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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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dem General einen Gefallen zu erweisen, würde mit Sicherheit seinem Ruf schaden. Doch er konnte den Auftrag nicht ablehnen. Arvam Peixoto war immer noch sehr mächtig, und er wusste genug, um Loc zu vernichten, wenn er wollte.
    »Hauptmann Neves wird Sie begleiten«, sagte der General. »Sie ist Berrys Betreuerin und hat sich als ausgesprochen fähig erwiesen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen. «
    »Natürlich nicht«, sagte Loc, obwohl er alle möglichen Einwände hatte. Nicht gegen Hauptmann Neves; er mochte die Frau und war überhaupt nicht neidisch gewesen, als sie in den Stab des Generals berufen worden war. Doch war klar, dass der General auf seine übliche hinterhältige Art alte Rechnungen beglich. Indem er Loc mit weiteren Aufgaben betraute und ihn mit Sri Hong-Owen in Verbindung brachte …
    »Professor Doktor Hong-Owen ist mit ihrer Mannschaft auf Mimas. Sie erforschen einen weiteren dieser seltsamen
Gärten. Ich bin sicher, dass sie sich über eine Wiedervereinigung mit ihrem Sohn freuen wird, und es wird eine ziemliche Erleichterung sein, Berry in guten Händen zu wissen«, sagte der General. »Ich würde Sie ja gern bitten, zum Abendessen zu bleiben, Mr. Ifrahim, aber ich denke, Sie sollten so bald wie möglich aufbrechen. Auf Wiedersehen. Oh, und viel Glück natürlich.«
     
    »Pass gut auf«, sagte Loc Ifrahim sechs Tage später zu Hauptmann Neves. »Das passiert, wenn man den Außenweltlern gestattet, ihre sogenannte Demokratie zu behalten.«
    Sie standen vor einer der großen transparenten Kunststoffplanen, die an die Fassade des Konferenzgebäudes von Camelot, Mimas, geschweißt waren. Es war eines der größten Gebäude der Stadt, eine offene Kugelkonstruktion mit sechs Geschossen, bestehend aus Laufstegen und kapselförmigen Räumen, umschlungen und durchzogen von den Ästen eines riesigen Bengalischen Feigenbaums. Vor dem Krieg war es der Treffpunkt gewesen, wo die Einwohner zusammengekommen waren, um Probleme zu diskutieren und Strategien zu entwickeln; jetzt war es der Hauptsitz der Übergangsregierung. Die Besatzungsmacht hatte es mit einer Kunststoffhaut umhüllt, Blattwerk und hängende Häuser, Geschäfte und Werkstätten darum herum entfernt, Fullerennetze zwischen den zahlreichen Stämmen des Baumes gespannt und dadurch einen Platz von hundert Metern Durchmesser darum herum geschaffen.
    Am östlichen Rand dieses offenen Platzes drängten sich Außenweltler und hielten Banner hoch, während Wolken aus Licht in die Luft projiziert wurden – Sprüche, lange Texte, die die jüngsten Angriffe auf ihre sogenannte Sozialdemokratie schilderten, Videokunst voller blitzender, nicht genau erkennbarer, jedoch zweifelsohne bedeutungsvoller
Bilder. Jemand rief etwas durch ein Megafon; andere heizten die Atmosphäre an. Eine Gruppe von Demonstranten hatte sich an einen der Stämme des Feigenbaums gekettet, und ein Trupp der Militärpolizei in weißen Overalls mit weißen verspiegelten Helmen versuchte, ihre Ketten mit Schweißbrennern zu zerschneiden und sie wegzuzerren.
    Während Loc Ifrahim und Hauptmann Neves dem Spektakel zusahen, flog etwas Vogelgroßes über den Platz und steuerte kopfüber auf die Kunststoffplane direkt vor ihnen zu. Loc wich zurück, bevor er feststellen konnte, was es war. Hauptmann Neves hingegen blinzelte kaum, sondern betrachtete das Ding mit ernster Miene, als es mit einem heiseren Kreischen Slogans über Liebe und Frieden zu skandieren begann, die die Kunststoffplane zum Knattern brachten. Dann stieß eine Drohne herab, wie ein Habicht auf einen Sperling, pflückte den kleinen Apparat von der Kunststoffplane und kehrte zurück zu ihrem Steuermann auf dem Platz, wo die Polizei die letzten der angeketteten Demonstranten losgeschweißt hatte und sie zu einem Raupenkettenfahrzeug schaffte, während die aufgebrachte Menge johlte und klatschte.
    »Einer von den Sicherheitsleuten hat mir erzählt, dass sie diesen Schwachsinn jeden Tag veranstalten«, sagte Hauptmann Neves. Sie hatte für das Treffen mit dem Militärgouverneur der Stadt ihr Uniformkleid angezogen und stand kerzengerade mit ihrer Mütze unter dem linken Arm da, mit frisch getrimmtem Bürstenschnitt und ernstem Ausdruck in ihrem kaffeebraunen Gesicht. Sie blickte drein, als würde sie für ein Rekrutierungsplakat posieren. »Ich begreife es nicht. Warum sind sie nicht alle eingesperrt?«
    »Was in Paris verboten ist, gilt hier als legaler friedlicher Protest«, sagte Loc. »Gebilligt vom Stadtrat und dem

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