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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Weise begrüßt hatte, bedeutete die Heilerin Helena, ihr zu folgen.
    Vor dem Seepferdchen-Ornament machten sie Halt. Ahorangi murmelte einige Worte, hob die Hände zum Himmel und blickte nach oben. So verharrte sie einen Moment, bevor sie sich bückte und einen Farnkranz vom Boden aufhob. Diesen setzte sie Helena leise singend auf. Als die Heilerin verstummte, schüttelten die Umstehenden die Zweige in den Händen. Das Rascheln der Blätter übertönte das Raunen des Windes. Dann wurde alles still.
    Helenas Schläfen pochten. Ihr gesamter Körper war angespannt. Was kommt jetzt?, fragte sie sich. Und welche Rolle soll ich spielen?
    Nach einer Weile bedeutete die tohunga ihr, sich zu setzen. Als Helena sich im Gras niederließ, setzten sich auch die Maori.
    »Eine Seele ist gegangen zu den Ahnen, eine Seele ist gekommen von den Ahnen«, sagte Ahorangi zunächst auf Englisch, bevor sie in ihrer Muttersprache weitersprach.
    Die Maori murmelten eine Antwort. »Wir lassen ziehen die Seele von Huia, tamahine von Anahera, tamahine von Hauora, tamahine von Arapeta«, übersetzte die Heilerin.
    Das muss Louises Ahnenreihe sein, dachte Helena beeindruckt, als weitere Namen folgten.
    Als die Heilerin fertig war, raschelten die Maori wieder mit den Blättern.
    Nun stimmte Ahorangi einen klagenden Gesang an, der Helena tief berührte. Nicht einmal die Trauerrede des Reverends hatte sie so ergriffen.
    Als sich die Heilerin neben Helena niedergelassen hatte, erhoben sich aus den Reihen der Umstehenden einige junge Männer, deren Körper mit beeindruckenden Tätowierungen versehen waren. Es wirkte bedrohlich, als sie Aufstellung nahmen und in Kampfhaltung gingen.
    Helena bemühte sich, ihre Unruhe im Zaum zu halten. Mir wird hier nichts passieren, sagte sie sich.
    »Ka mate!«, rief einer der Männer, worauf die anderen im Chor antworteten. Diesen Ruf wiederholten sie noch zwei Mal, bevor sie mit einem furiosen Tanz begannen, bei dem sie grimmige Gesichter zogen und ihre Zungen weit herausstreckten.
    Helena fröstelte. Unwillkürlich zog sie ihr Kind fester an sich, während die Stimmen der Männer über sie hinweghallten. Die Heilerin neben ihr verfolgte vollkommen ruhig das Ritual. Ob sie damit böse Geister vertreiben wollen?, fragte sich Helena. In den Aufzeichnungen von Captain Cook hatte nur etwas über Kriegstänze gestanden.
    Als die Männer ihren Tanz beendet hatten, erhob sich die Heilerin wieder. Ein Mädchen brachte einen kunstvoll verzierten Holzkäfig, in dem zwei Tauben saßen. Ahorangi nahm eine nach der anderen heraus, flüsterte ihnen etwas auf Maori zu und ließ sie dann frei. Die Vögel schwangen sich in die Lüfte und verschwanden in den Baumkronen.
    Was für ein schöner Brauch!, dachte Helena gerührt. Mögen sie auch meinen Dank für Louise mitnehmen.
    Die beiden Männer schlichen vorsichtig durch das Unterholz. Fremdartige Gesänge erklangen in der Ferne. Sie hatten ihre Pferde abseits des Weges verborgen, damit die Frau und ihr Begleiter keinen Verdacht schöpften. Sie hier allein anzutreffen war ein Glücksfall, mit dem sie gar nicht gerechnet hatten. Seit Tagen hielten sie das Gut nun schon im Auge, um auf eine günstige Gelegenheit für ihren Plan zu lauern.
    »Die Kleine ist noch hübscher, jetzt, wo sie ihren Balg hat«, sagte Nigel zu seinem Begleiter. »Vielleicht sollten wir noch ein wenig Spaß mit ihr haben, ehe wir sie Manson bringen.«
    »Und uns von den Maori aufspießen lassen, oder was?« Der andere, der auf den Namen Burt hörte, versetzte ihm einen Stüber an den Hinterkopf. »Wenn wir sie haben, verschwinden wir sofort mit ihr. Manson wartet schon seit Tagen, und ich habe keine Lust, meinen Lohn zu riskieren.«
    Nach einer Weile bedeutete er seinem Kumpanen, stehen zu bleiben. »Psst! Da ist ihr Bewacher!«
    »Warum ist der nicht bei dem Fest? Der ist doch auch einer von denen.«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls wird es leichter, wenn wir ihn jetzt schon ausschalten.«
    »Aber wenn sie ...«
    »Sei leise, oder willst du, dass er uns bemerkt!«
    Augenblicklich verstummte der Mann. Auf ein Zeichen seines Kumpans pirschten sich die beiden näher an Didier heran, der wachsam den Weg musterte.
    Aber es half ihm nichts. Aus dem Hinterhalt stürzten sich Masons Handlanger auf ihn. Der Kutscher wehrte sich zwar heftig, doch ein Schlag mit dem Revolverkolben gegen die Schläfe brachte ihn zum Taumeln. Burt versetzte ihm einen Faustschlag gegen das Kinn, worauf Didier ohnmächtig zu Boden sank.
    Als

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