Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
Vom Netzwerk:
wird, sieht es schlecht aus.«
    »Selbst wenn sich die Heiratsurkunde in Madames Besitz befinden sollte, wird sie sie mir nicht zeigen«, antwortete Helena seufzend.
    »Auch nicht, wenn sie damit Mansons Angriff abwehren kann?«
    Helena schüttelte den Kopf. »Sie wird mir wahrscheinlich nur sagen, dass ich mich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen soll. Aber nach allem, was geschehen ist, kann ich nicht einfach zusehen, wie Manson ihr das Gut wegnimmt.«
    »Es könnte gut sein, dass er nur blufft. Eine Enteignung ist ein kompliziertes Verfahren. Manson mag vielleicht Freunde und Fürsprecher haben, aber letztlich trifft der Gouverneur solche Entscheidungen.«
    »Sicher ist sicher«, gab Helena zurück. »Wir wissen nicht, wie Mansons Verhältnis zum Gouverneur aussieht. Aber gegen Fakten, die wir schwarz auf weiß belegen können, kommt er nicht an.«
    Da Zane Helenas Anspannung spürte, behielt er den Einwand für sich, dass die Regierung einzelne Maori-Stämme trotz geltender Verträge und anderer Fakten, die dagegen sprachen, enteignet hatte. Er hielt es für klüger, das Thema zu wechseln.
    »Für wen ist eigentlich der Stoff gedacht?«
    Helena betrachtete das sauber gefaltete und mit einer Schleife zusammengebundene Päckchen.
    »Es ist ein Dankeschön für die tohunga. Nachdem sie uns schon mehrere Male geholfen hat, denke ich, dass es angebracht ist, ihr meine Dankbarkeit zu zeigen. Sarah hat mir erklärt, dass für die Maori ein Dankeschön in Worten nichts gilt.«
    »Da hat sie Recht. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Dorf begleite? Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr dort.«
    »Ich würde mich sehr freuen.« Helena lächelte glücklich.
    »Sieh einer an, was für ein seltenes Vergnügen!« Wie ein Windstoß fegten diese Worte Helenas Lächeln hinweg.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, raunte Newman, bevor sie sich umwandten.
    Obwohl Jacob Manson lächelte, wirkte seine Erscheinung alles andere als freundlich. Sein dunkler Anzug passte perfekt zu dem Schatten, der über seinen Augen lag. »Was führt Sie denn in diese Gegend?«
    »Das geht Sie nicht das Geringste an«, kam Helena Zane zuvor. »Guten Tag, Mister Manson!«
    Der Bankier ließ sich nicht abwimmeln. »Wie geht es denn Ihrer Schwiegermutter, Madam? Sie werden doch wohl nicht deshalb beim Reverend gewesen sein?«
    »Meiner Schwiegermutter geht es bestens«, entgegnete Helena und zog Zane mit sich, der Manson zornig anfunkelte. »Mister Newman, wir sollten keine Zeit mit unnützen Gesprächen vergeuden.«
    »Richten Sie Madame doch meine Genesungswünsche aus!«, rief Manson ihnen höhnisch hinterher. »Ich bin sicher, dass wir uns bald wiedersehen werden, Mistress de Villiers!«
    Als Newman sich umdrehen wollte, hielt Helena ihn zurück. »Lassen Sie ihn! Es bringt nichts, mit ihm zu streiten, schon gar nicht auf offener Straße. Wir werden ihn mit anderen Mitteln bekämpfen.«
    Sie blickte sich zu Manson um, der immer noch dastand und spöttisch lächelte. Du kriegst uns nicht klein!, schwor sie sich.

6

    Bei ihrer Rückkehr nach Wahi-Koura dämmerte es bereits.
    Helena sah als Erstes nach Laura und dem Kindermädchen, bevor sie sich zu Louise begab. Adelaide las ihr gerade aus der Zeitung vor. Als Helena eintrat, schickte sie das Dienstmädchen fort.
    »Endlich sind Sie zurück! Kommen Sie näher.«
    Louises Zustand hatte sich offenbar noch nicht gebessert. Das gelbliche Licht der Petroleumlampe milderte ihre Blässe kaum.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie, während sie auf den Stuhl neben sich deutete.
    »Sehr gut. Monsieur Rouget hat den Wein zu den Konditionen des vergangenen Jahres angekauft.«
    »Hat er Sie über mich ausgefragt?«
    »Er wollte natürlich wissen, was mit Ihnen ist, aber ich habe ihn beruhigt, dass es sich nur um eine vorübergehende Schwäche handelt und Sie beim nächsten Mal die Verhandlungen wieder selbst führen werden.«
    Das schmerzliche Lächeln, das über Louises Gesicht huschte, sagte etwas anderes.
    »Sie haben Ihre Sache offenbar sehr gut gemacht, Helena. Ich gebe zu, es ist mir schwergefallen, mich an Sie zu gewöhnen, aber mittlerweile glaube ich, dass Laurent eine gute Wahl getroffen hat.«
    Helena hielt kurz den Atem an. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Madame.«
    Nachdem sie gedankenvoll geschwiegen hatte, blickte Louise aus dem Fenster. »Wissen Sie, bevor Laurent begann, sich für die Fliegerei zu begeistern, war auch er von der Leidenschaft für den Weinanbau beseelt. Schon als kleiner

Weitere Kostenlose Bücher