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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Bedrohung durch die Außenweltler für immer gebannt wäre. Es würde mindestens ein Jahrhundert dauern, doch es war von höchster Wichtigkeit für das Überleben der menschlichen Rasse.
    Wenn Großbrasilien die Außenweltler allein besiegt hätte, dann wäre die Nullwachstumsinitiative bereits auf allen anderen bewohnten Monden der Systeme von Jupiter und Saturn eingeführt worden. Doch die Europäische Union hatte gegenüber einem Massensterilisationsprogramm moralische Bedenken geäußert, und die Pazifische Gemeinschaft war nicht nur eine Partnerschaft mit der Bevölkerung von Iapetus eingegangen, sondern hatte sogar begonnen, Kolonisten von der Erde ins Außensystem zu bringen. Sie hatten ihre Basis auf Phoebe erweitert und damit gedroht, ein paar der kleineren Monde, deren Bewohner nach dem Krieg zwangsdeportiert worden waren, zu besetzen und zu besiedeln.
    Meinungsverschiedenheiten zwischen den drei Mitgliedern der DMB über die Ziele der Besatzung hatten zu einer Pattsituation ähnlich dem Kalten Krieg geführt, die von Misstrauen und Paranoia bestimmt war. Deshalb war Großbrasilien trotz der wachsenden Macht der radikalen Grünen nicht bereit, die Ausbeutung des wissenschaftlichen und technologischen Wissens der Außenweltler aufzugeben; jedenfalls nicht solange, wie die Europäische Union und die Pazifische Gemeinschaft dies weiterhin taten und die Chance bestand, dass sie vielleicht über irgendein Fragment aus der Physik, Mathematik oder Gentechnologie stolperten, das zum Grundpfeiler einer neuen Technologie werden könnte, die so bahnbrechend wäre wie Flugzeuge oder Antibiotika. Die Gesetzgebung der radikalen Grünen besagte, dass wissenschaftliche Forschung in Großbrasilien von einer neuen und ausgesprochen strengen Regulierungsbehörde
kontrolliert wurde, aber die Arbeit auf dem Mond und im Außensystem blieb davon unberührt, weil diese für die Staatssicherheit als notwendig erachtet wurde. Doch obwohl Sri und ihre Mitarbeiter weiterhin Avernus’ Gärten erkunden, die Biotechnologie der Außenweltler erforschen und die großartigen Archive der Gemeinschaftsbibliothek durchforsten durften, und sich dabei nur selten vor Untersuchungsausschüssen und Aufsichtskommissionen verantworten mussten, war sie getrieben von dem Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief.
    Inzwischen glaubte Sri, dass sie die Prinzipien, auf die sich die Gestaltung der exotischen Gärten von Avernus stützte, fest im Griff hatte. Sie hatte zahlreiche Leute befragt, die die Genzauberin gekannt oder mit ihr zusammengearbeitet hatten, und gleichwohl Versuche, eine KI-Simulation der Genzauberin zu entwickeln, bislang gescheitert waren, hatte sie die Idee noch immer nicht aufgegeben. Mehr Daten wurden gebraucht, und bereits vorhandene Daten mussten besser genutzt werden. Sri hatte Algorithmen entwickelt, welche die Möglichkeiten dessen abbildeten, was sie als »biologischen Informationsraum« bezeichnete, und sie hatte eine Menge darüber herausgefunden, wie die vielen verschiedenen Gärten sich selbst regulierten – ein paar hatten mehrere Phasen durchlaufen, ohne dass sich in fünfzig Jahren oder mehr je ein Zusammenbruch oder das Aussterben einer Population ereignet hatte. Sie hatte auch eine Menge neuer Tricks über die Gestaltung und Vermehrung von Vakuumorganismen entwickelt und sie dazu benutzt, neue Stämme zu schaffen, die zu einer pseudosexuellen Rekombination ihrer Grundinformation befähigt waren. Und außerdem zu einer zufälligen Vererbung von Variationen der Pseudoribosomen, die diese Information transkribierten, und der Pseudomitochondrien,
auf denen ihre Stoffwechselfunktionen beruhten: Merkmale, die zu Unterschieden zwischen den einzelnen Individuen führten, womit das Potenzial zur Evolution durch Darwin’sche Selektion gegeben war.
    Außerdem hatte ihr jüngster Streit mit Berry in ihr ein Interesse an der Entwicklung des menschlichen Gehirns und der grundlegenden neurologischen Mechanismen, die Emotionen erzeugen und regulieren, geweckt. Es sollte sich als nützliche Ablenkung von ihrer Angst um Alder erweisen, und wie üblich, wenn sie sich auf einem Feld bewegte, das ihr nicht besonders vertraut war, las Sri viel, verarbeitete das neu gewonnene Wissen und erstellte Listen wichtiger Fragen, die noch nicht beantwortet waren. Wenn man von Freuds Märchen und zweifelhaften sozioanthropologischen Vergleichen mit jungen, subdominanten Schimpansen absah, schien Konsens darüber zu herrschen, dass jugendliche

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