Sonne über Wahi-Koura
erschüttert ansah, überraschte Helena. Ja, hat er denn wirklich geglaubt, Louise und ich würden uns verstehen?
»Madame de Villiers, ich bitte Sie zum letzten Mal, verlassen Sie den Weinberg!«
»Was wollen Sie tun, wenn ich es nicht mache? Mich ins Haus zerren? Das würde meinem Kind noch schlechter bekommen als Arbeit.«
Plötzlich schoss ein schrecklicher Schmerz durch ihren Bauch. Helena krümmte sich aufstöhnend zusammen.
»Was ist mit Ihnen?«, fragte Newman, doch sie konzentrierte sich nur auf ihren Bauch. Hat er vielleicht Recht?, fragte sie sich ängstlich. Muss ich jetzt für meinen Leichtsinn bezahlen?
Tief atmete sie gegen den Schmerz an. Schweiß tropfte von ihrer Stirn.
Als sich der Schmerz wieder zurückzog, richtete sie sich auf und blickte in Newmans besorgtes Gesicht.
»Es geht schon wieder. Kein Grund zur Sorge.« Helena fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht.
»Sie sollten wirklich wieder ins Haus gehen, Madame.« Newmans Stimme wurde sanfter. »Ich kann nicht verantworten, dass Ihnen etwas passiert.«
»Mir passiert schon nichts«, entgegnete Helena trotzig und wandte sich wieder den Reben zu.
Newman wirkte unschlüssig.
Nun gehen Sie schon!, dachte Helena. Oder meinetwegen holen Sie Louise. Nur verschwinden Sie!
Endlich wandte sich der Kellermeister um.
Helena atmete auf und griff nach einer Traube. Da fuhr der Schmerz erneut durch ihren Körper, diesmal noch heftiger als beim vorherigen Mal.
Helena schrie auf und sank in die Knie.
Newman wirbelte herum. »Madam!«, rief er und stürmte zu ihr.
Diesmal blieb der Schmerz. Helena konnte kaum durchatmen. Panik erfasste sie. Als sie Newmans Nähe spürte, klammerte sie sich verzweifelt an seinen Arm.
»Ich bringe Sie ins Haus zurück«, redete er beruhigend auf sie ein und umfasste sie sanft.
Als ihre Beine versagten, griff Newman ihr kurzerhand unter die Arme und zog sie vorsichtig hoch. Helena schrie vor Schmerz auf.
»Mister Newman, was ist passiert?« Arbeiter aus angrenzenden Spalieren eilten herbei.
»Jennings, helfen Sie mir, Madame de Villiers zu tragen.«
Die beiden Männer fassten sich bei den Armen und hoben Helena vorsichtig darauf.
»Lassen Sie ja nicht los!«
Während sich Helena an den Hemden der Männer festkrallten, trugen diese sie zum Haus. Einige Arbeiter, die auf dem Hof geblieben waren, liefen zusammen. Auch Didier war wenig später zur Stelle.
»Was ist passiert?«, wollte er von Newman wissen.
»Sagen Sie Madame Bescheid!«
Helena wollte protestieren, doch da rannte der Kutscher bereits los. Ohnehin brachte sie kein Wort über die Lippen, denn eine neue Schmerzwelle überflutete sie.
Die Wehen!, dachte sie erschrocken. Bekomme ich jetzt mein Kind? Aber es sollte doch noch einen Monat dauern ...
In der Halle kam ihnen Sarah entgegen. Erbleichend schlug sie die Hand vor den Mund. »Ist Madame was passiert?«
»Keine Ahnung«, entgegnete Newman. »Bereite ihr Bett vor, sie muss sich hinlegen.«
Das Dienstmädchen huschte davon.
Als die Männer Helena in ihr Zimmer trugen, war die Bettdecke zurückgeschlagen.
»Vorsichtig!«, mahnte der Kellermeister, als sie Helena auf das Bett niederließen.
Stöhnend lehnte sie sich zurück. Die weiche Matratze linderte ihre Schmerzen ein wenig, sodass sie durchatmen und sich auf die Menschen konzentrieren konnte, die sie umgaben.
»Wie fühlen Sie sich, Madam?«, fragte Newman und kniete vor dem Bett nieder.
»Etwas besser.«
»Lassen Sie mich durch!«, polterte da Louises Stimme. »Und sehen Sie zu, dass Sie wieder an die Arbeit gehen. Ich bezahle Sie nicht fürs Gaffen!«
Betreten zogen sich die Männer zurück. Nur Newman blieb, wo er war.
Seltsam, wie besorgt er wirkt, dachte Helena.
Dann erschien Louises Gesicht vor ihr. Sie musterte sie kurz, dann rief sie nach Didier.
»Hol Doktor Fraser!«
»Das ist nicht nötig«, widersprach Helena. »Ich ...«
»Helena, das Kind kommt!«, flüsterte Louise eindringlich.
»Woher wissen Sie das?«
»Ich kann es Ihnen ansehen! Sie haben Wehen.« Louise wandte sich an Newman. »Danke für Ihre Hilfe. Sie können jetzt wieder an die Arbeit gehen, ich kümmere mich um sie.«
Newman nickte. Bevor er sich zurückzog, blickte er noch einmal besorgt zu Helena.
Helena lag auf dem Rücken und versuchte, gegen den Schmerz anzuatmen, der in Wellen durch ihren Unterleib zog. Ihr Nachthemd klebte am Körper, Schweiß rann über ihre Stirn. Nur gut, dass mich kein Mann so sieht, dachte sie.
Stöhnend warf sie den
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