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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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sich für Sie entschieden, Helena. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie Ihre Fähigkeiten erkannt hat.«
    »Dann hoffe ich, dass ich sie nicht enttäusche.« Helena blickte zum Bücherregal. Dann erhob sie sich und holte den Anhänger, den sie am Vortag wieder zwischen den Buchseiten verstaut hatte. Er soll es wissen ...
    Zane blickte sie erschrocken an. »Wollten Sie den nicht verschwinden lassen?«
    »Das wollte ich. Aber wie ich gestern erfahren habe, gibt es dazu keinen Grund.«
    Helena fuhr mit dem Finger über die Umrisse des Greenstone. »Ich war gestern bei der tohunga des Maori-Dorfes. Ich wollte ihr den manaia zurückgeben, weil ich dachte, er sei für unser Unglück verantwortlich.«
    »Und?«
    »Da hat sie mir verraten, dass dieser manaia eigentlich Madame gehört und dass er von Generation zu Generation weitergegeben wird. Wenn man es so nimmt, gehört er jetzt meiner Tochter.«
    »Aber manaia wurden früher nicht an Weiße vergeben. Sie haben keine Beziehungen zu der Totenwelt der Maori.«
    »Das mag vielleicht stimmen, aber ob Sie es glauben oder nicht, Madame hat Beziehungen zu dieser Welt.«
    Newman schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Sie haben mir doch von der Braut von Madames Großvater erzählt.«
    »Der er die Sonne gewidmet hat.«
    »Diese Frau war eine Maori.«
    Zanes Miene verriet, dass er nichts davon wusste.
    Warum mochte Louise es ihm verheimlicht haben?
    »In den Adern meiner Tochter fließt also auch Maori-Blut.«
    Er schnappte nach Luft und griff nach Helenas Hand. »Aber das ist ja wunderbar!«
    Helena überlief es heiß und kalt. Ihr Herz pochte, aber sie wollte ihre Hand nicht wegziehen. »Inwiefern?«
    »Sie haben doch gehört, was dieser Manson gesagt hat.«
    »Er hat bezweifelt, dass es einen Vertrag zwischen den Maori und Louises Familie gibt.«
    »Ja, aber diese Behauptung ist haltlos, denn Madame gehört das Land allein schon wegen ihrer Verwandtschaft zu dem Stamm!«
    Freudige Erregung erfasste Helena. »Dann wird Manson ihr ihren Grund und Boden nicht wegnehmen können?«
    »Das kann niemand«, antwortete Newman skeptisch und zog seine Hand wieder zurück. »Allerdings gibt es da einen Haken. Madame wird beweisen müssen, dass ihre Großmutter Maori war.«
    »Das weiß man doch im Dorf!«
    »Das mag sein. Aber Gerichte wollen Beweise sehen. Amtliche Papiere.«
    Helenas Mut sank. Es würde schwierig sein, Unterlagen aus dieser Zeit aufzutreiben. Aber vielleicht konnte Madame ihr behilflich sein ...
    »Wenn wir in Napier sind, können wir ja mal in der Kirche nachfragen. Vielleicht liegen dort irgendwelche Dokumente.«
    »Keine schlechte Idee, Helena.« Newman lächelte triumphierend. »Aber jetzt sollten wir uns besser wieder dem Wein zuwenden.« Er tippte auf den Greenstone. »Wenn Sie wirklich davon überzeugt sind, dass der manaia Glück bringt, sollten Sie ihn bei den Verhandlungen tragen.«

5

    Die Straßen von Napier waren an diesem Morgen überfüllt von Passanten. Vor wenigen Stunden hatte ein Dampfschiff Zuwanderer aus Übersee und Gäste aus Auckland gebracht. Die Fuhrwerke mussten immer wieder Rücksicht auf die Fußgänger nehmen, um niemanden zu überrollen. Auch Didier kam mit dem Landauer nur langsam voran.
    »Verdammt, was ist denn heute los?«, murmelte er vor sich hin, als er einem Jungen mit Schubkarre ausweichen musste, der unvermittelt auf die Straße geraten war.
    »Wie spät ist es?«, fragte Helena, während sie aufgeregt ihr Haar ordnete. Zu viel stand heute auf dem Spiel. Sie durfte sich keinen Fehler erlauben.
    Zane, der ihr gegenübersaß, zog seine Taschenuhr aus der Westentasche. »Viertel vor zehn. Bis um zehn Uhr sind wir im Lions.
    Helena kamen allmählich Zweifel. Hat sich das Schicksal gegen mich verschworen? Monsieur Rouget wird es nicht schätzen, wenn ich zu spät komme.
    »Immer mit der Ruhe!«, versuchte Newman sie zu beruhigen. »So groß ist Napier nicht. Das Hotel liegt ganz in der Nähe.«
    Helena lehnte sich zurück und versuchte, sich mit dem Betrachten der Häuser abzulenken. Der fischige Geruch, der durch die Straßen zog, erinnerte sie an ihre Ankunft in Napier. Wie viel hatte sich seitdem verändert!
    In Hafennähe lichteten sich die Straßen ein wenig, worauf Didier die Pferde schneller antrieb. Als der Landauer vor dem Hotel hielt, war es wenige Minuten vor zehn.
    Helenas Angst, zu spät zu kommen, wich der Aufregung angesichts des Treffens mit dem Händler. Sie schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe. Du machst so

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