Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
während der Kolonisierung der Systeme von Jupiter und Saturn gesammelt hatten. Sie suchten kohlenstoffhaltige Ablagerungen und bauten diese ab. Dann errichteten sie Reaktoren, die das teerartige Material in Baudiamant, Fullerenverbundstoffe und alle Arten von Kunststoff umwandelten. Ihre Mannschaft aus Baurobotern – leistungsstarke, vielseitig einsetzbare Maschinen, die in wenigen Wochen Bauprojekte durchführen konnten, für die menschliche Arbeiter ein ganzes Jahrzehnt gebraucht hätten – hoben in der Nähe der steil aufragenden Wände einer der Spalten eine Reihe von Tagebautunneln aus, unter einem wulstigen Überhang, der sie vor einer oberflächlichen Erkundung
mit optischen Geräten, Radar oder Mikrowellen verbergen würde. Der THOR-Kernspaltungsreaktor aus dem alten Habitat auf der Titania versorgte sie mit genügend Energie, die Tunnel wurden sorgfältig isoliert und überschüssige Wärme, die durch ihre mehrschichtigen Wände durchsickerte, wurde von einem supraleitenden Netz eingefangen und zu einer Stelle geleitet, die mehrere Kilometer vom Rand der Spalte entfernt war. Dort wurde tief unter der Oberfläche ein unterirdischer See geschaffen, der nicht nur einen Vorrat an Trinkwasser bereitstellte, sondern durch Elektrolyse auch zur Herstellung von Sauerstoff genutzt werden konnte.
Wie bei den anderen Monden des Uranus auch, befand sich die Umlaufbahn der Miranda gegenwärtig im rechten Winkel zum restlichen Sonnensystem. Ihr Südpol war also der Sonne und den inneren Planeten zugewandt und der Nordpol zeigte in Richtung der Dunkelheit jenseits des Sonnensystems. Die neue Heimat der Flüchtlinge war nicht nur durch die Masse des Mondes vor dem inneren Sonnensystem verborgen, sondern auch von der dauerhaften Dunkelheit eines Winters eingehüllt, der erst enden würde, wenn Uranus die Sonne halb umrundet hatte und seine Rotationsachse und die seiner Monde sich wieder der Sonne zuneigen würden. Aber das würde erst in vierzig Jahren passieren, und wer wusste schon, was bis dahin alles geschehen mochte. Die Flüchtlinge, die sich jetzt die Freien Außenweltler nannten, richteten sich in ihrer neuen Heimat ein, nahmen ihr Leben wieder auf und begannen, zaghafte Pläne für die Zukunft zu schmieden.
Anfangs lebten sie vor allem von Hefekulturen und synthetischen Nahrungsmitteln, die auf den Feldern von Vakuumorganismen auf der Titania gewonnen wurden. Diese wurden in verschiedenen einfallsreichen Varianten von den
Nahrungssynthetisierern hergestellt und reichten aus, um die körperlichen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Doch wie alle Außenweltler waren die Siedler der Meinung, dass es für ihr psychologisches und spirituelles Gleichgewicht dringend notwendig war, ihre eigenen Nahrungsmittel anzubauen. Ein Triumph des Lebens über die bloße Materie. Eine unmittelbare Verbindung zu dem Dasein, das sie hinter sich gelassen hatten. Deshalb wurden die Tunnel komplett in Hydrokulturfarmen verwandelt. Die Menschen schliefen in Zelten und Wickiups inmitten der dichten Pflanzungen aus Weizen und Mais, Reis und Kartoffeln, Yams, Tomaten, Salat und Spinat, zwei Dutzend verschiedener Bohnenarten, Obstbüschen, Reihen von Tee – und Kaffeemoosen und einer Fülle von Kräutern. Am Anfang gab es die üblichen Rückschläge und Versorgungsschwankungen, aber nach sechs Monaten harter Arbeit war das Ökosystem der unterirdischen Siedlung einigermaßen stabil.
Die Freien Außenweltler hielten nur wenige Schiffe in Betrieb. Die übrigen wurden in Gruben gelagert, die in den Boden benachbarter Spalten und Täler gegraben wurden, und mit Fullerenhauben und Schichten aus Eisgeröll abgedeckt. Da die Siedler dringend neuen Treibstoff benötigten, bastelten sie eine Flotte von Robotern zusammen, deren Flugwerke sie mit Ionensammlern ausstatteten. Diese durchkreuzten wie Riesenhaie die mittleren Bereiche der Atmosphäre des Uranus und durchsiebten in einer Stunde mehrere Tonnen Wasserstoff, sammelten Deuterium – und Tritiumisotope ein und pumpten sie in einen Lagertank. Wenn der Tank voll war, löste er sich vom Flugwerk und zündete einen chemischen Antrieb, der ihm genug Fluchtgeschwindigkeit verlieh, um sich in einem Orbit mit minimalem Energieaufwand der Miranda zu nähern, wo er von Schleppern eingefangen wurde.
Kleine automatisierte Observatorien wurden an den Südpolen von Ariel, Umbriel und der Titania errichtet. Die Bahnen dieser Monde waren weiter vom Uranus entfernt als die der Miranda, und von
Weitere Kostenlose Bücher