Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Portion Glück schon einiges überlebt hatte.
Vor dem Krieg hatte sich Euclides dem Teil seiner Familie angeschlossen, der sich gegen den grünen Heiligen Oscar Finnegan Ramos ausgesprochen hatte, Sris Mentor und Euclides’ Großonkel, der sich für Frieden und Versöhnung mit den Außenweltlern eingesetzt hatte. Euclides hatte versucht, Sri bei einem Komplott zu benutzen, um Oscar zu entmachten, doch sie hatte begriffen, dass sie danach ziemlich sicher umgebracht werden würde. Deshalb hatte sie selbst das Zepter in die Hand genommen, indem sie den Heiligen getötet hatte, von der Erde geflohen war und sich Arvam Peixoto gestellt hatte. Doch jetzt war Arvam tot, und Sri war erneut Euclides Peixotos Gnade ausgeliefert. Wegen seiner schäbigen Intrige konnte er sie für Oscars Tod nicht belangen, doch er ließ keine Gelegenheit aus, sie daran zu erinnern, wie sehr er es genoss, Macht über sie zu haben.
Als sie vorschlug, dass man die Wissenschaftler und Techniker aus der Station in der Antarktis doch zum Saturn bringen könnte, wo sie einen wertvollen Beitrag dazu leisten könnten, die Fundgrube der Gemeinschaftsbibliothek der Außenweltler zu sichten, sagte er, dass sie nicht die Einzige sei, die auf diesem Feld Forschungen betreibe, und wie sie bestimmt wisse, sei die Sicherheit ihrer Position durch die unglücklichen Vorfälle in der Antarktis gefährdet.
»Es hat keinen Sinn, sich die Mühe zu machen, die Leute hierherzuholen, um sie dann gleich wieder zurückschicken
zu müssen, falls Sie abgesetzt werden sollten«, sagte er und wechselte das Thema, indem er anmutig durch den Raum zu einer Vitrine schritt, welche die Brustplatte eines Druckanzugs enthielt, die mit einem komplexen Gemälde bedeckt war. »Das ist eines von Munks Sieben Wandlungen des Ringsystems . Das letzte in der Serie. Kennen Sie ihn? Munk? Er gehörte zu den großen Künstlern hier, vor dem Krieg.«
»Mit Kunst kenne ich mich nicht sehr gut aus«, sagte Sri.
»Ich auch nicht. Aber ich würde sagen, dieser Munk hat damit ziemlich gute Arbeit geleistet. Sie werden nie erraten, wer mir das gegeben hat. Ein gemeinsamer Freund aus alten Zeiten.«
»Loc Ifrahim.«
»Entweder Sie haben gut geraten, oder Sie wissen etwas, von dem ich nicht vermutet hätte, dass Sie es wissen.«
»Es war eine logische Schlussfolgerung. Wir haben nur wenige gemeinsame Bekannte, und Mr. Ifrahim ist der Einzige, der Zugang zu gestohlener Kunst hat. Er hat wohl versucht sich einzuschmeicheln.«
»Ich muss zugeben, dass er hin und wieder nützlich ist. Der Besitzer dieses Objekts war ein Militärführer in Camelot auf Mimas. Oberst Faustino Malarte. Erinnern Sie sich an ihn? Er war in einen Skandal verwickelt, wo es um Schmuggel und den Verkauf von Kunstwerken in der Heimat ging.«
»Ich interessiere mich nicht für Politik.«
»Ich weiß. Sie kümmern sich nicht um Dinge, die für andere Menschen wichtig sind. Sie interessiert nur Ihre Arbeit. Das ist übrigens keine Kritik. Tatsächlich ist es das, was ich an Ihnen mag. Es bedeutet, dass ich mit Ihnen über Politik sprechen kann, weil ich weiß, dass Sie von dem, was ich Ihnen erzähle, keinen Gebrauch machen werden. Jedenfalls war der gute alte Malarte Gegenstand einer eingehenden Untersuchung. Unser Freund Loc Ifrahim hatte
einen Anteil daran – er hat die Sache im Grunde in Gang gebracht, obwohl er es auf eine so raffinierte Art und Weise getan hat, dass es die meisten gar nicht bemerkt haben. Gegen Malarte wurde also ordnungsgemäß ermittelt, und er wurde des Amtsmissbrauchs für schuldig befunden. Und dann, während er darauf wartete, unehrenhaft zur Erde zurückgeschickt zu werden, haben ihn zwei Außenwelter umgebracht. Sie wissen wirklich nichts davon? Wahrscheinlich nicht. Nun, es ist eine interessante Geschichte«, sagte Euclides. »Einer der Mörder war Mitarbeiter eines Senatsmitglieds von Camelot, der Malarte geholfen hat, sich das Zeug, das er auf die Erde geschmuggelt hat, unter den Nagel zu reißen. Die andere war Malartes Geliebte. Sie hat mit ihm geschlafen, um ein paar ihrer Familienangehörigen vor dem Gefängnis zu retten, aber sie wurden dann trotzdem festgenommen. Wie auch immer, Malarte steckte in solchen Schwierigkeiten, dass sie ihm eigentlich einen Gefallen damit getan haben, ihn zu töten. Sie haben ihm die Schmach eines Kriegsgerichts und Exekutionskommandos erspart. Was ich, um ehrlich zu sein, ein wenig ärgerlich fand, weil er ein Spross der Familie Pessanha war, und wir
Weitere Kostenlose Bücher