er in Asok?“
„Das sehen sie hier. 21 Uhr 22.“ Der junge Mann drückte die linke Maustaste und auf dem Bildschirm erschien der Bahnsteig Asok. Gun beugte sich näher an den Monitor. Er rieb sich die Augen. Unter den vielen Menschen, die hastig die Waggons verließen, erkannte er den Mann nicht.
„Da ist er, Sir. Wir hatten schon befürchtet, dass wir ihn hier verlieren. Aber wir hatten Glück. Eine Überwachungskamera in der Metrostation Sukhumvit hat ihn wieder eingefangen.“
„Er wechselt also vom Skytrain in die Untergrundbahn. Und dann?“
„Dann hat es 34 Minuten gedauert, bis er auf dem
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