Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
und führte sie durch hohe Doppeltüren in ein hangargroßes Büro. Abgedunkelte Lampen waren über einen Boden aus purpurrotem halblebendigem Gras verteilt, auf dem silbrige Muster wie das Kräuseln eines Teichs entstanden, wenn man darüber ging. Die Muster wurden in filigranen Ketten an die dunkelgrün gestrichenen Wänden geworfen, die mit Kunstobjekten geschmückt waren: Malerei und exotische Masken. Von der Decke hingen Skulpturen aus Holz und Harz herab, die an Brüste oder Penisse erinnerten oder an die Nester fremdartiger Geschöpfe … alles Beutegut natürlich. Am anderen Ende des Raums befand sich ein riesiger Kamin mit etwas, das aussah wie ein Holzfeuer, aber wahrscheinlich keines war. Es verbreitete ein warmes gelbes Licht im Raum. Auf der einen Seite stand ein Schreibtisch von der Größe eines Autos; auf der anderen hing auf einem T-förmigen Ständer die Brustplatte eines Druckanzugs.

    Oberst Faustino Malarte betrachtete die Brustplatte oder tat jedenfalls so, ehe er sich zu Loc und Hauptmann Neves umwandte, die durch den riesigen Raum auf ihn zugingen. Er war ein dunkelhäutiger Mann mit schwarzen, kinnlangen Locken und feuchten Augen, die dicht beieinander über seiner Nase saßen, die einmal gebrochen worden war und leicht nach links stand. Er trug eine himmelblaue, makellos gebügelte Uniform aus Spinnenseide, seine Schultern waren mit Litzen bedeckt, und über die Brust waren fünf Reihen Ordensbänder verteilt. Er war ein Spross der Familie Pessanha, mit einem Achtel Blutsverwandtschaft, ein politischer Gesandter, der den Säuberungen des BSD entkommen war, weil er Arvam Peixoto nie besonders nahegestanden hatte. Loc lehnte ihn automatisch ab, wie er jeden ablehnte, der seine Machtposition eher wegen seiner Herkunft als seines Talents und harter Arbeit erlangt hatte.
    »Ich habe gehört, Sie verfügen über umfassende Kenntnisse der Außenweltlerkultur, Mr. Ifrahim«, sagte der Oberst. »Womöglich erkennen Sie das hier.«
    Er schnippte mit den Fingern, und ein Scheinwerfer ging an, dessen schmaler Lichtstrahl auf ein Gemälde auf der gewölbten Oberfläche der Brustplatte fiel. Ein Haufen Kristallsteine, die wie Menschenköpfe geformt waren, ging über in einen nebligen Pfad, der sich in der Unendlichkeit verlor.
    Loc wusste sofort, was es war, doch er dämpfte seine Erregung und schenkte dem Gemälde nur einen gelangweilten und teilnahmslosen Blick, als er sagte: »Es sieht aus wie eine von Munks Sieben Wandlungen des Ringsystems . Ist es echt, oder haben Sie es für sich anfertigen lassen?«
    Während ihn Oberst Malarte hatte warten lassen, hatte Loc einen seiner alten Kontakte von Camelot aktiviert und ein paar Nachforschungen angestellt. Unter anderem hatte
er erfahren, dass sich der Oberst eine Außenweltlerin als Geliebte genommen hatte, und die Frau war eine Künstlerin, die ihre Ausbildung in Munks Werkstatt absolviert hatte.
    »Das ist keine Fälschung«, sagte der Oberst mit finsterem Blick. »Was Sie erkennen können, wenn Sie sich die Mühe machen, es eingehend zu studieren. Es ist das Letzte der Serie. Nummer sieben. Es heißt, dass jeder, der in der Zeit, als Munk es malte, in Camelot gelebt hat, darin porträtiert ist. Sie brauchen ein Mikroskop, um es angemessen zu würdigen. «
    »Ich bedaure wirklich zutiefst, nur in praktischen Dingen bewandert zu sein«, sagte Loc. »Ich verstehe die Arbeit, die in einem solchen Werk steckt, doch ich bin nicht sehr erfahren darin, Kunst zu bewerten.«
    »Das ist unabdingbar, wenn man mit den Genbastlern zu tun hat«, erwiderte der Oberst. »Sie sind ganz versessen auf Authentizität und den Wert ausgefeilten Handwerks und künstlerischer Visionen. Vor dem Krieg war Camelot berühmt für seine Druckanzüge, und Munk war der beste Kunsthandwerker, der sich auf die Verzierung von Brustplatten spezialisiert hatte. Wenn ich heute nicht so beschäftigt wäre, würde ich Sie gern über die Nuancen seiner Arbeit ins Bild setzen.«
    »Vielleicht ein andermal«, sagte Loc.
    Ihn amüsierte das aufgeblasene Überlegenheitsgefühl des Oberst und die abgeschmackte Theatralik des Scheinwerfers. Der Mann machte seinem Ruf als Prahlhans alle Ehre, eine Blase aus Eitelkeit und heißer Luft, die nur auf den Nadelstich wartete. Was sein gepriesenes Beutestück betraf, war Loc der Meinung, dass es so simpel und sentimental wie eine Grußkarte war. Aber es konnte trotzdem brauchbar sein, irgendwann einmal …

    Der Oberst führte Loc und Hauptmann Neves zu

Weitere Kostenlose Bücher