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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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ich?«
    Während er den Umschlag öffnete, faltete Helena nervös die Hände.
    Jonathan Reed räusperte sich, bevor er zu lesen anhob.
    »Heute, am 24. Mai 1908, lege ich, Louise de Villiers, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte folgenden Letzten Willen fest.«
    Zwei Jahre bevor Laurent Wahi-Koura verlassen hat, kam Helena in den Sinn. Louise hätte genug Zeit gehabt, ihn zu enterben.
    »Das Weingut Wahi-Koura und alle damit zusammenhängenden Vermögenswerte gehen nach meinem Tode in den Besitz meines Sohnes Laurent Michel de Villiers über. Mit der Annahme des Erbes verpflichte ich ihn zu einer Jahreszahlung von eintausend Pfund an den Wohltätigkeitsverein von Napier.«
    Reed ließ das Blatt sinken.
    »Weitere Verwandte hatte meine Schwiegermutter nicht?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Soweit mit bekannt ist, hatte sie nur eine Schwester, die jedoch bereits im Kindesalter verstorben ist. Weitere Nachkommen von Monsieur Roland de Mareille sind ebenfalls nicht bekannt.« Er schob das Blatt über den Schreibtisch, damit Helena das Testament lesen konnte. »Das bedeutet, dass Sie als Erbin Ihres Gatten sowie Ihre Tochter die neuen Besitzer von Wahi-Koura sind.«
    Mein Wunsch geht also in Erfüllung, dachte Helena bitter, während sie die wenigen Zeilen überflog. Ich habe wieder ein Weingut. Nur zu welchem Preis ...
    »Nehmen Sie das Erbe an?« Helena nickte. »Ja.«
    »Gut, dann werde ich alle notwendigen Formalitäten in die Wege leiten.« Reed ließ das Papier wieder in seiner Tasche verschwinden. »Ich bin sicher, dass Wahi-Koura mit Ihnen eine hervorragende neue Herrin gefunden hat.«

13

    Als der Tag der Totenfeier gekommen war, erhob sich Helena schon in aller Frühe. Obwohl niemand ihre Kleidung bemängeln würde, wählte sie zu Ehren von Louise das Trauerkleid aus, das diese ihr gegeben hatte. Da es ihr nach Lauras Geburt viel zu weit war, gürtete sie es in der Taille mit einem schwarzen Satinband. Dann trat sie an die Wiege ihrer Tochter.
    »Eine kleine Maori-Prinzessin bist du, Ahurewa«, flüsterte sie, doch das Kind schlief selig weiter. Anschließend ging sie in die Bibliothek, um den manaia zu holen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es gut wäre, den Anhänger mitzunehmen. Sie schlang das Lederband um ihr Handgelenk und knotete es fest.
    »Du solltest jemanden mitnehmen, der auf euch aufpasst«, hatte Zane vorgeschlagen. »Didier vielleicht. Die Maori kennen und schätzen ihn.«
    »Glaubst du, dass ich den Weg zum Aussichtspunkt nicht allein finde?«, hatte sie gefragt. »Doch. Aber wer weiß, was Manson als Nächstes im Schilde führt.«
    »Du hast doch die Wachen verstärkt. So schnell wird er es nicht wagen, noch mal anzugreifen.«
    »Mir wäre es trotzdem lieber, wenn du dich begleiten ließest. Für alle Fälle.«
    »Einverstanden.« Helena lächelte gerührt.
    Zane hatte ihr auch ein Tuch besorgt, in dem sie die kleine Laura nach dem Vorbild der Maori-Frauen am Körper tragen konnte.
    Gleich nach dem Mittagessen nahm Helena ihr Töchterchen behutsam aus der Wiege. Es schlug die Augen auf, schmiegte sich wie ein Kätzchen an seine Mutter und gluckste fröhlich.
    Da es nicht einfach war, das Tuch umzulegen, rief Helena nach Abby, die ihr damit behilflich war. Laura schien die Wärme ihrer Mutter zu genießen. Sie legte den Kopf auf Helenas Brust und schlief sofort wieder ein.
    Didier wartete vor dem Haus bereits auf Helena. Dem Anlass entsprechend, hatte er sich schwarz gekleidet.
    Auch Zane hatte sich eingefunden. »Versprich mir, vorsichtig zu sein!«, flüsterte er Helena zu, bevor er sich laut an den Kutscher wandte: »Dass Sie mir ja gut achtgeben auf Mistress de Villiers!«
    »Keine Sorge, Mister Newman! Die Maori sind sehr friedliche Menschen. Außerdem war Madam doch schon bei ihnen.«
    »Es geht mir nicht um die Maori«, entgegnete Newman. »Mittlerweile ist es Mansons Handlangern schon drei Mal gelungen, in den Weinberg einzudringen, obwohl wir Wachen aufgestellt haben. Haynes gehörte zu Manson, da bin ich mir sicher. Fragt sich jetzt nur, wer noch für ihn arbeitet und was als Nächstes passiert.«
    Didiers Augen weiteten sich. »Sie glauben, wir haben einen Spion unter unseren Leuten?« Sein Ton war schroff geworden. »Durchaus möglich.«
    »Didier, ich freue mich sehr, dass Sie mich begleiten«, versicherte Helena, die schneller als Zane begriffen hatte, dass Didier sich verdächtigt fühlte.
    »Es ist mir eine Ehre, Madam.« Didier deutete eine Verbeugung an und warf dem Kellermeister

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