Sonne über Köln (German Edition)
hielt das iPhone triumphierend in die Höhe: "Voilà!"
Usama
nahm das Gerät wortlos und steckte es ein.
Toni
sah im Augenwinkel, wie er eine schnelle Bewegung ausführte und spürte etwas
Kaltes, Scharfes an seinem Hals.
"Weiterfahren!",
sagte Usama.
Toni
dachte sofort an "Überfall". Als er den ersten Schock überwunden
hatte, schielte er ab und zu zu dem Mann hinüber, der ihm gnadenlos das scharfe
Messer an den Hals drückte. Im Rückspiegel sah er die massige Gestalt des
anderen. "Ich kann euch das Geld auch gleich geben, dann haben wir's
hinter uns", sagte er.
"Da
vorn rechts abbiegen!", befahl Usama, ohne auf das Angebot einzugehen.
Toni
führte die Anweisung aus und bog ab. Sie folgten dem ausgefahrenen Weg.
Irgendwann sagte Usama: "Anhalten!"
Toni
stoppte, in seinen Augen das blanke Entsetzen. Er verstand nicht, was die
beiden von ihm wollten.
"Scheinwerfer
aus!", befahl Usama.
Toni
schaltete die Scheinwerfer aus. Es herrschte vollkommene Dunkelheit um sie
herum. Usama sagte etwas auf Arabisch zu Rahman.
Tonis
Kopf wurde an den Haaren zurückgerissen. Er spürte den Atem seines Hintermanns
im Nacken. "Was wollt Ihr denn? Das Portemonnaie ist hier in der
Seitentasche", keuchte er.
"Wir
wollen deine paar Kröten nicht. Wir wollen die Brillanten zurück!",
zischte ihm Usama mit feuchter Aussprache ins Ohr.
Toni,
der seinen Kopf nicht bewegen konnte, schielte zu ihm hinüber: "Was denn
für Brillanten?"
Rahman
versetzte ihm einen Fausthieb auf sein Ohr. Es begann sofort zu bluten. Toni
verzog vor Schmerz das Gesicht.
"Erzähl
uns keinen Scheiß, Kollege!", sagte Usama. "Das iPhone hast du
gefunden und die Steine nicht ? "
"Vielleicht
hat die ein Fahrgast an sich genommen. Ich schau nicht nach jeder Fahrt auf den
Rücksitz, ob da jemand was vergessen hat", sagte Toni.
Usama
drückte ihm das Messer so fest an den Hals, dass die Klinge in die Haut
eindrang. Toni stöhnte vor Schmerz.
"Schwachsinn!",
brüllte Usama. Er sagte wieder etwas auf Arabisch zu Rahman. Dann wurde er
ruhiger: "Hör zu. Gib uns einfach die Steine zurück und wir lassen dich
laufen. Wenn nicht, wirst du enden wie dein Kumpel Billy."
Diese
Drohung war unmissverständlich. Toni wurde schlagartig klar, dass er sich in
höchster Lebensgefahr befand. Er tastete mit der linken Hand nach dem
Pfefferspray im Türfach. Als er es hatte, überlegte er nicht lange, richtete es
auf Usama und sprühte. Der ließ schreiend das Messer fallen und hielt seine
Hände schützend vors Gesicht. Rahman, der ihn von hinten würgte, bekam auch
etwas von der Ladung ab. Bärenstark in seiner Todesangst, versetzte Toni ihm
einen Schlag mit dem Ellbogen ins Gesicht. Als Rahman ihn losließ, stieß er die
Tür auf, sprang aus dem Taxi und rannte um sein Leben.
*
Es
war 2:30 Uhr als Jäger die Eingangshalle des Polizeipräsidiums betrat. Er ging
mürrisch auf den Diensthabenden zu. Der saß mit einem uniformierten Beamten
hinter einer Glasscheibe am Empfang. "Ich hoffe bloß, dass du einen guten
Grund hast, mich um diese Zeit aus dem Bett zu holen", sagte Jäger.
Der
Diensthabende reichte ihm einen Hefter und nickte in Richtung Wartebereich:
"Ich schätze, der dahinten kann dir bei deinem Taxifahrermord weiterhelfen."
Jäger
blickte in die angezeigte Richtung. Dort saß ein Mann zusammengesunken auf
einem Stuhl. Er hatte einen Verband um den Kopf und ein großes Pflaster am Hals
und starrte vor sich hin.
Toni
fühlte vorsichtig die Wunde an seinem Kopf. Das rechte Ohr, auf das Rahman ihm
den Fausthieb versetzt hatte, schmerzte. Sein Gesicht brannte und juckte,
insbesondere die Augen, denn er hatte selbst etwas von dem Pfefferspray
abbekommen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er wahre Todesangst verspürt.
Er erinnerte sich nur noch bruchstückhaft an alles was passierte nachdem er aus
dem Wagen gekommen war. Da war dieser Mann, der auf sein Winken reagierte und
anhielt, die Behandlung in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Und dann war
auch schon die Polizei da.
Jäger
war immer noch mürrisch, als er sich bei Toni vorstellte. "Ich weiß nicht,
wie es Ihnen geht, aber ich brauche erst mal einen Kaffee. Wollen Sie auch
einen?", sagte er, als sie den leeren Korridor entlang zu seinem Büro
gingen.
"Davon
habe ich während der Vernehmung schon genug gehabt", sagte Toni und
wischte sich mit einem Taschentuch über die tränenden Augen.
"Was
wir jetzt machen ist keine Vernehmung, lediglich ein kurzes Gespräch",
sagte Jäger. "Ich leite
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