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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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wachsweichen Oberst Malarte.«

    »Das ist respektlos«, sagte Hauptmann Neves. »Und nichts dagegen zu unternehmen, lässt uns schwach aussehen.«
    »Was würdest du tun, wenn du das Kommando hättest?«
    »Ich würde mich den Demonstranten gegenüber genauso respektlos verhalten«, sagte Hauptmann Neves.
    »Damit würdest du bestimmt ihre Aufmerksamkeit erregen. Aber natürlich würde es auch Märtyrer hervorbringen. Und Märtyrer sind ein wirksames Mittel, um Sympathisanten zu gewinnen.«
    »Wenn jemand in einer Einheit gegen Vorschriften verstößt oder Mist baut, verpfeift ihn keiner. Genauso sollte es sein, wenn eine Einheit zusammenhält. Man regelt das, indem man die gesamte Einheit bestraft. Wenn sich also ein paar Genbastler danebenbenehmen, sollte man sie alle bestrafen. Aus allen Märtyrer machen. Und weil ich wetten würde, dass sie nicht den nötigen Mumm dazu hätten, würden sie sich bald gegenseitig kontrollieren.«
    »Wenn jemand eine ganze Stadt bestrafen könnte, dann du«, sagte Loc.
    Hauptmann Bethany Neves war ein paar Jahre jünger als Loc. Ihre Eltern hatten im Rückgewinnungs – und Sanierungskorps gedient, und sie hatte ein trostloses und zigeunerhaftes Leben geführt, während sie Stück für Stück die riesige Wüste in der Mitte der ehemaligen Vereinigten Staaten renaturiert hatten. Sie teilte den Glauben ihrer Eltern nicht, dass man die Welt heilen könnte, indem man die Ruinen alter Städte und Vororte abriss, Flüsse und Seen reinigte und mühsam Mutterboden schuf, um Gras und Weiden anzupflanzen. Nein, sie hatte von all dem nichts wissen wollen, also war sie der Luft – und Raumwaffe beigetreten und hatte sich nach oben gedient. Sie war nicht besonders intelligent oder talentiert, und sie hatte nicht die geringste Ahnung vom Politikgeschäft, doch sie war eine willige und
wissbegierige Schülerin. Loc war amüsiert und geschmeichelt von ihrem Engagement und ihren neugierigen Fragen, und er bewunderte ihre Art, mit Berrys Übellaunigkeit und Wutausbrüchen umzugehen. Bei ihrem ersten gemeinsamen Frühstück hatte Berry Loc mit Granatapfelsaft bespritzt. Hauptmann Neves hatte dem Jungen den Trinkkolben weggenommen und ihm augenblicklich eine kräftige Ohrfeige verpasst, und als er zurückschlagen wollte, hatte sie ihn festgehalten, ihren Gürtel aus der Hose gezogen, ihn doppelt genommen und den Jungen damit gnadenlos verdroschen. Später erzählte sie Loc, dass man ihr als junges Mädchen häufig die Betreuung kleiner Kinder übertragen und sie rasch kapiert hatte, dass sofortige Bestrafung und strikte Disziplin die wirksamsten Mittel waren. Der Trick bestand darin, Striemen statt Blutergüssen zu hinterlassen, sagte sie. Striemen verschwanden nach ein paar Tagen, Blutergüsse brauchten viel länger.
    Hauptmann Neves erzählte Loc Geschichten aus ihrer Kindheit; er erzählte ihr leicht abgeänderte Geschichten über seine Abenteuer im Außensystem. Und während sie in Camelot, Mimas, beinahe eine Woche lang festsaßen und auf die Erlaubnis warteten, Berry seiner Mutter zu übergeben, hatte rasch eins zum anderen geführt.
    Loc dachte an sie viel mehr als Hauptmann Neves denn als Bethany oder Beth; sie nannte ihn selbst in ihren intimsten Momenten Mr. Ifrahim. Hauptmann Neves übernahm gerne das Kommando, und Loc spielte bei ihren Dominaspielchen mit, mimte den Hilflosen, wenn sie ihm auf äußerst erfindungsreiche Weise kleine Schmerzen zufügte. Sich ihr zu unterwerfen, zärtlich und vollständig, war für ihn eine zeitweilige Befreiung von dem Druck, sich kühl und undurchschaubar geben zu müssen. Und obwohl ihre Affäre niemandem in ihrem Umfeld entgangen sein konnte,
kümmerte ihn das nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben war es ihm egal, was andere über ihn dachten. Als er jetzt ihr markantes Profil im Licht des Lüsters betrachtete, fragte er sich, ob das Liebe war.
    Sie warteten auf ein Treffen mit Oberst Faustino Malarte, den Militärgouverneur von Mimas. Sie brauchten seine Erlaubnis, um die Stadt verlassen zu können, doch der Mann war ihnen bei ihrer Ankunft in der Stadt aus dem Weg gegangen und dann nach Paris entschwunden, um an der Begrüßungszeremonie teilzunehmen, mit der Euclides Peixoto im Saturnsystem willkommen geheißen wurde. Und zweifelsohne, um mit der neuen Regierung zu sprechen und zu prüfen, ob er Berry erlauben konnte, zu seiner Mutter zurückzukehren.
    Zumindest kam jetzt die Sekretärin des Oberst, um Loc und Hauptmann Neves in Empfang zu nehmen,

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