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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Sie dort Ihr Leben weiter.«
    Einen Moment lang blitzte durch die Maske von Loc Ifrahims hübschem Gesicht blanke Verachtung durch. Dann lächelte er und sagte: »Viel Glück bei Ihrer Arbeit, Madam. Ich hoffe, Sie finden, wonach Sie suchen. Das hoffe ich wirklich. Aber wenn Sie mir noch einmal über den Weg laufen und sich in das einmischen sollten, was rechtmäßig mir gehört, dann wird es Ihnen schlecht ergehen.«
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich mir die größte Mühe geben werde, mich von Ihnen fernzuhalten.« Sri war zu müde und aufgewühlt, um über Ifrahims Anmaßung wütend zu sein. Außerdem war er ein Narr – was hätte es für einen Sinn, ihm eine Lektion zu erteilen? Sie wandte sich an die Frau, die neben ihm stand, ein unscheinbares junges Ding mit einem kurzen schwarzen Bürstenschnitt und den Streifen eines Hauptmanns auf der Brust ihres blauen Overalls, und gab ihr den Rat, sich ebenfalls von Ifrahim fernzuhalten. »Sein Pech überträgt sich für gewöhnlich auf die Leute in seiner Umgebung«, sagte sie und ging weiter.
    Loc Ifrahim rief ihr etwas hinterher – er musste immer das letzte Wort haben –, aber sie drehte sich nicht um.

    Zwei Tage später, an Bord eines Shuttles unterwegs zum Titan, wunderte sich Sri immer noch über Yulis eiserne Entschlossenheit. Das junge Mädchen hatte beinahe eine der Notluftschleusen erreicht, als die Drohnen es niedergeschossen hatten. Das Schockhalsband hatte einwandfrei funktioniert, doch als eine der Wachen es ausgelöst hatte, war es Yuli irgendwie gelungen, den Schmerz zu blockieren. Was bedeutete, dass sie das auch während des Verhörs hätte tun können, aber Hauptmann Doktor Gaviláns Hirnscans und Blutuntersuchungen hatten gezeigt, dass sie es nicht getan hatte. Sie hatte tagelang furchtbare Qualen erduldet, um ihre Bewacher in den Glauben zu versetzen, sie könnten sie mit Schmerzen beherrschen. Und sie hatte mindestens zweimal die Ladung des Halsbands ertragen, bevor sie sich an dem Mann gerächt hatte, der ihre Folter befohlen hatte, und ihren Fluchtversuch gewagt hatte. Sie war tatsächlich ein Monster gewesen, aber was für ein Monster!
    Sri hatte Yuli nicht erzählt, dass sie herausgefunden hatte, wer ihr Vater war. Es hatte keine Möglichkeit gegeben, unter vier Augen zu sprechen, und Sri hatte vermeiden wollen, dass Arvam davon erfuhr. Aber es gab jemanden, dem sie die Wahrheit erzählen musste, und nachdem das Shuttle auf der Landeplattform außerhalb der brasilianischen Basis im hohen Norden des Titan aufgesetzt hatte, fuhr sie direkt nach Tank Town.
    Gunter Lasky lauschte der Geschichte von Yulis Fluchtversuch und ihrem Tod, ohne Sri zu unterbrechen. Als sie geendet hatte, sagte der alte Mann: »Hat sie sehr gelitten?«
    »Sie ist schnell gestorben.«
    Es gab keinen Grund, ihm von der Folter zu berichten, die Yuli hatte erdulden müssen. Das wäre nur unnötig grausam gewesen und würde dem Widerstand neue Munition liefern.

    »Warum haben Sie mir das erzählt? Jetzt spielt es doch keine Rolle mehr.«
    »Sie haben es verdient, die Wahrheit zu kennen. Ich bin nicht hier, um mit Informationen zu handeln.«
    »Es spielt in der Tat keine Rolle«, sagte der alte Mann mit etwas mehr Nachdruck. »Deswegen bringe ich Ihnen nicht mehr Zuneigung entgegen oder Avernus weniger. Sie mischen sich in unser Leben ein und zerstören alles, was wir aufgebaut haben – ein ganzes Jahrhundert Menschheitsgeschichte, das Sie einfach nicht verstehen. Und niemals verstehen werden. Darum werden Sie diesen Krieg auch verlieren, wissen Sie. Weil Sie uns nicht verstehen.«
    Es herrschte wieder Schweigen. Sie blickten beide durch das große Diamantfenster auf die rabenschwarzen Felder mit Vakuumorganismen hinaus, die sich in den düsteren orangefarbenen Dunst erstreckten, aber zum ersten Mal wurde Sri klar, dass sie nicht dieselbe Landschaft sahen. Über den Titan und all die anderen Monde, auf denen Avernus ihre Gärten geschaffen hatte, hatte Sri noch viel zu lernen.
    Sie sagte: »Ich will Sie besser verstehen. Deswegen bin ich hier.«
    »Als wir uns das letzte Mal begegnet sind, habe ich gesagt, dass Sie Avernus ein klein wenig ähneln würden. Ich glaube, ich habe mich geirrt.«
    »Ich will besser sein als sie.«
    »Auf jeden Fall sind Sie menschlicher als sie. Das soll übrigens ein Kompliment sein«, sagte Gunter Lasky. »Aber ich bezweifle, dass Sie es als solches verstehen werden.«
    Sie überließ den alten Mann seiner Trauer um eine Tochter, die er nie

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