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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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Bisher haben wir auf Wahi-Koura noch jede Schwierigkeit gemeistert.« Er sah sie liebevoll an.
    »Dann fürchten Sie nicht, dass etwas passieren könnte?«
    »Doch. Natürlich«, entgegnete Newman. »Wir müssen mit allem rechnen. Aber ich will mich von meiner Sorge nicht beherrschen lassen. Letztlich bringt das nichts. Man kann nur vorbereitet sein.«
    Er hat ja Recht, dachte Helena und hatte plötzlich den Eindruck, dass sie sich bei ihm sicher fühlen konnte.
    »Nur keine Angst, Mistress de Villiers, meine Leute und ich werden alles tun, um Sie und Ihre Schwiegermutter zu beschützen.«
    Für einen Moment kam es Helena so vor, als wolle Newman sie in die Arme nehmen. Aber er trat einen Schritt zurück und verabschiedete sich.
    Am Abend betrachtete Helena nachdenklich den Jadeanhänger und fuhr mit dem Finger darüber. Was für ein begabter Handwerker hatte ihn wohl gefertigt? Und wie war das Schmuckstück in das Buch gelangt?
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, machte sie sich auf die Suche nach dem Kellermeister. Sie fand ihn im Kelterschuppen.
    Helena schritt direkt auf ihn zu. »Mister Newman, hätten Sie einen Moment Zeit für mich?« Der Kellermeister wischte sich die Hände an einem Lappen ab, bevor er zu ihr kam. »Natürlich, Madam. Was kann ich für Sie tun?«
    Helena schloss die Hand fester um das Amulett. »Sie kennen sich doch mit der Kultur der Maori aus. Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    Er lächelte. »Was möchten Sie wissen?«
    Helena reichte ihm den Anhänger. »Das hier habe ich in einem der Bücher von Madame gefunden. Wissen Sie vielleicht, was diese Darstellung zu bedeuten hat?«
    Newmans Lächeln verschwand schlagartig. Ein Schatten zog über sein Gesicht. »Sie sollten es dorthin zurücklegen, wo Sie es gefunden haben.«
    »Aber warum? Es ist doch nur ein Stück Jade.«
    »Dieser Greenstone ist ein manaia der Maori«, erklärte Newman, »ein Bote zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich.«
    Helena blickte Newman verwirrt an. »Und warum sind Sie so erschrocken? Bringt er etwa Unglück?«
    »Dem Besitzer nicht. Aber denen, die ihn unrechtmäßig an sich nehmen.«
    »Ich habe ihn nicht an mich genommen, sondern zufällig gefunden«, verteidigte sich Helena. »Ich wollte ihn Madame zurückgeben, habe aber bisher nicht die Gelegenheit dazu gehabt.«
    Newmans Blick blieb finster. Er reichte ihr das Schmuckstück. »Stecken Sie ihn wieder in das Buch, und stellen Sie es schleunigst zurück. Das ist das Beste, was Sie tun können.«
    Helena betrachtete das Amulett. Wie sollte von so einem Gegenstand etwas Böses ausgehen? Sie spürte jedoch, dass sie die Frage lieber für sich behalten sollte. »Haben Sie vielen Dank.«
    Dennoch beschloss sie, den Greenstone wieder dorthin zurückzulegen, wo sie ihn gefunden hatte.

6

    Am Morgen des fünfundzwanzigsten Februar beobachtete Helena sehnsüchtig durch das Fenster, wie die Arbeiter zur Lese aufbrachen. Sie wäre zu gern dabei gewesen! Bei der Erinnerung an die muntere Schar von Erntehelfern, die sich im Oktober stets auf Gut Lilienstein einfand, musste sie lächeln. Was mochte aus den guten Leuten geworden sein?
    Wehmütig begab sie sich zu ihrem Sekretär. Sie strich über das mit Weinblättern verzierte Kalenderblatt und zog aus einer Schublade ein Lederetui hervor. Als sie es öffnete, blitzten die gebogenen Klingen zweier Winzermesser auf. Liebevoll streichelte sie die Griffe, in die ein kunstvolles Muster eingraviert war. Die Messer ihres Urgroßvaters.
    Helena erinnerte sich noch gut daran, dass sie sie als Kind immer bewundert hatte. Vier Generationen von Winzern hatten mit diesen Messern Reben geschnitten. Sie waren das Einzige, was Helena von ihrem Familiengut geblieben war.
    Ob ich die Tradition der Liliensteins irgendwann wieder aufleben lassen kann?, fragte sie sich. Plötzlich sah Helena vor ihrem geistigen Auge das Anwesen der Familie Lilienstein.
    Liebevoll strich Helena das Weinlaub beiseite und setzte das Messer an. Die Traube fiel schwer in ihre Hand. Bevor sie sie in die Bütte legte, zupfte sie eine Beere ab und schob sie in den Mund. Schwelgend schloss sie die Augen, während das Aroma ihren Gaumen kitzelte.
    Ein guter Jahrgang, dachte Helena zufrieden. Gut Lilienstein wird die Konkurrenz wieder einmal in den Schatten stellen.
    Als es vor ihr raschelte, öffnete sie die Augen und schaute direkt auf ein Bouquet roter Rosen. »Was in aller Welt ...«
    Der Strauß senkte sich und gab den Blick auf Laurent frei.
    Wie

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