Songkran
zurückliegenden Minuten hatte sich Mex dezent zurückgehalten und das Geschehen im Raum beobachtet. Das entsprach nicht seinem Naturell; jedoch war diese Anomalie keinem seiner Kollegen aufgefallen. Mex Gedanken kreisten bereits um den Telefonanruf, den er den beiden Totschlägern von Mr. Wang schuldete.
Einen Schritt voraus
Mittwochnachmittag
Die blaue Leggins saß eng um ihr Gesäß, dessen Konturen sich unterhalb des Sweatshirts abzeichneten. Die 35-jährige Besitzerin entsprach nicht seinem Beuteschema. Mex bevorzugte 20-Jährige. Jedoch hatte die apfelrunde Form ihres Pos bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.
„Ihre Kollegen waren doch schon heute Morgen bei mir, Herr Inspektor“, sagte die Bedienung des Tap-Tips mit einem leicht verrauchten Timbre in der Stimme, während Mex ihr die wenigen Schritte in die Zimmermitte folgte, sein Blick auf ihr wackelndes Hinterteil gerichtet.
„Ich möchte Sie auch nicht lange stören, aber vielleicht können Sie uns doch noch helfen“, sagte er, dessen schlanke Figur in der braunen Dienstuniform gut zur Geltung kam.
„Natürlich, wenn ich kann. Kaffee?“
„Ja, gerne“, antwortete Mex.
Sie ging in eine Ecke des Raumes, die als Kochnische diente. Allerlei Töpfe und Pfannen stapelten sich dort. Auf einem Schemel stand die Kaffeemaschine. An die Küche grenzte das Schlafzimmer in Form einer Matratze. Das zerkrumpelte Laken und die aufgeschlagene Bettdecke verrieten dem Inspektor, dass die Frau gerade aufgestanden war.
„Schwarz?“, fragte sie und beugte sich über die Kaffeemaschine.
„Bitte?“, antwortete Mex und taxierte ihr Seitenprofil.
„Der Kaffee!“
Lächelnd nickte Mex und wandte sich dem Schminktisch zu, der neben einer mit Hosen, Röcken und Hemden überladenen Garderobe stand. Zwischen Spraydosen, Parfümfläschchen und Cremetuben entdeckte er ein Foto, dass die 35-Jährige mit einem ca. 10-Jahre alten Jungen zeigte.
Glücklich posierten die beiden auf der Veranda eines flachen, weiß gestrichenen Holzhauses.
„Mein Sohn“, sagte sie voller Stolz, als Mex das Bild betrachtete.
„Wo wurde das Foto aufgenommen?“, fragte er, ohne dass es ihn interessieren würde. Was er brauchte war einen Einstieg, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
„Das ist das Haus meiner Eltern in Si Sa Ket.“
„Bei Ihren Eltern wohnt der Kleine?“
„Ja.“
„Wann fahren Sie wieder hin?“
„Zu Songkran.“
„Dann sehen Sie ihren Sohn erst wieder im April“, sagte er mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck.
Traurig schaute sie Mex an. „Ich vermisse ihn sehr.“
„Das kann ich verstehen. Aber sie wissen ja, dass die Zeit wie im Fluge vergeht.“
„Wenn Sie meinen, Herr Inspektor. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Sie goss einige Tropfen Kondensmilch in die Tasse und reichte diese Mex.
„Sie haben heute Morgen ausgesagt, dass der Mann auf dem Foto Muu heißt und vermutlich Student der Thamassat Universität ist. Richtig?“
Beiläufig hatte er im Flur des Reviers die Adresse der Bedienung aufgeschnappt. Dass die Befragung der Zeugin nicht das gewünschte Resultat erbracht hatte, gab ihm jetzt die Chance, sich einen Vorsprung vor der SOKO zu erarbeiten. Und den brauchte er auch, denn der hagere Totschläger hatte ihn ermahnt, mehr Resultate zu liefern. Sonst würde das Muskelpaket ihn erneut besuchen und seine Toilette benutzen.
„Ich meine, Sie waren bestimmt sehr müde als die Polizisten Sie fragten und Sie hatten auch einiges an Alkohol getrunken.“
„Warten Sie. Lassen Sie mich nachdenken.“ Mit den Fingern der rechten Hand massierte sie ihre Stirn.
„Gehen wir auf den Balkon und genießen die Abendsonne“, lächelte Mex ihr ins Gesicht.
„Wo findet man Sie denn, wenn Sie Feierabend haben?“, fragte er nebenbei, lehnte sich ans Geländer des Balkons und betrachtete die Baustelle vis-à-vis. Die untergehende Sonne verschwand hinter einem Baukran, der auf der Spitze eines halbfertigen Büroturmes zu stehen schien.
„Das Tap-Tip macht um 1 Uhr zu“, antwortete sie und griff nach den bunten Dessous, die zum Trocknen auf einem kleinen Wäschegestell hingen. Mex im Auge behaltend löste sie die Wäscheklammern und legte die Kleidungsstücke in einen Korb.
„Wo haben Sie sich denn letzte Nacht rumgetrieben?“
„Mit Freunden im Spicey .“
„Ich würde Sie gerne mal auf der Tanzfläche bewundern.“
„Ab 1 Uhr habe ich frei, Herr Inspektor“, sagte sie lachend und verschwand mit dem Wäschekorb im Zimmer.
„Ich
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