Sonne über Köln (German Edition)
Düsseldorf! ... Okay, aus Neuss, aber das gehört ja praktisch
dazu", sagte Bode.
"Und
dann arbeiten sie hier in Kölle beim Erzfeind?"
"Konnte
ich mir in diesem Fall nicht aussuchen", sagte Bode.
Maria
fuhr im Plauderton fort: "Ich finde dieses Getue, diese sogenannte
Rivalität zwischen Kölnern und Düsseldorfern, sowieso blöd. Sind doch beides
schöne Städte. Wissen Sie eigentlich, was das für einen Hintergrund hat?"
"Das
war schon immer so und wird immer so bleiben", sagte Bode.
Maria
bewegte verneinend den Zeigefinger: "Das war nicht immer so. Das geht
zurück auf ein Ereignis im dreizehnten Jahrhundert. Wissen Sie welches?"
Bode
schüttelte den Kopf.
"Die
Schlacht bei Worringen 1288", sagte Maria. "Die Düsseldorfer feiern sich
selbst als die großen Sieger dieser Schlacht. Als Sieger über die Kölner, was
totaler Blödsinn ist, denn in Wirklichkeit waren sie nichts anderes als
Trittbrettfahrer."
"Das
müssen Sie mir erklären … Und überhaupt, woher wissen Sie das alles?"
fragte Bode und spielte in seiner Eigenschaft als Düsseldorfer den Gekränkten.
"Ich
habe in der Schule einen Aufsatz darüber geschrieben", sagte Maria.
"Die Kölner und die Düsseldorfer haben zusammen mit den Brabantern gegen
den Kölner Erzbischof gekämpft. Wobei–und jetzt kommt's–die
Düsseldorfer von ihrem Lehnsherrn aus Bündnisgründen dazu gezwungen wurden. Die
Kölner hingegen lehnten sich gegen das Gebaren und die Absichten des
Erzbischofs auf. Also eine Art Revolte, denn sie sahen die Freiheit ihrer Stadt
in Gefahr. Düsseldorf war damals nur ein Ort von zweihundert Einwohnern. Das
heißt, dass das von ihnen gestellte Kontingent nicht höher als vierzig bis
fünfzig Mann war. An der Schlacht haben laut Schätzungen von Historikern aber
neun- bis zehntausend Männer teilgenommen. Das Heer des Erzbischofs wurde
geschlagen und er selbst gefangen genommen. Im Zuge der Veränderungen, die
dieses Ereignis im Rheinland nach sich zog, behielt Köln seine Stadtrechte und
wurde sogar Reichsfreie Stadt, während die Siedlung Düsseldorf die Erhebung zum
Stadtrecht bekam. Der Punkt ist, dass die Düsseldorfer später die Frechheit
besaßen so zu tun, als hätten sie die Schlacht mit ihren höchstens fünfzig
Männeken allein gewonnen. Das war's."
Bode
schaute Maria verblüfft an und lachte: "Ich wette, das ist die Kölner
Version.–Wie lange wohnen Sie eigentlich schon hier?"
"Ich
bin in Köln geboren. Aber meine Familie ist international. Mein Vater ist
Spanier, meine Mutter Mexikanerin."
Bode
schluckte, dass sein Adamsapfel hervortrat: "Haben Sie einen Freund?"
Maria
kicherte: "Ungefähr fünfhundert auf Facebook." Sie wurde aber sofort
wieder ernst und schaute ihn mit einem Blick an, der ihn abermals erröten ließ:
"Nein, ich bin Single ... und Sie?"
Bode
wollte antworten, doch die Tür ging auf. Jäger kam mit dem Kaffee zurück.
"Tut
mir Leid, Sie müssen zum ersten Taxi gehen", protestierte Toni, als die
beiden Männer bei ihm einstiegen.
"Wir
wollen aber mit Ihnen fahren", sagte der, der auf dem Beifahrersitz Platz
nahm.
"Aber–"
Toni sprach nicht weiter, da in diesem Moment jemand bei seinem Vordermann
einstieg. Damit hatte sich die Angelegenheit von selbst erledigt.
"Nach
Meschenich", sagte Usama.
Die
ersten Minuten herrschte Schweigen. Toni lauschte der leisen Musik aus dem
Radio und hing seinen Gedanken nach. Dann sprach Usama ihn an: "Wir sind
Samstagnacht schon mit Ihnen gefahren, von der Touba."
Toni
drehte den Kopf zur Seite und schaute seinen Beifahrer genauer an. Jetzt
bemerkte er dessen stechenden Blick: "Genau!" Er schnippte mit den
Fingern: "In die Südstadt, stimmt's?"
"Richtig",
bestätigte Usama.
"Tja,
so klein ist die Welt", sagte Toni. "Kommt nicht oft vor, dass ich
jemanden zweimal fahre. Das heißt, Sie fahre ich eigentlich schon zum dritten
Mal."
"So?",
sagte Usama erstaunt.
"Ich
habe Sie am Samstagnachmittag vom Stadion in die Stadt gefahren. Als dieser
Spinner uns mit dem Fahrrad verfolgt hat", sagte Toni.
"Das
waren Sie auch? Das ist wirklich ein Zufall", sagte Usama.
Für
einige Minuten herrschte wieder Schweigen.
"Das
wir jetzt miteinander fahren ist aber kein Zufall", nahm Usama die
Unterhaltung wieder auf.
Toni
blickte ihn verständnislos an.
"Wir
haben Samstagnacht etwas in ihrem Taxi verloren."
"Sie
haben Glück, denn Sie haben einen ehrlichen Taxifahrer erwischt", sagte
Toni, bei dem es sofort Klick machte. Er öffnete die Mittelkonsole, griff
hinein und
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